Pfalztheater: Biedermann und die Brandstifter
Sehenden Auges ins Unglück

v.l. Stefan Kiefer, Martin Schultz-Coulon, Henning Kohne und Jan Henning Kraus | Foto: Pfalztheater
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„Biedermann und die Brandstifter“ ist das wohl bekannteste Theaterstück von Max Frisch. Jetzt ist das Stück um Sein und Schein in einer aktuellen und spannenden Inszenierung am Pfalztheater zu sehen. Nicht nur für die Schulen der Stadt, sondern für jeden von uns wieder einmal die Gelegenheit zu sehen, wie man sehenden Auges ins Unglück läuft, wenn alle schweigen.

Max Frisch bezeichnete sein Werk als „Lehrstück ohne Lehre“. Genau das gelingt dem Pfalztheater auch, dennoch bietet es Stoff für Diskussionen, und man muss am Ende erst einmal überlegen, was man nun eigentlich über das anderthalbstunden davor Gesehene denken soll. Die Zeit verrinnt angesichts der spannenden Inszenierung ohne Pause wie im Flug. Der aktuelle Bezug wird schnell durch vorgelesene Kommentare auf dem YouTube-Channel und Anspielungen auf jüngere Geschichtsereignisse klar. Diesen Part übernimmt der Chor (Hannelore Bähr, Alicia Fath und Martin Schultz-Coulon), die als Öffentlichkeit immer wieder auf die Gefahr hinweisen und sie aufzeigen. Dennoch nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Dabei beginnt doch alles in der heilen (60er-Jahre-) Welt von Gottlieb Biedermann...

Im schicken Häuschen lebt der Biedermann (Henning Kohne) mit der ständig shoppenden Gattin (Adlaja Stadelmann) im Wohlstand und „geht mit der Konjunktur“. Ein Dienstmädchen (Sophia Hahn) kann man sich auch leisten, und so ist die Welt in Ordnung. Eines entrüstet den Haarwasserfabrikanten jedoch: Hausierer in seiner Stadt, die sich im Dachboden wohlmeinender Bürger einnisten, und sich später als Brandstifter herausstellen. „Wer macht denn sowas?“ Als eines Abends ein Unbekannter in der Tür steht, ist Gottlieb Biedermann alarmiert: Brandstifter, nichts als Brandstifter! Aber man ist ja Gutmensch, ist sich seines guten Stils bewusst, bestens informiert und aufgeklärt. Und so bietet er dem vermeintlichen Ringer (Stefan Kiefer) eine Bleibe an. Als kurz darauf dessen Bekannter (Jan Henning Krause), angeblich ein Kellner, ins Haus kommt und sich ebenfalls auf dem Dachboden einnistet, und diesen nun offensichtlich als Lager für Benzinfässer umfunktioniert, wird´s brenzlig. Biedermann erkennt die Gefahr, aber will er sie wahrhaben?

Der Widerspruch zwischen dem Sein und dem Schein, den Biedermann durchlebt, erzeugt beim Publikum Spannung, aber auch für zahlreiche komische Momente durch so manch groteske Situationen. Ob Biedermann oder das Publikum: man erkennt das aufkeimende Böse, was den Einzelnen, aber auch die ganze Stadt oder den ganzen Staat bedroht, doch was kann man tun? Ist der Mensch fähig, eine erkennbare Gefahr zu ignorieren, um sich selbst und vor allem auch den eigenen Besitz zu schützen? Eine Thematik, die gerade heute wieder von großer Brisanz ist. Biedermann entscheidet sich zwar für die Wahrheit, sucht aber die Freundschaft der Brandstifter, die „einem braven Bürger doch sicher nicht das Eigenheim anzünden.“ Und schon schlägt der wissenschaftlich untermauerte „Backfire-Effekt“ zu. Die Fakten gehen nach hinten los. Am Ende werden nicht die Brandstifter entlarvt, sondern die biedermännische Wehrlosigkeit macht den Weg frei für Verbrecher, die von Anfang an gesagt haben, was sie wirklich wollen. Die ganze Stadt steht in Flammen.

v.l. Stefan Kiefer, Martin Schultz-Coulon, Henning Kohne und Jan Henning Kraus | Foto: Pfalztheater
vorne: Jan Henning Kraus und Henning Kohne / im Hintergrund: Sophia Hahn und Hannelore Bähr | Foto: Pfalztheater
Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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