"Hass ist keine Meinung"

- Die Ludwigshafener Dekane Dominik Geiger (katholisch, links) und Paul Metzger (evangelisch) mit einer Fahne, von denen 30 am Wochenende in der Stadt gehisst werden.
- Foto: Prot. Dekanat LU/Wagner
- hochgeladen von Yvette Wagner
Mit einer gemeinsamen Aktion wenden sich die christlichen Kirchen in Ludwigshafen entschieden gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Hass. Vor zahlreichen Kirchen in der Stadt werden am 13. September Fahnen mit den Aufdrucken "Hass ist keine Meinung" und "Kein Mensch ist zweiter Klasse" gehisst.
"Wir möchten ein deutliches Signal senden: Christlicher Glaube und Ideologien jeder Art sind unvereinbar. Wir treten ein für ein Miteinander, das Menschen dieselbe Würde beimisst und widersprechen allen, die durch ihre Haltung spalten, abwerten und am Ende nur Hass säen", betont Dekan Dominik Geiger (katholisch). Sein evangelischer Amtskollege, Dekan Paul Metzger, ergänzt: "Unsere Stadt lebt von Vielfalt. Wer Menschen nach Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Identität in Kategorien von ‚erster‘ und ‚zweiter Klasse‘ einteilt, stellt sich gegen die Grundlagen unseres Zusammenlebens."
Veranstaltungen begleiten die Aktion
Die Fahnenhissung ist eingebettet in eine Reihe von Veranstaltungen, mit denen die Kirchen für Demokratie und Menschenwürde eintreten. Bereits am 3. September fand im Heinrich-Pesch-Haus eine gut besuchte Veranstaltung zur gelingenden Integration statt, bei der Geflüchtete von ihren Erfahrungen und ihrem Weg in Ludwigshafen berichteten.
Am 9. Oktober folgt eine Podiumsdiskussion, zu der die Kirchen die Kandidaten der OB-Stichwahl einladen. Thema des Abends wird die Frage sein: Wie kann Integration in Ludwigshafen gelingen – und welche Verantwortung tragen Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft?
Daneben setzen sich die Kirchen in laufenden Projekten für einen wertschätzendes und respektvolles Miteinander aller Menschen ein. Zu diesen Projekten zählen unter anderem die Kindervesperkirche, die Suppenküche, die Essensausgabe "Mahlze!t LU" am Heinrich-Pesch-Haus, das Café Asyl, die zahlreichen Aktivitäten rund um die evangelische Matthäuskirche im Stadtteil West, die Winterhilfe von Caritas und der Pfarrei Hll. Petrus und Paulus, die Sprachkurse für Geflüchtete sowie das Projekt "Lu can help" im Heinrich-Pesch-Haus.
Positionspapier veröffentlicht
Begleitend haben die Kirchen ein Positionspapier erarbeitet, das zentrale Überzeugungen und Forderungen bündelt. Darin formulieren sie fünf Kernbotschaften:
- Kein Mensch ist zweiter Klasse – Jeder Mensch ist gleich an Würde. Diskriminierung und Herabsetzung treten die Kirchen entschieden entgegen.
- Demokratie ist Arbeit – Freiheit und Mitbestimmung sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen gepflegt und verteidigt werden.
- Hass ist keine Meinung – Hetze, Einschüchterung und Verachtung zerstören den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Andersdenkende sind eine Bereicherung – Vielfalt und Widerspruch gehören zum demokratischen Miteinander.
- Diskurs braucht Demut – Fakten und Wahrheit dürfen nicht durch Lügen und Verschwörungsideologien verdrängt werden.
"Wir erleben derzeit, dass rechtsextreme Haltungen wieder an Boden gewinnen", sagt Dekan Geiger. "Darauf müssen wir als Kirchen reagieren – nicht nur mit Worten, sondern auch mit sichtbaren Zeichen." Dekan Metzger fügt hinzu: "Wir ermutigen die Menschen in Ludwigshafen, sich klar zu christlichen Werten zu positionieren. Gerade ein demokratisches Miteinander lebt davon, dass wir Haltung zeigen – im Alltag, in Gesprächen, am Arbeitsplatz, online und offline."
Mit ihrer Initiative wollen die Kirchen verdeutlichen: Sie verstehen sich als Anwälte für Menschenwürde und Demokratie – und als Gegenstimme zu Hass und Hetze.
Info
"Für Menschenwürde, Demokratie und Zusammenhalt": Positionspapier der Kirchen in Ludwigshafen (PDF)
Autor:Yvette Wagner aus Ludwigshafen |
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