Tapinoma magnum bekämpfen: Ameisenplage in RLP - Maßnahmen, Tipps & Hintergründe

Mehrere Ameisen der Ameisenart Tapinoma magnum. Kommunen und Privatpersonen stehen bei der Bekämpfung vor einer gemeinsamen Herausforderung. | Foto: SMNS, A. Bellersheim
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  • Mehrere Ameisen der Ameisenart Tapinoma magnum. Kommunen und Privatpersonen stehen bei der Bekämpfung vor einer gemeinsamen Herausforderung.
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Tapinoma magnum bekämpfen. In Rheinland-Pfalz breitet sich eine Ameisenart aus, die für Hausbesitzer, Kommunen und Umwelt ein wachsendes Problem darstellt: Tapinoma magnum. Bereits jede 3. bis 4. Gemeinde in der Pfalz ist betroffen – und das Problem nimmt weiter zu. Nachgewiesen wurde sie unter anderem in Limburgerhof, Herxheim, Neustadt, Maikammer, Altdorf, Hainfeld, Speyerdorf sowie Landau, Edesheim, Edenkoben, Rhodt, Flemlingen, Frankenthal und weiteren Ortsgemeinden.

Herkunft & rechtlicher Status

Die invasive Tapinoma magnum stammt ursprünglich aus Nordafrika, ist aber mittlerweile im Mittelmeerraum und in Südeuropa „heimisch“. Das bedeutet:

  • Sie gilt nicht mehr als invasive Art im naturschutzrechtlichen Sinn, sondern nur noch als „orts­fremd“.
  • Daraus ergibt sich: Nicht das Land (z. B. SGD Süd), sondern Privatpersonen und Kommunen selbst sind verantwortlich für Maßnahmen.
  • Trotzdem wird sie umgangssprachlich weiterhin als „invasiv“ bezeichnet – nicht ohne Grund: ökologisch wie infrastrukturell verursacht sie erhebliche Probleme.

Erkennungsmerkmale & Verhalten

Tapinoma magnum, auch bekannt als Große Drüsenameise, ist etwa 0,5 mm kleiner als unsere einheimischen Arten, lässt sich mit bloßem Auge jedoch kaum von ihnen unterscheiden. Wichtige Besonderheiten:

  • Die Arbeiterinnen dieser Art sind relativ klein (etwa 2,5–4 mm), dunkelbraun und zeigen eine flache Körperform.
  • Sie bildet Superkolonien mit mehreren Königinnen – mehrere Völker schließen sich zusammen und kooperieren (im Gegensatz zu heimischen Ameisen, die sich gegenseitig bekämpfen). So können sie sich schnell und großflächig etablieren.
  • Ein einziges Areal (z. B. Fußballfeldgröße) kann von zahlreichen Nestern befallen sein.
  • Die Ameisen leben in bis zu 2 Metern Tiefe, was Bekämpfung extrem erschwert.
  • Typisch sind kleine Erdhäufchen, wenn sie graben.
  • Sie meiden Vegetation und bevorzugen trockene, sandige, versiegelte Flächen – z. B. Steingärten, Pflaster, Bürgersteige.

Gefahren und Probleme

  • Verdrängung einheimischer Arten: Tapinoma magnum ist sehr dominant. Durch ihre große Koloniestärke kann sie andere Ameisenarten verdrängen, was das ökologische Gleichgewicht in Gärten und Parks stören kann.
  • Belästigung von Menschen: Die Ameisen dringen in Häuser, Gewächshäuser und Vorratsräume ein. Dort können sie zur Plage werden, obwohl sie keine direkten gesundheitlichen Gefahren darstellen.
  • Schäden in Gärten und Anlagen: Ihre Nester können Gehwege, Straßen und Pflasterungen unterwandern, was langfristig zu strukturellen Schäden führen kann. In der Stadt Kehl wurden sogar Stromkästen beschädigt – die Tapinoma-Ameise kann Kabelisolierungen und Kunststoffteile zerfressen, was zur Beeinträchtigung technischer Infrastruktur führen kann. Sie schützen außerdem Blattläuse, um an deren Honigtau zu gelangen, was den Befallsdruck auf Pflanzen erhöht.

✅ Checkliste: Ameisenart Tapinoma magnum erkennen

  • Viele Ameisen auf sonnigen, versiegelten Flächen?
  • Farbe: dunkelbraun bis schwarz?
  • Zitronenartig oder Geruch nach ranziger Butter beim Zerdrücken?
  • Unterschiedliche Größen in der Kolonie?
  • „Mehrspurige“ Bewegung?
  • Aggressives Verhalten? Klettern sie an Menschen hoch?
  • Erd-/Sandhäufchen erscheinen täglich neu?

Steingärten & Urbanisierung fördern die Ausbreitung

Erste Nachweise in Rheinland-Pfalz stammen aus städtischen Gebieten, insbesondere aus Gärten, Industrieanlagen und Parkanlagen. Durch den internationalen Warenverkehr, Gartenbauprodukte und Baumaschinen wird die Art leicht verschleppt. Sie bevorzugt offene, sonnige Lebensräume, siedelt sich jedoch auch in urbanen Zonen an – oft unbemerkt. 

Ein besonders hohes Risiko stellen sogenannte Steingärten dar – durch ihre trockene, heiße Oberfläche bieten sie ideale Bedingungen für die invasive Ameisenart. Wer solche Anlagen besitzt, sollte über einen Rückbau zugunsten klimaresilienter Begrünung nachdenken – auch im Sinne der Biodiversität und zum Schutz anderer Tiere und Pflanzen.

