Harald Schmidt zu Gast bei Dialog-Predigt in der Mannheimer Jesuitenkirche
„Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh“...

Wochenblatt-Redakteur Peter Engelhardt im Gespräch mit Harald Schmidt.  fotos (3): gaier
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von Peter Engelhardt

Gastspiel. Er ist im Theater zuhause, er ist Moderator, er ist Kabarettist, Entertainer, Filmschauspieler, er hat Bücher geschrieben und er war vor allem viele Jahre das Late-Night-Gesicht im deutschen Fernsehen. Die Harald Schmidt-Show war für viele Menschen ein Grund, spät(er) ins Bett zu gehen. Er hat Humor, er engagiert sich für Vertriebene und er ist Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er ist intellektuell und er hat seine ganz eigenen Gedanken zu Gott und der Welt. Eingeladen von Pater Holter SJ zur einer Dialog-Predigt in die Mannheimer Jesuitenkirche unterhielt sich das Wochenblatt Mannheim im Vorfeld der Veranstaltung mit Harald Schmidt.

???: Wann kamen Sie das erste Mal mit christlichen Werten so richtig in Berührung?
Harald Schmidt: Als Kind und Jugendlicher erfuhr ich den ganz normalen Werdegang in einem katholischen Elternhaus. Meine Eltern waren nicht extrem streng, aber es ging jeden Sonntag in die Kirche. Das war einfach so.
???: Haben Sie da die Augen verrollt oder sind Sie gerne hingegangen?
Schmidt: Ich bin gerne in die Kirche gegangen, das war ein gemeinsames Familienunternehmen, das war völlig okay. Nürtingen hatte keinen hauptamtlichen Organisten und so bin Hilfsorganist geworden.
???: Wie muss man sich das vorstellen?
Schmidt: Ich hatte jeden Sonntag drei Gottesdienste, zu denen ich spielen musste. Um 8.15 Uhr in Neckarhausen, um 9.30 Uhr in Zizishausen und um 11 Uhr beim Kindergottesdienst im katholischen Gemeindehaus.
???: War das anstrengend und wie lange haben Sie das gemacht?
Schmidt: Die Choräle waren schwer zu spielen. Ich bekam das Blatt, wo drauf stand, was zu spielen war immer sehr spät und dann habe ich oft falsch gespielt, aber das hat längst nicht jeder gemerkt. Ich war schlecht im Ablesen und wurde Sonntag für Sonntag ins kalte Wasser geworfen. Gespielt habe ich von meinem zwölften Lebensjahr an, bis ich 22 war.
???: Was haben die Freunde zu Ihrem Sonntagsprogramm gesagt?
Schmidt: Das war alles gut. Ich war oftmals Samstagabends bis in die Morgenstunden mit den Kumpels unterwegs und um 7 Uhr war ich in der Sakristei. Ich habe nie abgesagt ... wer feiern kann, kann auch arbeiten. Diese Disziplin hat mir mein ganzes weiteres Leben geholfen.
???: Und wie viel Zeit blieb Ihnen, um sich mit Religion oder der Bibel zu beschäftigen?
Schmidt: So gut wie gar keine. Ich hatte schlichtweg zuwenig Zeit, um mich mit der Theologie zu beschäftigen. Es waren ständig irgendwelche kirchlichen Veranstaltungen zu organisieren. Das „Bodenpersonal“ war sehr beschäftigt mit weltlichen Aufgaben.
???: Glauben Sie an Gott?
Schmidt: Man muss sich ja weder mit Theologie beschäftigen noch in die Kirche gehen, um zu glauben. Mein Glaube ist sehr naiv: ich glaube, dass es da etwas größeres gibt als uns, irgendetwas lenkt uns. Man kann das Gott nennen, jeder hat so seine eigene Vorstellung von Gott. Aber es ist tatsächlich nicht begreifbar und nicht sagbar. Wie will man das erklären. Es gibt ein sehr bekanntes Kirchenlied, es heißt „Wir sind nur Gast auf Erden“. Das ist das, was ich glaube, das große Ganze kommt doch erst danach. Aber das weiß ja niemand. Wir sollten uns in der Zeit, in der wir auf der Erde sind, nicht so sehr mit Zweifeln beschäftigen.
???: Wie sehen Sie die Entwicklung auf unserer Erde? Die großen Themen der Zeit?
Schmidt: Ich bin nicht so pessimistisch. Wir hatten noch nie so lange eine friedliche Zeit. Und wenn es keine Kriege gibt – ja wohin dann mit den ganzen Aggressionen? Ich glaube an die Stabilität der Institutionen in unserer demokratischen Welt. Die Gewaltenteilung ist eine wesentliche Gewährleistung des Friedens.
???: Die Kirche möchte ihre Schäfchen wieder reinholen, aber die katholische Kirche hat sich nicht mit Ruhm bekleckert die letzten Jahre.
Schmidt: Der Missbrauch ist eine absolute Katastrophe. Die zweite Katastrophe ist die mangelnde Aufarbeitung. Viele Katholiken wenden sich ab, sie schämen sich für ihre Kirche. Die Kirche braucht ganz dringend eine radikale Aufklärung des Missbrauchs.
???: Als Jugendlicher waren Sie bei den Pfadfindern? Wie war diese Zeit?
Schmidt: Als Jugendlicher in meinem Alter war man entweder im Sportverein oder bei den Pfadfindern. Ich war bei der DPSG, der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg. Dort war ich sieben Jahre und für mich war es in Sachen Unterhaltung wie ein langes Trainingslager. Dort habe ich all’ die Späße ausprobiert, die mich zu meinem Beruf gebracht haben. Ich war der Spaßvogel und es hat funktioniert.
???: Wie kamen Sie auf die Idee, an diesem Gottesdienst teilzunehmen?
Schmidt: Es war die Idee von Pater Werner Holter. Wir haben das ja in Köln schon einmal zusammen gemacht. Zudem interessiere ich mich sehr für die Geschichte der Jesuiten. Immer wenn ich ein Schlitzohr treffe, ist es ein Jesuitenschüler.
???: In wenigen Wochen lesen Sie Texte von Hiob im Speyrer Dom. Wie kam es dazu?
Schmidt: Speyer ist für mich eines der europäischen Kirchenbauwerke. Ich habe alle Trauerfeierlichkeiten für Helmut Kohl im Fernsehen angeschaut. Ich freue mich sehr auf Speyer.
???: Haben Sie noch Kontakt zu den Menschen in Nürtingen?
Schmidt: Ja, natürlich und wenn ich da bin, besuche ich auch regelmäßig den Gottesdienst. pete

Wochenblatt-Redakteur Peter Engelhardt im Gespräch mit Harald Schmidt.  fotos (3): gaier
„Meine Eltern waren nicht extrem streng, aber es ging jeden Sonntag in die Kirche. Das war einfach so.“
„Habe mit meinen Freunden bis Sonntagmorgens um vier gefeiert und war um 7 Uhr in der Sakristei. Ich habe nie abgesagt...
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Peter Engelhardt aus Mannheim

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