„Flossen weg!“: Präventionsprojekt gegen (sexuelle) Belästigung im Schwimmbad

- Zeigen Plakate und Flyer des "Flossen weg!"-Präventionsprojektes: Petra Brenk (links), Kreisjugendpflegerin des Landkreises Kaiserslautern, und Dorothee Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kaiserslautern
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West- und Nordpfalz. "Flossen weg!" heißt das Präventionsprojekt mit dem Zusatz "Hier gilt: null Toleranz bei (sexueller) Belästigung!", das am 20. Mai 2025 und damit zum Beginn der Freibadsaison in der West- und der Nordpfalz an den Start gegangen ist. Es beinhaltet die Schulung von Schwimmbadmitarbeitern, ob an der Kasse, am Kiosk oder als Aufsicht, hinsichtlich solcher Übergriffe, mögliche Reaktionen und Verhaltensweisen als auch den Schutz der Betroffenen. In den beteiligten Bädern wurden Plakate aufgehängt sowie Flyer mit Kontaktdaten von Beratungs- und Hilfsangeboten ausgelegt.
Von Monika Klein
Mal ist es das angeblich unbeabsichtigte Begrapschen im Getümmel des Schwimmbeckens, mal das aufdringliche Anstarren und mal das unerlaubte Fotografieren oder Filmen: Belästigungen und Übergriffe in Schwimmbädern oder Badeseen können ganz unterschiedlich ausfallen. In diesen und ähnlichen Vorfällen setzt das Präventionsprojekt "Flossen weg!" an, das zunächst in der nordrhein-westfälischen Stadt Recklinghausen initiiert, dann von Mainz übernommen und nun auch in der West- und Nordpfalz eingeführt wurde. Auf den Weg gebracht wurde es vom Polizeipräsidium Westpfalz in Kooperation mit den Gleichstellungsbeauftragten der West- und Nordpfalz, der Kreisjugendpflegerin des Landkreises Kaiserslautern, dem SOS-Kinderdorf Kaiserslautern und dem Verein Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen initiiert wurde.
Zu der Auftaktveranstaltung im Mai waren die Badverantwortlichen aus dem Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Westpfalz sowie aus den Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden und Eisenberg eingeladen. Die Vorträge der Kooperationspartner hatten zum Ziel, die Anwesenden von 31 Bädern aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren als auch konkrete Handlungsanweisungen und Strategien zu vermitteln, damit sie in kritischen Situationen angemessen reagieren können. Dabei sei es um sexuelle Belästigung, auch aus Betrachtersicht, um Täterstrategien und Grooming (das Planen oder Vorbereiten einer sexuellen Grenzüberschreitung oder eines sexuellen Kindesmissbrauchs), um Präventivmaßnahmen und um rechtliche Hintergründe gegangen, erläutert Dorothee Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kaiserslautern.

- Ein Besuch im Schwimmbad soll Spaß machen. Kommt es zu Übergriffen und sexueller Belästigung, sollte das Badpersonal informiert werden
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Kein Guckloch in der Umkleide
Ganz praktisch kann das so aussehen, dass Schwimmmeister beispielsweise ein waches Auge auf Erwachsene haben, die sich am Kinderbecken aufhalten, ohne dass sie in Begleitung eines Kindes sind. "Man hat ja manchmal auch ein komisches Bauchgefühl. Dann sollte man seinen Kollegen aufmerksam machen und die Person ansprechen", erläutert Müller. Sinnvoll könne auch ein Rundgang über die weitläufige Liegewiese mit etwas abgelegenen Ecken sein, um Präsenz zu zeigen. Ebenso könne überprüft werden, ob es Gucklöcher in Umkleidekabinen gibt, die dann verschlossen werden. Darüber hinaus können Schwimmmeister von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und auffälligen Personen ein Hausverbot erteilen und sie unter bestimmten Voraussetzungen nach dem sogenannten Jedermannsrecht Personen "festhalten".
Aber wie oft kommt es vor, dass Badegäste sexuell belästigt werden oder Übergriffen ausgesetzt sind? Zwei Vorfälle wurden über die Pressestellen der Polizei bekannt. So kam es im Juli 2024 zu einer sexuellen Belästigung im Kaiserslauterer Freibad Waschmühle. Demnach sollen vier Mädchen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren von einer Gruppe Jugendlicher unsittlich berührt worden sein. Anfang Juli dieses Jahres wurde ein achtjähriger Junge in einem Kuseler Bad von einem Heranwachsenden mit türkischer Staatsangehörigkeit auf das Kopfhaar geküsst. Hierbei könnte es sich um eine Verwechslung mit dem Bruder des Heranwachsenden gehandelt haben. In beiden Fällen ermittelte die Polizei.
Laut der Pressestelle des Polizeipräsidiums Westpfalz lassen sich der Polizeilichen Kriminalstatistik dazu keine belastbaren Zahlen entnehmen. Die Stadtverwaltung Kaiserslautern, die bei dem "Flossen weg"-Projekt mit im Boot ist, teilt auf Anfrage mit, dass es in der Vergangenheit vereinzelt Vorfälle dieser Art gegeben habe, es aber zu keiner Steigerung gekommen sei. Der Gleichstellungsbeauftragten ist ein Fall unsittlicher Berührung bekannt. Sie stellt fest: "Für uns ist klar: Jede Art von Belästigung zieht Konsequenzen nach sich. Betroffene können sich jederzeit an das Badpersonal wenden." Ein zweites Treffen Ende Oktober, zu dem die Beschäftigten aller Bäder in der West- und Nordpfalz eingeladen werden, ist in Vorbereitung.
Hilfetelefon
Polizei: 110
Bundesweites Hilfetelefon: 116 016
Frauennotruf Zweibrücken: 06332 77778
Für Kinder und Jugendliche: 24-Stunden-Krisentelefon des SOS-Kinderdorfs Kaiserslautern unter 0631 316440


Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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