5000 Stunden Hilfe pro Jahr: Schifferstadter Ehrenamtliche gewinnen Nardini-Preis
- Philipp Befurt ist 91 Jahre alt und wird in seinem Alltag unterstützt von Edgar Brechtel von der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe in Schifferstadt
- Foto: privat
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Speyer / Schifferstadt. Seit 34 Jahren steht die „Ökumenische Nachbarschaftshilfe Schifferstadt“ für menschliche Wärme und ein starkes Miteinander. Nun wurde das Engagement mit dem Nardini-Preis 2025 des Caritasverbandes für die Diözese Speyer ausgezeichnet. Der Preis würdigt das jahrzehntelange Engagement der Gruppe und ist mit 1.000 Euro dotiert.
„Für mich bedeutet Nachbarschaftshilfe, christlich aktiv zu sein und den Glauben im Handeln zu leben“, sagt Edgar Brechtel, der sich seit 18 Jahren in der Leitung einbringt. Unterstützt wird er von einem sehr engagierten Leitungsteam. Unter anderem von Doris Sellinger, die für die Terminabsprachen zwischen Hilfesuchenden und NachbarschaftshelferInnen verantwortlich ist. Er ist einer von derzeit 54 ehrenamtlich Tätigen, die zwischen 18 und 89 Jahre alt sind. Gemeinsam investieren sie jährlich für etwa 40 Menschen rund 5.000 Stunden in die Hilfe für andere. Alleine das Fahrerteam sind 15 Engagierte, die es übernehmen, die Menschen zu ihren Terminen zu bringen.
Die ökumenische Initiative wurde 1991 gegründet – damals begann sie mit fünf Freiwilligen. Heute ist sie ein fester Bestandteil in Schifferstadt und wird von der Pfarrei Hl Edith Stein, der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadtverwaltung unterstützt. Mit Flyern, persönlichen Kontakten und vielen positiven Erfahrungen gelingt es immer wieder, neue Helferinnen und Helfer zu gewinnen.
Das Angebot der Nachbarschaftshilfe ist vielfältig: Helferinnen und Helfer begleiten ältere Menschen zu Arztbesuchen, Einkäufen, Behörden oder Friedhofsbesuchen, leisten Fahrdienste und verbringen gemeinsame Stunden bei Spaziergängen, Brettspielen oder beim Kaffeetrinken. „Oft entstehen daraus Freundschaften – nicht nur untereinander, sondern auch mit den Menschen, die unsere Hilfe brauchen“, erzählt Brechtel.
In vielen Jahren hat er selbst unzählige Begegnungen erlebt, die ihm nahegegangen sind. Besonders erinnert er sich an die Begleitung eines blinden Mannes, mit dem sich über Jahre eine enge Freundschaft entwickelte. Auch die Betreuung einer Frau mit psychischer Erkrankung, die er über Jahre lang begleitete, hat ihn geprägt.
„Wir entlasten mit unserem Engagement auch pflegende Angehörige“, erzählt Brechtel. „Und wenn jemand in einer finanziellen Notlage steckt, schauen wir, ob wir auch das unterstützen können.“ Innerhalb der Stadt Schifferstadt ist die Gruppe eng vernetzt mit dem Pflegestützpunkt, der Sozialstation, dem Seniorenbeirat, den Altersheimen sowie mit dem Netzwerk „Gegen Einsamkeit im Alter“.
Die Nachbarschaftshilfe Schifferstadt nimmt in Rheinland-Pfalz eine besondere Stellung ein: Sie ist die einzige ökumenische Initiative, die vollständig ehrenamtlich und kostenlos arbeitet. Anders als bei Sozialstationen ist für die Inanspruchnahme der Unterstützung kein Pflegegrad erforderlich. Dadurch können auch Menschen Hilfe erhalten, die keine Leistungen der Pflegeversicherung beanspruchen können.
Autor:Cornelia Bauer aus Speyer |
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