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Ditzners Kino Roulette mit dem "Wachsfigurenkabinett"

Erwin Ditzner und Paata Demurishvili begleiteten den Film musikalisch | Foto: Brigitte Melder
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Ludwigshafen. Am 12. April fand im Kulturzentrum dasHaus (Dome) Ditzners Kino Roulette statt, womit der den Glamour und die Filmfaszination der zwanziger Jahre wiederaufleben ließ. Damals war ein Kinobesuch noch ein echtes Erlebnis! Da Ton- und Filmspur in den 20ern noch nicht gemeinsam aufgenommen werden konnten, wurden die Filme live musikalisch untermalt - eine Rolle, die der Schlagzeuger Erwin Ditzner an diesem Abend gemeinsam mit Pianist Paata Demurishvili übernahm. Die beiden Musiker haben den Film vorher nicht gesehen, konzentrierten sich jeweils im Einklang auf das Geschehen und improvisierten es musikalisch auf hervorragende Weise.

Paul Lenis berühmter Stummfilm "Das Wachsfigurenkabinett", der 1924 - vor 100 Jahren! - seine Uraufführung hatte, wurde heute sozusagen wiederbelebt. Er gilt als Schlüsselwerk des expressionistischen Films und ist zugleich eine Verneigung vor dem Ludwigshafener Theater- und Filmschauspieler und Regisseur Wilhelm (William) Dieterle, der später in Hollywood zu einem der großen Filmschaffenden avancierte. "Das Wachsfigurenkabinett“ vereint beeindruckend die verschiedenen Gesichter des Wilhelm Dieterle, der nicht nur als Schauspieler in seiner Dreifachrolle an der Seite der Filmlegenden Conrad Veidt, Emil Jannings und Werner Krauß überzeugt, sondern darüber hinaus bereits hier sein Regie-Talent als Assistent einbringt. Die neu restaurierte Fassung wurde 2020 zu den 70. Internationalen Filmfestspielen Berlin von der Deutschen Kinemathek und der Cineteca di Bologna erstmals präsentiert.

Die Kuratorin Frau Dr. Morticia Zschiesche aus Heidelberg hatte die Filmauswahl übernommen und führte in ihrer Laudatio in den Film ein. Sie freue sich, hier in Ludwigshafen zu sein, in einer Stadt, die KEIN Kino mehr hat. Erfreulich, dass es hier im „Dome“ (kleiner Saal vom Kulturzentrum dasHaus) in diesem Jahr insgesamt viermal Kinovorstellungen zu dieser Stummfilm-Konzertreihe gibt (die nächsten am 27. September und 6. Dezember). Die beiden ambitionierten Musiker Erwin Ditzner und Paata Demurishvili widmeten sich passenderweise einem großen Sohn dieser Stadt und setzen ihn mit ihren Improvisationen adäquat in Szene: Es ist der Schauspieler und spätere Hollywood-Regisseur Wilhelm Dieterle mit seiner Mehrfach-Rolle in einem der Höhepunkte des expressionistischen Weimarer Kinos „Das Wachsfigurenkabinett“. Der damals 30jährige gutaussehende Wilhelm Dieterle gehörte 1929 zu den erfolgreichen Publikumslieblingen, spielte auf großen Theaterbühnen und in mehreren Filmen. Der 1,90 Meter große Hüne verkörpert einen jungen Dichter, der auf dem Jahrmarkt in einem Panoptikum zu drei der dort ausgestellten Wachsfiguren Hintergrundgeschichten erfinden soll: Es sind der Kalif Harun al-Raschid, Iwan der Schreckliche und Jack the Ripper. Um der Tochter des Besitzers zu gefallen, schreibt und träumt er sich selbst daraufhin in die Episoden hinein, in denen er jeweils die junge Frau vor den Unholden retten muss.

Damals agierten die Schauspieler sehr dramaturgisch und die absurden Kulissenbauten, die mit ihren Formen die jeweiligen Geschichten filmisch im wahrsten Sinne „unterfüttern“ hatten sehr niedrige Decken, bei denen dieser große Schauspieler eher geduckt laufen musste. Da es keine vollständig erhaltene deutsche Version mehr gibt, wurde heute eine kürzere Fassung mit englischen und übersetzten deutschen Zwischentiteln gezeigt, die auf einer britischen Nitratfilmkopie beruht. Sie freute sich, dass man heute die digitale Rekonstruktion von der Deutschen Kinemathek in Zusammenarbeit mit der Fondazione Cineteca di Bologna hier vorführen könne.

Die musikalische Untermalung zum „Wachsfigurenkabinett“ passte perfekt und besonders bei Iwan dem Schrecklichen hörte man praktisch die Wolga rauschen. (mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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