Ausstellung Rathausstraße 6
Bauen, Wohnen, Leben im Spätmittelalter

- Dr. Stefan Ulrich mit Innenraummodell
- Foto: Michael Landgraf
- hochgeladen von Michael Landgraf
Neustadt an der Weinstraße gilt als die Fachwerkhauptstadt der Pfalz, mit dem ältesten und vielfältigsten Bestand im ganzen Bundesland. Mitverantwortlich dafür, dass diese Besonderheit Neustadts entdeckt und erschlossen wurde, ist der hiesige Denkmalpfleger Stefan Ulrich. Im historischen Komplex Rathausstraße 6 wurde am Sonntag den 1. Juni von Oberbürgermeister Marc Weigel eine Ausstellung eröffnet, die Einblicke in die Zeit um 1400 gibt. Im sogenannten Laubengang des Hofs wird gezeigt, wie man Häuser baute und darin lebte.
Um 1604 war hier das Gasthaus „Zum Löwen“. Gastlich gedeckt wurde daher ein Tisch im ersten Raum, mit Replikaten von Bechern und Tellern, mit von der Bäckerei Liebenstein experimentell hergestellten kleinen Broten sowie mit Kraut, Würsten und Schinken. Im zweiten Raum entdeckt man das Modell eines Fachwerkhauses, das von Peter Eidel, dem der Komplex Metzgergasse 3 gehört, gebaut wurde. Es stellt das Haus Hauptstraße 105 in Neustadt dar und zeigt, wie man damals allein mit Bohrungen, Zapfen und Flechtwerk die Balken der Fachwerkhäuser verband und die Zwischenräume mit Flechtwerk und einer Lehm-Stroh-Mischung verband. Im Raum findet man eindrucksvolle Originale aus Neustadt, ein Gefach von 1387 sowie ein Kehlbalken von 1439 mit einer Ziegel. Anschaulich werden im Schrank unter dem Modell im Maßstab 1:15 Informationen zum Bau vermittelt. Für Kinder werden Berufe, die mit dem Hausbau verbunden waren, dargestellt.
In einem dritten Raum wird anhand von Modellen einer Stube und Kammer das erste Obergeschoss des Hauses Metzgergasse 3 dargestellt. Auch hier können aus dem Schrank unter den Modellen Informationen herausgezogen werden, beispielsweise zur Funktion eines Kachelofens, wobei Original-Ofenkacheln in einer der Vitrinen zu sehen sind. In den Vitrinen entdeckt man allerlei, was im Haus verwendet wurde, so ein Gießgefäß zum Händewaschen sowie ein Glas mit Nuppen aus dem 14. Jahrhundert, das dieselbe Haltbarkeit in der Hand wie ein modernes Dubbeglases hatte. Zusätzlich gibt es eine Kleidertruhe, in der man Stoffe von damals erfühlen kann. Außer Leihgaben aus Speyer bleibt danach alles im Neustadter Bestand, in der Hoffnung, dass spätestens 2027 eine Dauerausstellung eingerichtet werden kann.
Die Ausstellung kann bis Sonntag den 29. Juni 2025 täglich außer montags im Rahmen ausschließlich im Rahmen von Führungen besichtigt werden. An Samstagen wird ein Rahmenprogramm zu den alten Handwerkskünsten geboten.
Anmeldung: Tel. 06321 8551279, per Mail denkmalschutz@neustadt.de.
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
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