Bürgermeisterwahl in Germersheim: Marcus Schaile will es nochmal wissen - Interview

- Marcus Schaile will am 6. April 2025 zum dritten Mal Bürgermeister in Germersheim werden
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Germersheim. Am Sonntag, 6. April, wird in Germersheim ein neuer Bürgermeister gewählt. Einziger Kandidat: Marcus Schaile, der das Amt seit 2010 inne hat. Nun tritt er ein drittes Mal an - und auch wenn es für die Wähler nur eine Ja- oder Nein-Entscheidung geben wird, ist die Wahl für den 62-Jährigen Germersheimer keine Selbstverständlichkeit.
Wochenblatt-Redakteurin Heike Schwitalla hat mit Marcus Schaile über seine erneute Kandidatur, das Bürgermeisteramt und seine Visionen für das Germersheim der Zukunft gesprochen
???: Herr Schaile, Sie treten am 6. April als einziger Kandidat in Germersheim zur Bürgermeisterwahl an, das wäre dann Ihre dritte Amtsperiode – warum haben Sie sich dafür entschieden, erneut zu kandidieren? Warum "tun Sie sich das sicherlich nicht ganz einfache Amt "Bürgermeister von Germersheim" noch einmal an?
Marcus Schaile: "Ja, es ist schon etwas sonderbar, wenn man der einzige Kandidat ist. Ich denke, letztendlich ist es auch der Tatsache geschuldet, dass sowohl der Stadtrat mit mir als Bürgermeister als auch ich mit dem Stadtrat seit vielen Jahren sehr gut zusammenarbeiten. Für mich persönlich ist es eine erneute Amtszeit eine weitere Herausforderung. Sie können sich vorstellen, wenn man in der vierten Generation Germersheimer ist und die Möglichkeit hat, Verantwortung zu übernehmen und aktiv die Geschicke seiner Heimatstadt zu gestalten, dann ist es einfach eine tolle und hervorragende Aufgabe, die man wirklich mit Herzblut macht. Und ich glaube, jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich als Bürgermeister immer mit vollem Engagement und leidenschaftlichem Einsatz um die Belange der Stadt kümmere. Und das möchte ich natürlich gerne so weitermachen, unter anderem auch deshalb, weil wir in den nächsten Jahren sehr viel auf unserer Agenda stehen haben. Also ich kann Ihnen sagen, dass die Aufgaben und Herausforderungen der Stadt in den kommenden Jahren nicht weniger werden, ganz im Gegenteil.
Ich stelle mir nicht die Frage, ob ich mir eine erneute Amtszeit 'nochmal antun will', sondern einzig und allein das, was mich antreibt, ist für mich entscheidend: Es ist mein großes Engagement und die Liebe zu dieser Stadt. Im Übrigen, fühle ich mich topfit für eine weitere Amtszeit. Ich könnte mir gar nichts anderes vorstellen, als jetzt noch einmal für acht Jahre Bürgermeister von Germersheim zu sein."
"Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich als Bürgermeister immer mit vollem Engagement und leidenschaftlichem Einsatz um die Belange der Stadt kümmere."
???: Welche Seite des Bürgermeister-Alltags gefällt Ihnen am besten, welche Aufgaben fallen Ihnen schwerer oder machen Ihnen gar keinen Spaß?
Marcus Schaile: "Es gibt mehr oder weniger nichts, was mir in meinem Bürgermeister-Alltag schwerfällt oder was mir keinen Spaß macht. Was mich allerdings stört, ist dieser mutwillige, sinnlose Vandalismus im Germersheim. Wir könnten als Stadt so viel mehr tun, um sie zu verschönern, wenn man nicht immer wieder daran denken müsste, was danach wieder kaputt gemacht wird. In Schweden habe ich in öffentlichen Parks und in Kreiselanlagen überall Mähroboter gesehen, die auch noch nächsten Tag, in der nächsten Woche und noch im nächsten Monat fahren und mähen, ohne dass sie einer klaut. Und bei uns kommen ja schon die Bewässerungssäcke, mit denen wir unsere neu gepflanzten Bäume bewässern, weg. Wir haben jetzt schon unser Stadtlogo draufdrucken lassen, damit jeder sieht, dass sie uns gehören.
Mir gefällt einfach der Kontakt zu meinen Bürgerinnen und Bürgern, denn er tut mir gut und bereichert mich. Ich denke, alle wissen, dass ich mehr oder weniger 24/7 zu erreichen bin, dass ich immer vor Ort bin, immer bei den Menschen, bei Veranstaltungen dabei bin und dass mich jeder ansprechen oder mir auch per E-Mail eine Nachricht zukommen lassen kann.
Kurzum, der Kontakt zu den Bürgern ist neben der Gestaltung meiner Heimatstadt genau das, was mir am Bürgermeisteralltag absolut gefällt. Ich komme wirklich jeden Morgen mit einem Lächeln hier ins Büro und freue mich auf den Tag und auf das, was alles auf mich zukommt. Das finde ich wirklich ganz, ganz klasse."
???: Nun sind Sie für die Wahl am 6. April der einzige Kandidat, die Freien Wähler etwa haben sich ganz explizit dafür ausgesprochen, Ihre Kandidatur zu unterstützen und auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten. Wie fühlt es sich an, als Stadtoberhaupt so akzeptiert zu sein?
Marcus Schaile: "Wir arbeiten im Stadtrat wirklich sehr gut zusammen. Seit etwa zehn Jahren gibt es keine Koalition mehr im Stadtrat, das heißt, wir haben eine absolut freie Ratsarbeit und trotzdem beschließen wir, ich schätze mal mindestens 95 Prozent der Ratsbeschlüsse, einstimmig. Daran sieht man, dass wir ein sehr gutes Verhältnis untereinander haben und dass auch die Fraktionen im Stadtrat bestrebt sind, Germersheim nach vorne zu bringen. Das heißt, ich habe schon sehr früh klargestellt, und es wurde auch so akzeptiert, dass wir keine Farbenpolitik im Stadtrat haben wollen, sondern dass wir vorrangig immer nach Möglichkeiten und Lösungen suchen, um Germersheim nach vorne zu bringen. Und das genau ist einzige Aufgabe."
"Ich komme wirklich jeden Morgen mit einem Lächeln hier ins Büro und freue mich auf den Tag."
???: Was sind Ihre Ziele, sollten sie nochmals Bürgermeister werden (und davon ist ja auszugehen)? Was möchten Sie persönlich noch für Germersheim erreichen? Wie wollen Sie mit der politischen Landschaft in Germersheim zukünftig umgehen?
Marcus Schaile: "Persönlich möchte ich für Germersheim natürlich erreichen, dass wir uns als Stadt weiterentwickeln. Ja, wir haben unumstritten leider keinen Hektar freie Industriefläche mehr zur Verfügung, so dass wir im Bereich Industrieansiedelung stagnieren.
Ansonsten sind wir da tatsächlich am Ende der Fahnenstange angekommen, was darauf zurückzuführen ist, dass wir damals zur Festungszeit ausschließlich für die Sicherheit unserer Bürger und die des umliegenden Landkreises zuständig waren. Landwirtschaft und alles, was an Ackerflächen vorhanden war, lag außerhalb der Stadt, draußen in den Dörfern. Deshalb fehlt uns jetzt in der heutigen Zeit Expansionsfläche, die wir dringend bräuchten, aber wir haben sie natürlich nicht. Von daher gesehen sind wir dabei, neue Strukturen zu schaffen.

