Projekt am Europa-Gymnasium arbeitet Spuren des Nationalsozialismus in der Südpfalz auf

- Die Schüler*innen mit den von ihnen gestalteten Plakaten
- Foto: Riedling
- hochgeladen von Heike Schwitalla
Wörth am Rhein. „Geschichte ist eine Symphonie aus gehörten und ungehörten Echos. Es ist ein Gedicht mit Ereignissen als Verse.“ Mit diesem Zitat des amerikanischen Journalisten Charles Angoff begann ein besonderes Projekt des Leistungskurses Geschichte der zwölften Jahrgangsstufe am Europa-Gymnasium Wörth.
Im Anschluss an die Weihnachtsferien stand das Thema Nationalsozialismus im Mittelpunkt des Unterrichts. Dabei rückte das heutige Geschichtsbewusstsein in Deutschland in den Fokus. Im Rahmen einer Hausaufgabe wurden Gedenkstätten und Erinnerungsprojekte im Raum Südpfalz recherchiert – der erste Schritt auf dem Weg zu einem eigenen Ausstellungskonzept.
Die daraus entstandene Idee wurde innerhalb von zwei Wochen konkretisiert und mündete in einer schuleigenen Ausstellung, die am 27. Januar, dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, eröffnet wurde. Acht über das gesamte Schulgebäude verteilte Plakate beleuchten die Verbrechen und Schicksale der NS-Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven.
Das Ausstellungskonzept verfolgt das Ziel, das häufig verallgemeinerte Bild der Opfer zu differenzieren und zu erweitern. Neben der jüdischen Bevölkerung, Sinti und Roma sowie politischen Gegnern wird auch auf das Leid weiterer Betroffener eingegangen – darunter Menschen mit Behinderung oder Angehörige der Zeugen Jehovas, die ebenfalls Opfer systematischer Verfolgung und Gewalt wurden.
Lokale Bezüge schaffen
Ein zentrales Anliegen war es zudem, regionale Bezüge einzubinden, um die emotionale Distanz zur Vergangenheit zu verringern. Denn wie sich im Unterricht zeigte, ist die Vorstellung, dass Nationalsozialisten und eigene Vorfahren zwei voneinander getrennte Gruppen bildeten, weit verbreitet – ebenso wie das fehlende Bewusstsein dafür, dass viele heute bekannte Orte und Institutionen schon damals Teil des gesellschaftlichen Alltags waren. Diese Annahme steht nicht nur im Widerspruch zur historischen Realität, sondern erschwert auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Vor diesem Hintergrund wurden auch lokale Ereignisse und Orte thematisiert, etwa die Rolle des Pfalzklinikums in Klingenmünster im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“-Verbrechen oder die Zerstörung der Synagoge in Hagenbach während der Novemberpogrome 1938.
Die Ausstellung stieß innerhalb der Schulgemeinschaft auf große Resonanz und ermöglichte einen offenen Austausch mit Interessierten. Das Projekt verdeutlicht, wie wichtig es gerade in einer Zeit schwindender Zeitzeugenschaft und gesellschaftlicher Spannungen ist, das historische Bewusstsein insbesondere bei jungen Menschen zu fördern. In Anlehnung an die Worte der US-amerikanischen Schriftstellerin Maya Angelou: „Die Geschichte kann trotz ihres qualvollen Schmerzes nicht ungelebt bleiben, aber wenn ihr Mut entgegengebracht wird, muss sie nicht noch einmal gelebt werden.“
Die Ausstellung ist auch online über die Schulhomepage egwoerth.de in der Rubrik „News“ zugänglich. Anlässlich des Friedensfestes in Wörth zum 80-jährigen Jubiläum des Kriegsendes am 8. Mai wird die Ausstellung auch zu dieser Veranstaltung in der Festhalle Wörth zu sehen sein.
Dieser Text basiert auf dem Bereich von Amaya Hoffmann und Theresa Männ



Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim |
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