Sommerinterview mit Landrat Dr. Fritz Brechtel
"Schwächere Mitbürger:innen schützen und insgesamt zusammenhalten"

Im Gespräch mit Landrat Dr. Fritz Brechtel | Foto: Kreisverwaltung Germersheim/mda
  • Im Gespräch mit Landrat Dr. Fritz Brechtel
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Landkreis Germersheim. Den Beginn der Sommerferien haben wir zum Anlass genommen, um Dr. Fritz Brechtel, Landrat im Kreis Germersheim, zum Sommerinterview zu bitten. Gemeinsam mit dem "Wochenblatt" schaut er auf bisher Erreichtes und Ziele, die der Landkreis sich dieses Jahr noch vorgenommen hat und versucht, den Bürgern ein wenig die Angst und Sorgen vor dem kommenden Winter mit all seinen Problemen wie Gasmangel, Preisexplosionen und einer möglichen Wiederkehr des Corona-Lockdowns zu nehmen.

???: Herr Dr. Brechtel, wir sind kurz vor der Sommerpause, Zeit um kurz zurückzublicken:  Was waren bisher im Kreis die wichtigsten Themen des Jahres 2022?
Dr. Fritz Brechtel: "Die Kreisverwaltung ist immer für viele wichtige Themen von A wie Abfallentsorgung bis Z wie KfZ-Zulassung zuständig. Wichtig ist immer das, was den Einzelnen gerade zu uns führt. Aber natürlich haben uns die Corona-Pandemie und nun leider auch der Krieg in der Ukraine besonders beschäftigt. Besonders gefreut hat mich in diesem Jahr, dass wir die Schwimminitiative im Landkreis Germersheim so erfolgreich starten konnten. Das Projekt wird vom Kreistag mitgetragen und in Kooperation mit der DLRG können wir vielen Kindern das Schwimmen beibringen – eine wirklich überlebenswichtige Fähigkeit!"

???: Welche Themen stehen nach den Sommerferien im Landkreis an?
Dr. Fritz Brechtel: "Viele Themen werden durch den Jahresverlauf vorgegeben, dazu gehört beispielsweise die Vorbereitung des Haushalts für 2023. Auf der Agenda steht auch der Öffentliche Personen Nahverkehr. Wir arbeiten stetig an seiner Verbesserung. Investieren werden wir zudem in ein neues kreisweit einheitliches Sirenensystem. Das wollen nach den Ferien die Mitglieder der Kreisgremien final beraten und beschließen. Intensiv beschäftigen müssen wir uns, gemeinsam mit den Kommunen im Kreis, mit der drohenden Gas- und Energieknappheit. Um ihr zu begegnen gibt es schon gute Ideen und erste Schritte. Wichtig ist hier nur, dass wir wirklich gemeinsam, Kreis, Gemeinden, Bürger, Land, Bund und Wirtschaft, an einem Strang ziehen."

??? Corona bleibt ja leider weiter ein Thema: Wie beurteilen Sie die Lage jetzt – zu Beginn der Ferien und was erwarten Sie für den Herbst – heruntergebrochen auf den Landkreis?
Dr. Fritz Brechtel: "Das Virus bleibt, jedes Jahr mit neuen Varianten. Glücklicherweise haben wir aktuell trotz hoher Fallzahlen relativ wenig schwerwiegende Fälle. Wir haben organisatorisch vorgesorgt, unsere Impfzentralstelle steht und wir sind darüber hinaus in der Lage, im Zusammenspiel mit den Gemeinden noch deutlich mehr Impfungen durchzuführen. Fachleute sagen für den Herbst/Winter weiter steigende Infektionszahlen voraus.
Was das für uns bedeutet, ist schwer vorhersehbar: Wird es wieder massive Einschränkungen geben oder dürfen wir uns endlich wieder auf Weihnachtsmärkte und Silvesterfeiern freuen? Meiner Einschätzung nach haben wir mittlerweile besser gelernt, mit dem Virus umzugehen. Die meisten von uns sind durch mehrfache Impfungen und/oder Infizierung mittlerweile besser geschützt und auch das Masketragen ist für die Meisten nicht mehr das Problem. Von daher bleibe ich optimistisch."

???: Ebenfalls ein Thema, das uns alle beschäftigt: die Energiekrise. Immer mehr Menschen fürchten sich vor dem Winter. Was, wenn das Gas tatsächlich rationiert werden muss? Gibt es Notfallpläne im Kreis und wie sehen diese aus?
Dr. Fritz Brechtel: "Es gibt im Landkreis Notfallpläne für verschiedene Katastrophenszenarien, aber eine solche Situation gab es noch nie. Von daher sind wir bereits im Dialog mit vielen Partnern, prüfen und stellen Schutzkonzepten neu auf. Wir wollen möglichst rasch mit zusätzlichen Energiesparmaßnahmen beginnen, damit uns im Idealfall die ersparte Energie auch im Winterhalbjahr zur Verfügung steht. Wir werden eine gemeinsame Kraftanstrengung benötigen, um die Krise zu bewältigen. Dabei müssen wir besonders unsere schwächeren Mitbürger:innen schützen und insgesamt zusammenhalten."

??? Einige Kommunen und Kreise planen wohl bereits, Sporthallen zu Wärmeräumen umzufunktionieren – für Menschen, die sich das Heizen nicht mehr leisten können bzw. für den Fall, dass Heizungen in Wohnungen abgeschaltet werden – gibt es solche Notfall-Pläne auch im Landkreis Germersheim?
Dr. Fritz Brechtel: "Bei den konzeptionellen Überlegungen im Kreis darf es keine Tabus geben. Aber wir müssen unsere Ideen - auch gemeinsam mit den Gemeinden - zu einem Gesamtkonzept zusammenführen. Nur wenn wir an einem Strangziehen, werden wir sehen, was tatsächlich Sinn macht. Ob es sinnvoller ist, in einer Gemeinde Sporthallen zum Aufwärmen zur Verfügung zu stellen oder den Menschen weiterhin die Möglichkeit zum Sporttreiben zu geben, wird dann entschieden."

??? Was sagen Sie den Menschen, die heute Zukunftsangst haben, wegen der extremen Preissteigerungen, wegen des Kriegs in der Ukraine und wegen des damit verbundenen Gasmangels?

Dr. Fritz Brechtel: "Ich bin immer optimistisch und antworte mit einem Gedanken von Oscar Wilde: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.“ Was wir als Kreis schaffen können, um Ängste und Nöte zu lindern, das wollen wir tun und zwar gemeinsam mit den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern."

???: Und abschließend: Dürfen unsere Leser erfahren, was ein Landrat dieses Jahr im Urlaub macht?

Dr. Fritz Brechtel: "Ich verbringe ein paar Tage am Mittelmeer. Bei mediterranem Genüsse, Sandstrand und kristallklarem Wasser in einer tollen Landschaft lade ich meine Batterien für die anstehenden Themen auf."

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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