- Vieles läuft in Germersheim schon gut, anderes kann, soll und muss besser werden
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Für die Zukunft von Germersheim ist es ganz wichtig, dass wir eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht haben, und genau in diesem Bereich werden wir weiterarbeiten.
Wir haben in den letzten Jahren aber auch sehr viel im Kulturbereich unternommen, haben ein vielseitiges und ganz tolles Kulturangebot, den Feierabendmarkt in Germersheim und die Picknick-Konzerte etabliert und veranstalten jedes Jahr einen wunderbaren Kultursommer. Wir feiern u.a. das Festungsfest, den Mittelaltermarkt und das Straßenfest mit sehr großem Zuspruch aus der Bevölkerung und vielen Gästen auch außerhalb Germersheims."
???: Auf dem Wahlzettel wird es nur ein Ja oder Nein geben, für das sich der Wählende entscheiden kann. Machen Sie sich Sorgen, dass sich das auf die Wahlbeteiligung auswirken könnte? Und was würden Sie den Germersheimern sagen als Wahlappell: Warum macht es dennoch Sinn am 6. April zur Wahl zu gehen?
Marcus Schaile: "Ja, klar mache ich mir Sorgen um die Wahlbeteiligung, daher versuche sehr viele Haushalte persönlich zu besuchen. Ich bin jeden Tag unterwegs, um den Bürgern mitzuteilen, dass am 6. April Bürgermeisterwahl ist und jeder von seinem Wahlrecht Gebrauch machen sollte, auch wenn es nur einen einzigen Kandidaten gibt. Ich bleibe nicht automatisch Bürgermeister, sondern es bedarf einer Wahl. Wahlen sind ein fundamentales Element der Demokratie. Auch wenn nur ein Kandidat auf dem Stimmzettel steht, ist es wichtig, sich die Möglichkeit nicht entgehen zu lassen, die politische Richtung mitzugestalten. Bitte gehen Sie wählen. Gerne können Sie sich auch für Briefwahl entscheiden."
"Wahlen sind ein fundamentales Element der Demokratie. Auch wenn nur ein Kandidat auf dem Stimmzettel steht, ist es wichtig, sich die Möglichkeit nicht entgehen zu lassen, die politische Richtung mitzugestalten."
???: Und zum Abschluss vielleicht noch ein bisschen was Privates, damit unsere Lesenden Sie besser - und von einer etwas anderen Seite kennen lernen: Was macht Marcus Schaile, wenn er nicht Bürgermeister ist, sondern ganz privat sein kann. Was sind Ihre Hobbys, wie und wo können Sie vom stressigen Alltag des Kommunalpolitikers entspannen?
Marcus Schaile: "Aufgrund der Fülle an Arbeit, Aufgaben und Herausforderungen, sieht es im Bereich Hobbys relativ mau bei mir aus. Allerdings halte ich mich fit und gehe oft am Rhein laufen und zwei Mal im Jahr ist Skifahren angesagt. Wissen Sie, ich bin schon früh in die kommunale Politik eingestiegen. Das war eigentlich mein Hobby. Von daher gesehen gehöre ich wahrscheinlich zu den eher seltenen Menschen, die sagen können, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Dementsprechend freudig, leidenschaftlich, vor allem aber mit viel Herzblut, übe ich das Amt des Bürgermeisters der Kreisstadt Germersheim auch aus."


Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim |
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