Demokratie –Teilhabe mit Haltung
Was Weis weiß – MoW 1–3 unter der Lupe

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Dieser Beitrag erschien am 12.06.2025 auf Kobinet. Ich bedanke mich noch einmal für die Veröffentlichung!

Wohlan denn, nachdem ich MoW 4–6 in meiner ersten Analyse vorgezogen habe, wird es nun Zeit, MoW 1–3 genauer zu besprechen. Wie Weis es treffend in seiner Antwort auf meinen ersten Artikel formulierte: Russische Literatur ist schwer verdaulich, aber sollte deshalb nicht verschmäht werden. Selbiges gilt auch für seine ersten drei MoW.

MoW 1: Kitzlingers Gedicht
MoW 2: Der tricolorfarbene nukleare Schutzschirm
MoW 3: Kriegseffizienz dank Menschenopfer
Mein Fazit zu den MoW 1-3

MoW 1: Kitzlingers Gedicht
Der erste MoW verlinkt auf ein Gedicht des Schauspielers Carlo Kitzlinger, das eigentlich eine eigene, tiefgehende Analyse verdient.
https://www.youtube.com/watch?v=3MBL9T5mZZM
Da das hier den Rahmen sprengen würde, fasse ich mich kurz: Das Gedicht enthält zwei kritische Aussagen – zum einen die implizite Gleichsetzung von Krieg und Shoah, zum
anderen die Behauptung, westliche Politiker wollten Russland vernichten. Beides ist problematisch. Denn es gibt durchaus jemanden, der die Ukraine vernichten will – und damit
sein eigenes Land mit in den Abgrund reißt. Dieser jemand sitzt nicht im Westen, sondern irgendwo im Osten und heißt Wladimir Wladimirowitsch.
Trotz dieser Schwächen appelliert das Gedicht an Vernunft und Menschlichkeit. Es erfüllt damit das, was Weis offenbar beabsichtigt: einen Denkanstoß zu liefern.

MoW 2: Der tricolorfarbene nukleare Schutzschirm
Mit Abstand der beste der drei MoW. Hier gelingt Weis eine stilistisch brillante Glosse über die Absurdität gegenseitiger Aufrüstung und das Fehlen übergeordneter Kontrollinstanzen.
Die Perspektive eines streitenden Blinden und Rollstuhlfahrers verleiht dem Text satirische Wucht. Auch wer nicht alle Referenzen (Sondervermögen, Hannibal, Taurus) erkennt, wird Dank der ganzen Wortspiele wie „tricolorfarbener Schutzschirm“, „Taurussen“, und Alliterationen wie „waffenstarrende Waldmeistergrüne“ abgeholt.
Der Text ist kurz, pointiert, sprachlich geschliffen – und klar als Übertreibung erkennbar. Es macht Spaß ihn zu lesen. Seine Kernaussage: Die Priorisierung militärischer Aufrüstung
über das soziale Gefüge ist ein gefährlicher Irrweg – ebenso wie eine hysterische Kriegsrhetorik, die Maß und Mitte verliert.

MoW 3: Kriegseffizienz dank Menschenopfer
Der dritte MoW ist ein Auszug aus einer Literaturbeilage von Weis – und von den besprochenen Texten der düsterste Beitrag. Er kritisiert das Schweigen der
Behindertenbewegung zur Kriegspolitik, erinnert an die Menschenversuche im Nationalsozialismus und stellt dar, wie in modernen Kriegen Menschen zu bloßem „Material“
werden. Besonders im Fokus steht der Drohnenkrieg. Weis entwirft ein Horrorszenario, in dem niemand dem Terror entkommen kann – außer Menschen mit Behinderung, die „ihren
Soll“ bereits erbracht haben und daher von Drohnen verschont würden. Eine absurde Pointe, die auf die völlige Entmenschlichung kriegspolitischer Logik abzielt.
Was bleibt hier zu sagen? Seit jeher geht technische Innovation nicht nur mit gesellschaftlichem Fortschritt, sondern auch mit effizienterer Kriegsführung einher. Von der
Faust zum Ast, vom Speer zum Katapult, vom Schießpulver zur Atombombe – bis hin zur präzisen Drohne.
Der Schrecken ist dabei nicht neu: Schon im Zweiten Weltkrieg konnte jeder Mensch jederzeit von einem Geschoss oder einer Bombe getötet werden. Neu ist heute die
Möglichkeit, gezielter zu töten – und selektiver zu verschonen. Technisch wäre es heute möglich, Drohnen so zu programmieren, dass sie keine Menschen mit Behinderung
angreifen. Technisch wäre es weiterhin möglich, Zivilisten und Krankenhäuser zu verschonen. Dass dies dennoch nicht geschieht, zeigt: Nicht das Können fehlt – sondern der
Wille. Vor diesem Hintergrund werden die über 10.000 getöteten ukrainischen Zivilisten und die gezielte Zerstörung ziviler Infrastruktur durch Russland umso verwerflicher.
Während Zivilisten diesen Krieg nie wollten, nehmen Soldaten ihren Einsatz freiwillig auf sich – und müssen daher auch das Risiko tragen, in Stücken heimzukehren. Wie gerecht eine Gesellschaft ist, zeigt sich daran, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Was bleibt uns Menschen mit Behinderung zu hoffen, wenn diesem Krieg kein Einhalt geboten wird?

Mein Fazit zu MoW 1–3
MoW 1 verlinkt ein insgesamt solides Gedicht. MoW 3 ist inhaltlich stark, stellenweise jedoch schwer zu verdauen. MoW 2 hingegen ist sprachlich wie inhaltlich ein Volltreffer – satirisch, zugänglich und scharfsinnig. Allen drei Beiträgen gemeinsam ist: Sie provozieren Denken – auf ganz unterschiedliche Weise. Weis gelingt es, mit MoW 1–3 ganz verschiedene Tonlagen zu treffen: poetisch, sarkastisch, dystopisch. Insgesamt eine gute Arbeit.

Links zu den Beiträgen

MoW 1 https://kobinet-nachrichten.org/2025/03/05/den-masters-of-war-widersprochen-number-one/

MoW 2 https://kobinet-nachrichten.org/2025/03/13/den-masters-of-war-widersprochen-number-two/

MoW 3 https://kobinet-nachrichten.org/2025/03/17/den-masters-of-war-widersprochen-number-three/

Autor:

Stephan Riedl aus Rodalben

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