Der Apfel als Symbol in der Kulturgeschichte
Warum fällt der Apfel eigentlich nicht weit vom Stamm?

Wir sehen den Apfel und wir wissen, es handelt sich um eine Darstellung von Adam und Eva - ohne die Symbolkraft des dargestellten Objektes wären hier nur zwei nackte Menschen zu sehen.


"Der Sündenfall"
Lucas Cranach d. Ä.
Kunsthistorisches Museum Wien | Foto: Heike Schwitalla
  • Wir sehen den Apfel und wir wissen, es handelt sich um eine Darstellung von Adam und Eva - ohne die Symbolkraft des dargestellten Objektes wären hier nur zwei nackte Menschen zu sehen.


    "Der Sündenfall"
    Lucas Cranach d. Ä.
    Kunsthistorisches Museum Wien
  • Foto: Heike Schwitalla
  • hochgeladen von Heike Schwitalla

Apfelland. Zeichen der Liebe, der Verführung, der Macht, assoziiert mit Gesundheit, Fruchtbarkeit und Schönheit – es gibt wohl kein anderes Obst, das so symbolträchtig ist wie der Apfel.

Macht, Schönheit, Verführung - der Apfel hat viele Gesichter

Das Urteil des Paris in der griechischen Antike, der einen goldene Apfel an die schönste Sterbliche vergeben sollte und damit den umgangssprachlichen „Zankapfel“ kreierte ist nur der Anfang einer bewegten und kuriosen Rezeptionsgeschichte. Auch die Kirche weiß den Apfel für sich zu gebrauchen - der biblischen Apfel – Frucht des Baumes der Versuchung – könnte allerdings auch auf einem Übersetzungsfehler beruhen, denn lateinisch heißt das Böse „malum“, der Apfel wiederum „malus“. Ob gewollte Doppeldeutigkeit oder eine schlampige Übersetzung, das lässt sich heute leider nicht mehr feststellen, jedoch gibt es erste  christliche „Sündenfalldarstellungen“ mit Apfel schon im zweiten Jahrhundert, etwa in den Katakomben von Neapel.

Im Mittelalter übernahmen die Kaiser den Apfel als Symbol ihrer weltumfassenden Macht. Sie trugen als Insignie den Reichsapfel, der Vollkommenheit, Ganzheit und Einheit darstellen sollte. Der Barock brachte den Apfel in den Stillleben auch in die weltliche Kunst – je nach Reifezustand symbolisiert er hier Schönheit, Jugend aber auch Alter, Tod und das für das Zeitalter des Barocks so typische „Memento Mori“ – das Gedenken der Sterblichkeit.

In Grimms Märchen „Schneewittchen“ ist der Apfel mit so ziemlich allen Bedeutungen belegt, die das Obst in seiner Rezeptionsgeschichte auf sich vereinigt hat: Symbol für Jugend und Gesundheit, Zeichen des Bösen in seiner vergifteten Form, Verführung von Schneewittchen durch die böse Königin und gleichzeitig die Gabe - der Pokal - für die „Schönste im ganzen Land“.

Seit dem 19. Jahrhundert sind die „Apfelbäckchen“ zudem  das Symbol für Gesundheit schlechthin. Sie assoziieren die „wohltuende Landluft“ mit dem Obst, stehen für gesunde Ernährung und ein gesundes Landleben im Gegensatz zum sich entwickelnden großstädtische Mief. Und auch wenn wir heute wissen, das rote Bäckchen unter anderem für Bluthochdruck, Alkoholismus oder Hautkrankheiten wie Couperose stehen können, freuen wir uns immer noch, wenn wir ein kleines Kind mit „gesunden Apfelbäckchen“ sehen. In Korea lernen schon junge Mädchen, wie man sich mit geschminkten Rouge-Apfelbäckchen einen „natürlichen, europäischen Look“ zulegen kann.

Aber warum gerade der Apfel

Übrigens, der Apfel fällt ja bekanntlich auch nicht weit vom Stamm – will heißen, die Gattung der Frucht ist immer auch die Gattung des Baumes, die Frucht landet - auch nach dem Reifeprozess - nie allzu weit entfernt vom Baum – kurz und gut: Kinder ähneln ihren Eltern. 
Aber warum wurde gerade der Apfel für diesen und viele andere Vergleiche gewählt?
Ganz einfach: Er war schlicht über Jahrhunderte hinweg das am meisten verbreitete, beliebteste und bekannteste Obst - es musste also dementsprechend für vieles herhalten. Und eine Verbindung zum Vererben der Reichsinsignien lässt sich auch nicht ganz von der Hand weisen.

Jedoch sei hier auch auf Karl Valentin verwiesen, der so treffend bemerkte: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, es wäre denn, er steht am Hang.“

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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