Auswirkungen auf die Unternehmen in der Region
„Corona-Pandemie trifft fast jeden Betrieb“

Siegmar Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Germersheim-Kandel | Foto: ps
  • Siegmar Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Germersheim-Kandel
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Germersheim. Die Coronakrise trifft die Wirtschaft in der Region hart. Siegmar Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Germersheim-Kandel, zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Betriebe im Landkreis Germersheim.

???: In diesen aufregenden Zeiten: Wie haben Sie die vergangenen beiden Wochen erlebt?
Siegmar Müller: Meine Wahrnehmung deckt sich hier sicherlich mit der von vielen anderen: Durch die unglaubliche Dynamik der Ereignisse und Veränderungen fühlen sich die letzten vierzehn Tage wie Wochen an. Als Vorsitzender des Krisenstabes „Corona“ unserer Sparkasse war und bin ich zusammen mit vielen Kollegen intensiv damit beschäftigt, unser Haus so gut es irgend geht auf die Situation einzustellen.

???: Was steht dabei im Vordergrund?
Müller: Wir haben von Beginn an zwei große Ziele mit unserem Krisenmanagement verfolgt. Zum einen durch eine Vielzahl von Maßnahmen den Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Kundinnen und Kunden zu stärken und das Infektionsrisiko zu reduzieren. Zum anderen die in der Krise wichtigsten Bereiche unserer Sparkasse für unsere Kundinnen und Kunden betriebsbereit zu halten.

???: Was heißt "betriebsbereit halten"?
Müller: Den Sparkassen als öffentlich-rechtliche Institute kommt in der aktuellen Krise eine besondere Bedeutung und große Verantwortung zu. Unser gesetzlich festgeschriebener öffentlicher Auftrag verpflichtet uns dazu, in unseren jeweiligen Regionen die Versorgung der Bevölkerung und der lokalen Wirtschaft mit Geld- und Kreditdienstleistungen sicherzustellen. Wir nehmen als Sparkasse Germersheim-Kandel diesen Auftrag und unsere Verantwortung sehr ernst. Beispielhaft sei hier genannt, dass wir zwar einzelne Filialen geschlossen, aber weiterhin unsere acht Beratungscenter in den Verbandsgemeinde-Orten geöffnet haben. Unsere Sparkassen-Beraterinnen und –Berater stehen hier in bewährter Qualität als persönliche Ansprechpartner zur Verfügung. Wir haben dafür umfassende Maßnahmen zur Minimierung der Infektionsrisiken getroffen. Unsere 27 Selbstbedienungsbereiche im ganzen Landkreis Germersheim sind vollständig in Betrieb und stellen sicher, dass unsere Kunden in gewohnter Weise die Infrastruktur der Sparkasse nutzen können. Unser Firmenkundencenter haben wir personell verstärkt, um die vielen Anfragen entgegen nehmen und bearbeiten zu können.

???: Stichwort „Firmenkunden“. Welche Anfragen erreichen Ihre Mitarbeiter im Firmenkundencenter?
Müller: Uns haben in den Tagen seit Beginn der Krise eine unfassbare Anzahl von Anfragen besorgter Kundinnen und Kunden erreicht. Bis am vergangen Freitag waren dies Anrufe und Emails von über 850 Betrieben, selbstständig Tätigen, Freiberuflern und Unternehmern. Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen fast jeden Betrieb in unserer Kundschaft. Vom großen Mittelständler mit hunderten Mitarbeitern, über den Handwerksbetrieb mit einigen Angestellten bis zum Solo-Selbständigen. Auch in Bezug auf die Branchen gibt es fast keine Ausnahmen. Unmittelbar und besonders hart hat es die Unternehmen in der Gastronomie getroffen. Aber auch Handel, Gewerbe und industrienahe Betriebe spüren die Auswirkungen der Krise zwischenzeitlich erheblich.

???: Was können Sie als Sparkasse in dieser Situation für Ihre gewerblichen Kunden tun?
Müller: Die beiden wichtigsten Parameter in der aktuellen Situation sind „Liquidität“ und „Zeit“. Keiner von uns weiß mit Gewissheit, wie lange die Krise dauern wird und mit welchen längerfristigen Auswirkungen zu rechnen ist. Deshalb geht es aktuell erst einmal darum, die abrupt weggebrochenen Einnahmen durch die Stützung der Liquidität der Unternehmen zumindest teilweise zu kompensieren. Viele Kosten laufen ja unverändert weiter und können nur begrenzt durch Maßnahmen wir Kurzarbeit oder Steuerstundungen reduziert werden. Von größter Bedeutung sind hier die staatlichen Liquiditätshilfe-Programme, über die ja umfassend in den Medien berichtet wird. Uns war sofort nach Beginn der Krise klar, dass staatliche Stützungsprogramme aufgelegt werden, es aber eine gewisse Zeit dauern wird, bis diese bei den Unternehmen ankommen. Wir haben im Vorstand deshalb schon Anfang der KW 12 beschlossen, unseren gewerblichen Kunden unbürokratisch und kostenfrei die Aussetzung von Tilgungen bei ihren Sparkassen-Darlehen für bis zu sechs Monate anzubieten. Dies ist bis auf wenige rechtlich begründete Ausnahmen möglich. Schon fast 200 unserer gewerblichen Kunden haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

