„Stoßdämpfer-Teststrecke“: Anwohner klagt über marode Straße auf dem Kotten
- Holperpiste: Die Sedanstraße ist ein Flickenteppich
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Kaiserslautern. Der Frust von Joachim Faulhaber ist groß. Seit Ende der 1960er Jahre wohnt der gebürtige Göllheimer auf dem Kotten – und ärgert sich täglich darüber, wie es in diesem Viertel aussieht und zugeht. Erst zuletzt hat er in der Sedanstraße / Ecke Schäferstraße zwei Schilder an Laternenmasten mit der Aufschrift "Achtung!!! Kaiserslauterer Stoßdämpfer-Teststrecke!!!" befestigt. Mit einer Prise Humor macht er so auf den miserablen Zustand der Straße aufmerksam. Dabei ist ihm selbst das Lachen längst vergangen – denn es gibt noch mehr, was er beanstandet.
Von Monika Klein
Die Wochenblatt-Redaktion hatte die Schilder entdeckt und in Facebook nach dem Urheber gefragt. Über einen Umweg hat Joachim Faulhaber davon erfahren und sich gemeldet. "Ich habe das spontan aus der Wut heraus gemacht", erläutert er, wie er auf den Gedanken gekommen ist, die Schilder zu entwerfen und am holprigsten Abschnitt der Sedanstraße aufzuhängen. Der selbstständige Grafiker war früher als Hobbyrennfahrer auf zwei und vier Rädern unterwegs. Da lag es nahe, diese Passage satirisch als "Stoßdämpfer-Teststrecke" zu bezeichnen.
Dass der Stadt der schlechte Zustand der Straßen bekannt ist, zeigen die "Achtung Straßenschäden"-Schilder, von denen mehrere in der Sedanstraße und auf dem Kotten aufgestellt sind. Eine Untersuchung im Jahr 2018 habe ergeben, dass rund 40 Prozent des 400 Kilometer langen Straßennetztes in sanierungsbedürftigem oder schlechtem Zustand ist, teilt die Pressestelle mit. Aufgrund dieses Ergebnisses und weiterer Kritierien – etwa die Bedeutung der Straße für den Verkehr, der Öffentliche Personennahverkehr oder die Nähe zu Schulen und Kitas –werde die Reihenfolge der Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen festgelegt.
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Flickenteppich bleibt vorerst
Aufgrund der knappen finanziellen Mittel könne nicht jede kurzfristig saniert werden, so die Stadt. Ziel sei es, die vorhandenen Mittel effizient und nach klaren Prioritäten einzusetzen. Im Zuge der Wiederkehrenden Beiträge (WKB) werden Bauprogramme aufgestellt. Demnach läuft das aktuelle Kotten-Bauprogramm von 2024 bis 2026, erläutert die Verwaltung. Darin sei die bauliche Umsetzung der Spitalstraße vorgesehen sowie vorbereitende Planungen für die Stärkstraße, Phillip-Hepp- und Kupferstraße im Folgeprogramm von 2027 bis 2029. Gegebenenfalls können dann die vorbereitenden Planungsmaßnahmen für die Sedanstraße aufgenommen werden, sodass mit einem Ausbau ab 2029 gerechnet werden könne, heißt es von der Pressestelle.
Für Faulhaber macht es wenig Sinn, dass die Schlaglöcher notdürftig mit Schotter aufgefüllt und dann verschlossen werden. Dazu teilt die Stadt mit, dass das provisorische Ausbessern mit Asphalt oft eine notwendige Maßnahme sei, um kurzfristig die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Diese sogenannten „Kaltflicken“ seien eine pragmatische Übergangslösung, langfristige Sanierungen seien das Ziel.
- In der Sedanstraße: "Kaltflicken" nennt sich das provisorische Ausbessern der Schlaglöcher
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Aber es gibt noch mehr, was Faulhaber, der in der Schützenstraße wohnt, stört. Er ärgert sich auch über die bekritzelten und beschmierten Parkscheinautomaten. "Das ist eklig!", schüttelt er sich. Hierzu kündigt die Stadt an, dass die Automaten zeitnah gereinigt werden.
- Einer der verdreckten Parkscheinautomaten im Wohngebiet Kotten
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"Wie auf der Knaudel"
Darüber hinaus prangert der 76-Jährige verunreinigte Straßen, Hundekot auf den Gehwegen, die vermüllte Treppe mit Grünfläche in Richtung Gartenschau und Sperrmüll-Haufen an, die oft tagelang auf dem Bürgersteig ruhen und beständig „wachsen". "Sind die alle blind?", fragt er rein rhetorisch, "hier sieht es aus wie auf der Knaudel! Wenn jeder das nur ignoriert und sich keiner kümmert, wo kommen wir denn da hin?"
- Auf der Treppe vom Kotten zur Gartenschau lag an diesem Tag kein Müll, nur Laub
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Hierzu antwortet die städtische Pressestelle, dass der Kommunale Vollzugsdienst regelmäßig im Rahmen seiner personellen Kapazitäten im Bereich Sedansplatz und Sedanstraße unterwegs sei. Ebenso sei die Problematik mit dem Hundekot schon länger bekannt. In der Vergangenheit seien Zivilstreifen unterwegs gewesen und Anwohner befragt worden, um Hinweise zu den Verursachern zu bekommen. Sie weist darauf hin, dass illegale Sperrmüll-Ablagerungen sowohl beim Kommunalen Vollzugsdienst (Telefon 0631 3652717) als auch beim Umweltschnelldienst (Telefon 0631 3654444) gemeldet werden können. Der Kommunale Vollzugsdienst nimmt darüber hinaus auch Hinweise zu Hundehaltern entgegen, die den Kot nicht ordnungsgemäß entsorgen.
Denkt Faulhaber an das vergangene Silvester zurück, regt er sich nicht nur darüber auf, dass so heftig und langanhaltend geböllert worden sei, dass die ganze Straße vernebelt war. Noch mehr ärgert ihn, dass sich keiner der Verursacher weder an Neujahr noch an den Folgetagen um das Entfernen der Überbleibsel gekümmert habe. "In diesem Jahr stelle ich drei Besen raus", lässt er seinen Humor wieder aufblitzen, in der Hoffnung, dass dieser "Wink mit dem Zaunpfahl" ankommt.
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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