Tapinoma magnum: Anpassungsfähig und schwer zu bekämpfen

Tapinoma magnum ist nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern zeigt auch ein bemerkenswertes Lernverhalten. Wird eine Kolonie gestört – etwa durch das gezielte Bewässern der befallenen Fläche – reagiert sie flexibel und zieht einfach an einen neuen Ort, manchmal sogar nur auf die andere Straßenseite. Diese Anpassungsfähigkeit macht die Bekämpfung besonders schwierig.

In Limburgerhof wurde versucht, die Ameisen mit heißem Wasser zu bekämpfen. Doch dieses Verfahren stößt schnell an seine Grenzen, da die Hitze nicht tief genug in den Boden eindringen kann – Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Tapinoma magnum ihre Nester in bis zu zwei Metern Tiefe anlegen kann.

In Herxheim hingegen setzt man auf den Einsatz spezieller Fraßköderboxen, die nur gezielt an betroffene Haushalte ausgegeben werden, da sie auch für heimische Ameisenarten und andere wichtige Insekten gefährlich sein können. Der Bauhof ist dort im regelmäßigen Sechs-Wochen-Rhythmus im Einsatz, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Zudem wird bewusst auf den Einsatz von Kehrmaschinen verzichtet, da diese zur ungewollten Verbreitung der invasiven Ameisen beitragen können.

Reges Interesse herrschte beim Bürgerdialog in Maikammer zum Thema "Invasive Ameisenart Tapinoma magnum auf dem Vormarsch" mit dem Referenten und Ortsbürgermeister von Herxheim, Sven Koch. | Foto: Eva Bender
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Fallbeispiel Edenkoben: Biologische Bekämpfung & Bürgerbeteiligung

In der Verbandsgemeinde Edenkoben laufen derzeit Pilotprojekte mit biologischen Bekämpfungsmethoden – in den Superkolonien von Hainfeld. Erste Ergebnisse sollen in wenigen Wochen vorliegen. Andernfalls wird auf chemische Alternativen im Kampf gegen die Ausbreitung zurückgegriffen.

Wichtig: Eine wirksame Bekämpfung gelingt nur, wenn Anwohner mitmachen – denn öffentliche Maßnahmen an Straßen oder Plätzen allein reichen nicht aus. 

Wer in Edenkoben einen Verdacht auf einen Befall mit Tapinoma magnum hat, kann die Checkliste zur Erkennung (siehe oben) nutzen. Für eine sichere Bestimmung stellt das Rathaus ein standardisiertes Reagenzglas zur Verfügung. In diesem können eine oder mehrere Ameisen – lebend oder tot – gesammelt werden. Das Röhrchen sollte mit Name, Datum, Fundort und E-Mail-Adresse beschriftet und anschließend im Rathaus oder bei der Verbandsgemeindeverwaltung Edenkoben abgegeben werden.

Bei Fragen steht Monika Damian telefonisch unter 06323 959-226 oder per E-Mail: schaedlingsbekaempfung@vg-edenkoben.de zur Verfügung. Weitere Infos auf: www.vg-edenkoben.de/schaedlingsbekaempfung

Tapinoma magnum: Bekämpfung & Prävention

Die Bekämpfung von Tapinoma magnum ist schwierig, da klassische Ameisenmittel nicht wirken – besonders bei großflächigen Nestern mit mehreren Königinnen. Eine Ausrottung ist unrealistisch. Ziele & Maßnahmen sollten daher sein: 

  1. Früherkennung und Beobachtung sind entscheidend: Regelmäßige Kontrolle von Gartenbereichen, insbesondere bei neuem Pflanzenmaterial aus dem Ausland.
  2. Keine Eigenmaßnahmen ohne Kenntnis der Art: Verwechslungen mit harmlosen Ameisenarten sind häufig. Vor Bekämpfung sollte die Art sicher bestimmt werden.
  3. Koordination zwischen Privatpersonen, Kommunen & Fachstellen: Weiteres Vorgehen und passenden Ansprechpartner bei der jeweiligen Kommune erfragen. 
  4. Eindämmung durch Einsatz professioneller Schädlingsbekämpfer: Nur Fachleute können das Ausmaß des Befalls zuverlässig einschätzen und geeignete Mittel einsetzen (z. B. Köder mit langsamer Wirkung). Eine oberflächliche Bekämpfung reicht nicht aus - da man an die Königin im Untergrund gelangen muss.
  5. Barrieren und Abdichtung: Gebäude und Vorratsräume sollten gut abgedichtet sein, um das Eindringen zu erschweren.

Fazit

Tapinoma magnum ist ein Paradebeispiel für die stillen Auswirkungen des globalen Wandels auf unsere heimischen Ökosysteme. In der Pfalz zeigt sich, wie eine kleine Ameise große Probleme bereiten kann – ökologisch wie praktisch. Ein bewusster Umgang mit neuen Arten, konsequente Bekämpfungsstrategien und öffentliche Sensibilisierung sind notwendig, um die weitere Ausbreitung einzudämmen. Nur wenn alle Beteiligten mitziehen, kann der Schaden begrenzt werden – in der Pfalz und weit darüber hinaus. [bev]

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Tapinoma magnum bekämpfen

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Gegen die Tapinoma magnum vorzugehen ist eine knifflige Angelegenheit. | Foto: Ortsgemeinde Herxheim
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Die Tapinoma-Ameise liebt trockene und sandige Böden. | Foto: Ortsgemeinde Herxheim
Autor:
Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße
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