Judenhof wird zur Bühne: Chai-Festival 2026 mit Künstlern aus USA, Iran und Schweden
- Das schwedische Duo Shtoltse lider lässt fast vergessene Dichterinnen der jiddischen Blütezeit wieder erklingen
- Foto: Daniel B. Wirgard/gratis
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Speyer. „Chai“ ist ein hebräisches Wort und Symbol, das „Leben“ oder auch „lebendig“ bedeutet. Jüdische Menschen tragen oft einen Chai als Glücksbringer an einer Halskette in Form eines Medaillons oder Amuletts. Unter dem Titel „Chai - Zeit für Jüdische Kultur“ wird der Verkehrsverein in Zusammenarbeit mit der Stadt Speyer und der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz vom 4. bis 7. Juni 2026 im mittelalterlichen Judenhof von Speyer erneut ein Musikfestival mit jüdischer Musik präsentieren.
„Es ist der Wunsch des Vereins, rund um den UNESCO-Welterbe Tag Anfang Juni dieses Festival dauerhaft in der Speyerer Kulturlandschaft zu platzieren,“ sagt Uwe Wöhlert, Vorsitzender des Verkehrsvereins, auch mit Blick auf die guten Besucherzahlen der Konzerte 2025. „Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten wir das kulturelle Erbe der SchUM-Städte lebendig halten und zugleich neue Perspektiven auf jüdisches Leben heute eröffnen“, ergänzt Kulturbürgermeisterin Monika Kabs.
- Ein musikalisch-literarischer Streifzug erkundet die vielfältigen Spuren jüdischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Hans-Jürgen Herschel verleiht diesen Stimmen Ausdruck; an seiner Seite Lömsch Lehmann.
- Foto: Klaus Venus/gratis
- hochgeladen von Cornelia Bauer
„Mit Musikerinnen und Musikern aus Schweden, den USA und dem Iran soll das Festival 2026 noch internationaler und vielfältiger werden“, so der Festival-Leiter Matthias Nowack. Darüber hinaus werden die beiden lokalen Größen Hans-Jürgen Herschel und Lömsch Lehmann ihr neues Programm „Im Dunkel ein Glanz, unverlöschlich“ vorstellen - ein musikalisch-literarischer Streifzug auf den vielfältigen Spuren jüdischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Deutschland. Musik und Literatur werden zur Brücke zwischen Erinnerung und Gegenwart, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Generation.
Das Festival für jüdische Musik soll die historischen Stätten im Speyerer Judenhof auch emotional wieder erfahrbar machen und Besucher*innen jeden Alters und jeder Religion dazu einladen, das mittelalterliche jüdische Gemeindezentrum zu besuchen und mit dem SchUM-Erbe in Verbindung zu treten.
Alle Konzerte sind als Open-Air-Konzerte unter dem Dach der Mikwe und auf der Wiese vor den mittelalterlichen Synagogenmauern geplant. In den Abendstunden entfaltet das UNESCO-Welterbe-Ensemble eine ganz besondere Atmosphäre, die sich für Open-Air-Konzerte bestens eignet. Karten für das Chai-Festival 2026 gibt es bei Reservix und bei der Tourist-Information Speyer.
- Folkadu lässt jüdische Melodien in neuem Licht erklingen – mit Gesang, Oud, Akkordeon, Trompete und dem archaischen Klang des Schofars
- Foto: Camila Berrio/gratis
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Die Konzerte im Detail
Donnerstag, 4. Juni, 19.30 Uhr: Ein Konzert wie eine Zeitreise – von den Gassen Jerusalems bis zu den Gärten Isfahans. Folkadu lässt jüdische Melodien in neuem Licht erklingen – mit Gesang, Oud, Akkordeon, Trompete und dem archaischen Klang des Schofars. Das Repertoire umfasst Lieder auf Hebräisch, Jiddisch und Ladino – musikalische Schätze, die Brücken schlagen zwischen Orient und Okzident. Gemeinsam mit dem iranischen Multiinstrumentalisten Yaser Bayat entfaltet Folkadu eine Klanglandschaft, die berührt, verbindet und über Raum und Zeit hinaus schwingt.
Freitag, 5. Juni, 19.30 Uhr: Das schwedische Duo Shtoltse lider lässt fast vergessene Dichterinnen der jiddischen Blütezeit wieder erklingen – mit Hingabe, Tiefe und musikalischer Poesie. Worte von vor hundert Jahren werden in Klang verwandelt: zwischen Klezmer und Kammermusik, zwischen zarten Volkstönen und dem bittersüßen Geist des Kabaretts der 1920er-Jahre, zwischen Traum und Tanz entfaltet sich eine Klangwelt voller Intensität, Schönheit und Wagemut. Die ätherische Stimme und das lebendige Klavierspiel von Ida Gillner treffen auf das leidenschaftliche, feinsinnige Geigenspiel von Livet Nord.
- Daniel Kahn erhebt die Stimme einer Diaspora, die sich weigert, zu verstummen, zusammen mit Jake Shulman-Ment an der Violine und Christian Dawid an Klarinette, Saxophon und Percussion
- Foto: Michael Fetscher/gratis
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Samstag, 6. Juni, 19.30 Uhr: Was geschieht, wenn jiddische Lieder zu Manifesten werden? Wenn alte Balladen von neuen Unruhen erzählen? Daniel Kahn – Dichter, Sänger, Anarcho-Barde – erhebt die Stimme einer Diaspora, die sich weigert, zu verstummen. Mit Jake Shulman-Ment an der Violine und Christian Dawid an Klarinette, Saxophon und Percussion entsteht ein brodelndes Klanguniversum zwischen Melancholie und Aufbegehren.
Sonntag, 7. Juni, 19.30 Uhr: Ein musikalisch-literarischer Streifzug erkundet die vielfältigen Spuren jüdischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Von Moses Mendelssohn über Heinrich Heine, Joseph Roth und Franz Kafka führt die Reise bis zur Lyrik von Else Lasker-Schüler, Mascha Kaléko, Nelly Sachs und Paul Celan. Sichtbar wird der große Reichtum dieser Dichtung, ohne die deutsche Literatur kaum denkbar ist. Hans-Jürgen Herschel verleiht diesen Stimmen Ausdruck; an seiner Seite Lömsch Lehmann, Saxophonist mit Sinn für das Unerhörte, der sich improvisierend in die Texte hineinspinnt, sie kommentiert, widerspricht, umarmt.
Autor:Cornelia Bauer aus Speyer |
|
| Cornelia Bauer auf Facebook | |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.