Ausstellungseröffnung 21.9 um 9 Uhr
„Franz und Franziska: Es gibt keine größere Liebe. Die Eheleute Jägerstätter und das Martyrium des Gewissens“

- Foto: Bilder zur Verfügung gestellt Frau Putz
- hochgeladen von Hubert Keßler
Herzliche Einladung
Eröffnung - Gespräch und Stehempfang
Eine Ausstellung über ein österreichisches Ehepaar aus dem kleinen Dorf Radegund scheint weit weg von dem hier und jetzt in Bruchsal und Umgebung. Doch welche Fragen provoziert diese Ausstellung?
Zunächst einmal provoziert die Ausstellung über einen Menschen, der sein Leben bewusst geopfert hat, in dem er einem Diktator die Stirn bot, grundsätzlich die eigene Frage: Wofür setzt du dich ein, wofür gibst du dein Leben?
Damit verbunden konfrontiert uns sein Weg innerhalb des Nationalsozialismus auf mehreren Ebenen:
- Auf der politischen Ebene: im Bundestag trägt die zweitstärkste Partei Teile dieses rechten Gedankenguts in ihren Genen und die Deutsche Bischofskonferenz sah sich aufgerufen, die Frage nach der Wählbarkeit aus christlicher Sicht zu stellen.
- Auf der gesellschaftlichen Ebene: die Frage nach dem Frieden stellt sich angesichts der Weltlage ein jeder; die Ausstellung regt die Auseinandersetzung mit dem Pazifismus an. Jägerstätter wurde von dem amerikanischen Soziologen Gordon Zahn, mit seinem Buch, „der einsame Zeuge“, für die amerikanische Friedensbewegung entdeckt. Ist er als Pazifist zu verstehen? Was bedeutet überhaupt Pazifismus angesichts des allzu verständlichen Wunsches nach Frieden und der Bedrohung durch Krieg. Und was unterscheidet ein Verteidigungskrieg gegenüber einem Angriffskrieg im Blick auf pazifistische Gedanken.
Weiterhin stellt sie die Frage nach der Liebe:
- Kann man die eigene Familie lieben und gleichzeitig sein Herz dem Nationalsozialismus opfern? In der Auseinandersetzung mit dem immer wieder geäußerten Vorwurf an Franz, er habe seine Familie (3 Kinder und ein Kind aus einer vorherigen Beziehung) verraten. Was bedeutet diese Liebe (noch), so fragt er, wenn man gleichzeitig einem Verbrecher und einem verbrecherischen System einen Eid schwört? Hat er seine Liebe zur Familie verraten oder hat er sie, weil er seinem Gewissen folgte, gerettet und bewahrt?
- Nicht zuletzt leben sie zusammen eine christliche Ehe: Franziska war für Franz der Weg zum Glauben und im Glauben fanden sie eine Hingabe, die über dieses Leben hinaus ging.
Die Frage nach der Gewissensentscheidung:
- Wir leben Gott sei Dank in einer Zeit, in der nach dem Gesetz die Gewissensfreiheit rechtlich geschützt ist. In diesem Sinne ist Jägerstätter eine sehr modere Figur in seiner Berufung auf sein Gewissen. Welche Vorbildfunktion kann er diesbezüglich für unser heutiges Leben haben, in dem unterschiedlichste Zwänge und Manipulationen die Ermutigung zu einer wahren Gewissensentscheidung brauchen.
- Wie konnte er solch eine Reife erlangen und ist das auch heute möglich?
Und zu guter Letzt seine Auseinandersetzung mit der Kirche:
- Obgleich er selbst innerhalb der österreichischen Kirche beinahe Einzelkämpfe im Blick auf den Anschluss und der Bedeutung des Nationalsozialismus war, hat er nie negativ oder abfällig über die Kirche oder die Mitchristen gesprochen.
Für viele der genannte Aspekte, findet man Hinweise in seinen gut dokumentierten und wissenschaftlich aufgearbeiteten Schriften finden: Darum beenden wir diese Hinweise mit einem von ihm zitierten Satz: Worte, heißt es, belehren, Beispiele aber reißen hin
Das wünschen wir von dieser Ausstellung
Hubert Keßler, Kulturinitiative e.V.



Autor:Hubert Keßler aus Bruchsal |
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