???: Sie haben die staatlichen Liquiditätshilfe-Programme angesprochen? Wie ist hier der aktuelle Stand?
Müller: Die verschiedenen Programme kommen jetzt ins Rollen. Auch wenn ich den Unmut von einigen über die Zeitdauer, bis Mittel tatsächlich bei den Betrieben ankommen, nachvollziehen kann: Ich bin seit Jahrzehnten im Bankgeschäft tätig und die Geschwindigkeit, mit der Politik und Förderbanken wie die KfW die Programme auf den Weg gebracht haben, ist beispiellos. Aus meiner Wahrnehmung geben alle Beteiligten ihr Bestes.

???: Was sind die wichtigsten Programme für die regionale Wirtschaft?
Müller: Man muss hier zuerst in die Zuschuss-Programme und die Kreditprogramme unterscheiden. Das Programm des Bundes für nicht rückzahlbare Zuschüsse von bis zu 9.000 Euro beziehungsweise 15.000 Euro für Betriebe mit bis zu zehn  Mitarbeitern ist in Kraft. Die Beantragung erfolgt über die Bundesländer. In Rheinland-Pfalz können seit gestern Anträge bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (www.isb.rlp.de) gestellt werden. Die Antragstellung erfolgt hier nicht über die Hausbank, sondern direkt bei der ISB. Das Land Rheinland-Pfalz hat ergänzend zum Bundesprogramm den „Zukunftsfonds Starke Wirtschaft Rheinland-Pfalz“ beschlossen. Aus diesem Fonds sind Sofort-Darlehen von bis zu 30.000 Euro für Unternehmen mit bis zu 30 Beschäftigten vorgesehen. Bei Unternehmen von 11 bis 30 Beschäftigten soll zusätzlich zum Darlehen auch ein Zuschuss von bis zu 9.000 Euro möglich sein. Die Antragstellung soll im Hausbankverfahren, also für Kunden unseres Hauses über unsere Sparkasse, erfolgen. Aktuell liegen uns noch keine näheren Informationen zur Antragstellung vor. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz stellt Vorab-Informationen auch auf seiner Homepage zur Verfügung.

???: Und was sind die wichtigsten Kreditprogramme?
Müller: Das wichtigste staatliche Liquiditätshilfe-Programm ist sicherlich das neue Corona-Sonderprogramm der KfW. Neben der KfW haben wir in Rheinland-Pfalz mit der Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz und der ISB-Rheinland-Pfalz zwei weitere Landesförderinstitute, die auch Programme zur Unterstützung in der aktuellen Krise aufgelegt haben. Wir prüfen mit jedem Kunden individuell, welche Programme ihn in seiner Situation am besten unterstützen.

???: Was muss ein Unternehmer tun, um einen Antrag zu stellen?
Müller: Die Antragstellung für die Kreditprogramme läuft immer im sogenannten Hausbankverfahren. Das heißt, dass der Unternehmer seinen Antrag bei seiner Hausbank, für unsere Kunden also bei der Sparkasse Germersheim-Kandel, stellt, diese den Antrag prüft und über die technischen Schnittstellen an die Förderbank weiterleitet. Wie ich bereits gesagt habe, ist „Zeit“ ein entscheidender Faktor in der aktuellen Situation. Wir haben deshalb für unsere Kunden Vordrucke entwickelt, die bei der Zusammenstellung der erforderlichen Informationen und Unterlagen helfen und durch die Antragstellung führen.

???: Wie kommen Ihre Kunden an diese Informationen und Hilfestellungen?
Müller: Die Corona-Krise ist durch ein erhebliches Maß an Unsicherheit geprägt. Es war für uns deshalb von Anfang an klar, dass wir so zeitnah und so klar wie möglich an unsere Kunden kommunizieren müssen. Bereits am 20. März hat sich der Vorstand unserer Sparkasse in einem öffentlichen Brief an unsere gewerblichen Kunden gewandt. Wir haben einen kostenfreien Corona-Newsletter für Firmenkunden eingerichtet, über den wir zwischenzeitlich schon mit vier Ausgaben über 1.500 unserer Kunden informiert haben. Im Firmenkundenportal unserer Homepage haben wir einen eigenen Bereich zum Thema eingerichtet, den wir laufend aktualisieren (www.sparkasse-ger-kandel.de/corona-fk). Hier sind auch die vorhin erwähnten Vordrucke zum Online-Abruf hinterlegt.

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Cornelia Bauer aus Speyer

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