Vom Michaelismarkt zum Wurstmarkt: Die Ursprünge

- Auch 2025 wieder: Farbenprächtiges Wurstmarktfeuerwerk in Bad Dürkheim.
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Bad Dürkheim. Der Bad Dürkheimer Wurstmarkt – weltberühmt als größtes Weinfest der Welt – blickt auf eine über 600-jährige Geschichte zurück. Was heute als neuntägiges Fest mit über 600.000 Besucherinnen und Besuchern, 300 ausgezeichneten Weinen und einem einzigartigen Erlebnisangebot gefeiert wird, hat seine Ursprünge in einem mittelalterlichen Wallfahrtsmarkt auf dem Michelsberg.
Vom Michaelismarkt zum Wurstmarkt: Die Ursprünge
Erst 1949 feierte die Stadt Bad Dürkheim das 500-jährige Bestehen ihres berühmten Festes. Doch nur wenige Jahre später stieß der Heimatforscher Ernst Zink im Archiv der Fürsten zu Leiningen auf den Beweis, dass das Fest bereits 1417 existierte – damals noch unter dem Namen Michaelismarkt.
Schon im Jahr 1155 wurde auf dem „Monte sancti Michaeli“ die älteste urkundlich erwähnte Weinlage der Pfalz dokumentiert. Die Wallfahrten zur dortigen Kapelle führten am 29. September, dem Festtag des Heiligen Michael, zu einem regen Pilgerstrom – mit einem begleitenden Markt.
Vom Kirchweihfest zur Verbrauchermesse
Das ausgelassene Treiben auf dem Michelsberg war den Kirchenoberen bald zu viel. Der Markt wurde deshalb im 15. Jahrhundert auf die Brühlwiesen verlegt – das heutige Wurstmarktgelände am Fuße des Michelsbergs. Dort entwickelte sich das Fest weiter: Aus dem Kirchweihfest wurde eine mittelalterliche Verbrauchermesse, ein Handelsplatz für Südwestdeutschland.
Schon bald stand weniger der Heilige im Fokus als die gesellige Zusammenkunft. Und da insbesondere Würste in rauen Mengen konsumiert wurden, bürgerte sich im Volksmund der Name „Wurstmarkt“ ein. Anfang des 19. Jahrhunderts lautete der offizielle Name noch „Michaelis- oder Wurstmarkt“ – ein Beleg für den Übergang zum heutigen Namen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Modernisierung und Verlegung
Im Jahr 1910 wurde der Termin des Wurstmarkts auf den zweiten und dritten Sonntag im September vorverlegt – bis dahin hatte das Fest Ende September stattgefunden. Die königlich-bayerische Staatsregierung bestätigte diese Änderung 1913. Im selben Jahr ermöglichte die Fertigstellung der Rhein-Haardtbahn auch Besuchern aus Mannheim und Ludwigshafen eine bequeme Anreise – ein enormer Schub für die Besucherzahlen.
Krisen, Kriege und Wiederaufbau
Zwischen 1914 und 1920 fiel das Fest dem Ersten Weltkrieg zum Opfer, ebenso 1922 und 1923 der Hyperinflation. Nach einer langen Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg kehrte der Wurstmarkt 1947 zunächst als einfaches Herbstfest zurück. Aufgrund von Fleischknappheit wurde 1948 ein „Fischmarkt“ veranstaltet. Erst 1949 kehrte das Fest in alter Form als Wurstmarkt zurück. Ein Jahr später wurde die „wurstmarkttaugliche“ Weinprüfung eingeführt – nur prämiierte Weine aus Dürkheimer Lagen dürfen seitdem ausgeschenkt werden.
Wachstum zum Weltweinfest
Seit 1951 firmiert das Fest offiziell als das „größte deutsche Weinfest“, seit 1953 sogar als das „größte Weinfest der Welt“. Im gleichen Jahr wurde die Landmaschinenschau hinzugefügt, die bis 1997 international bekannt war. 1965 wurde das Fest auf acht Tage verlängert, seit 1985 wird der Wurstmarkt schließlich an neun Tagen gefeiert – mit Gästen aus aller Welt.
Ein Fest mit Kultur: Mundart, Literatur & Kapelle
Seit 1879 berichtete die legendäre Wurstmarktzeitung über das Festgeschehen – bis 1981. Seit 1955 gehört der Literarische Frühschoppen zum festen Bestandteil des Programms: Hier tragen Mundartdichter ihre Werke vor.
Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln erfolgte 1988 mit dem Wiederaufbau der St. Michaeliskapelle auf dem Michelsberg. Sie wurde 1990 eingeweiht und erinnert seither wieder an die Ursprünge des Festes – den Michaelismarkt.
Wurstmarkt heute: Wein, Tradition und Superlative
Trotz seines Namens ist der Wein das Herzstück des Wurstmarkts. 36 Schubkarchstände, über 300 ausgezeichnete Weine und Sekte, ein Festgelände mit Riesenrad, Biergärten, Festzelten und Musikbühnen – das alles macht den Wurstmarkt zum größten Weinfest der Welt.
Autor:Reiner Bohlander aus Frankenthal |
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