Hilfe für Betroffene und deren Angehörige
Diagnose Demenz

Um auf die Alzheimer-Krankheit und die Veranstaltungen rund um den 21. September aufmerksam zu machen, hat das Netzwerk Demenz insgesamt sechs Postkarten entworfen, die ab sofort in vielen Institutionen und lokalen Unternehmen kostenlos erhältlich sein werden. Darauf zu sehen sind bekannte Motive aus Stadt und Landkreis, die bewusst mit falschen Ortsangaben versehen wurden  | Foto: ps
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  • Um auf die Alzheimer-Krankheit und die Veranstaltungen rund um den 21. September aufmerksam zu machen, hat das Netzwerk Demenz insgesamt sechs Postkarten entworfen, die ab sofort in vielen Institutionen und lokalen Unternehmen kostenlos erhältlich sein werden. Darauf zu sehen sind bekannte Motive aus Stadt und Landkreis, die bewusst mit falschen Ortsangaben versehen wurden
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Demenz. Der Alzheimertag am 21. September wird weltweit begangen. Auch in Kaiserslautern sind dann mehrere Veranstaltungen zwischen dem 15. und 22. September geplant. Doch wer beschäftigt sich freiwillig mit dem ungeliebten Thema, das jeden treffen kann? Das Wochenblatt sprach
mit Nicole Jörg, von der Beratungs- und Koordinierungsstelle Demenz in Kaiserslautern.

von Jens Vollmer

???: Der Beginn einer Demenz ist schleichend und deshalb schwierig zu erkennen. Kommt es oft zu Missverständnissen und Streitigkeiten?
Nicole Jörg: „Eine Erkrankung wird oft lange Zeit nicht erkannt. Vielleicht auch, weil sich Betroffene und Angehörige wünschen, es könnte etwas anderes, weniger schlimmes, sein. Demenzerkrankte entwickeln am Anfang recht schnell Mechanismen, das Problem zu vertuschen. Mit Floskeln oder Themenwechseln ziehen sie sich aus der Affäre.
Hat es die Familie mal erkannt, wird im zweiten Schritt auch nach außen hin die Krankheit anders dargestellt, denn Demenz ist ein großes Problem für alle, insbesondere auch für die Angehörigen. In Kaiserslautern gibt es deshalb mittlerweile Schulungen für Angehörige.“

???: Wäre es hilfreich, die Erkrankung früher zu erkennen?
Nicole Jörg: „Ja sicherlich, Demenzpatienten können in einem gewissen Rahmen gefördert werden, auch wenn es keine Heilung geben kann. Aber das Eingestehen der Erkrankung ist sehr schwierig. Da hat jeder einen anderen Zeitpunkt, der meist recht spät ist. Doch der einst vertraute Mensch verändert sich fortwährend.“

???: Seit Jahren gibt es ja schon die Demenz-Tagesstätte, initiiert von Rose Götte, weitere Tagespflegestellen haben in den letzten Jahren eröffnet. Welchen Nutzen haben diese?
Nicole Jörg: „Die Tagespflege ist wie ein Tag Urlaub für die Angehörigen. Meist werden die Betroffenen - zumindest am Anfang - in der eigenen Familie betreut und das sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. So ein Tag in der Obhut von ausgebildeten Kräften ist für Angehörige Gold wert und auch die Demenzpatienten erleben einen schönen Tag in Gesellschaft. Ich habe selbst schon einen Tag in der Tagesstätte verbracht und war angetan, was man alles zusammen machen kann.“

???: Nun ist ja das Motto des Weltalzheimertages „Prävention“. Was kann man gegen diese Krankheit tun?
Nicole Jörg: „Es gibt keine Garantie, an Demenz nicht zu erkranken. Doch Tatsache ist, dass unter anderem Diabetes, zu hohes Cholesterin, Alkoholkonsum sowie Gefäßerkrankungen das Risiko erhöhen. Ein Medikament hingegen ist auf absehbare Zeit leider noch nicht in Sicht.“

???: Als Beratungsstelle haben Sie Erfahrung mit den Problemen der Menschen. Vertrauen sich Ihnen Demenzpatienten anonym an, bevor mit der Familie über die Erkrankung gesprochen wird?
Nicole Jörg: „Erkrankte selbst könnten natürlich zwar auch anrufen. Es wird so oder so alles anonym behandelt. Doch bisher haben noch nie Selbstbetroffene angerufen, es melden sich immer nur Angehörige mit entsprechenden Problemen. Unter 0631 89093116 kann ein Termin vereinbart werden.
Meist geht es um Schwierigkeiten im direkten Umgang mit einem Demenzkranken. Viele begehen den Fehler in Diskussionen zu gehen, doch das funktioniert nicht mehr. Meist ist eine gewisse Hilflosigkeit vorhanden. Jeder macht es so gut, wie er kann und nicht alles kann von heute auf morgen funktionieren. Das ist ein Lernprozess. Verschiedene Dinge können weiterhelfen und wer diese anwendet, wird entspannter werden im Umgang. Eine große Hilfe dabei sind Alzheimer-Selbsthilfegruppen, gerade auch für Angehörige. Hier treffen sich Menschen, die in der gleichen Situation sind und Erfahrungen austauschen möchten.“

???: Hat der Film „Honig im Kopf“ geholfen, das Thema in der Öffentlichkeit zu platzieren?
Nicole Jörg: „Ja, das sicherlich. Doch nach wie vor hat das Thema eine gewisse Schwere. Das liegt daran, dass jedem bewusst wird, es könnte auch einem selbst treffen. Es wird einem ein wenig der Spiegel vorgehalten, was in der Zukunft mit einem selbst passieren könnte.“

???: Das „Netzwerk Demenz“ hat nun eine Reihe von Veranstaltungen geplant, welche sind das?
Nicole Jörg: „Es wird am 15. September von 10 bis 13 Uhr einen Infostand und Demenzparcours auf dem Wochenmarkt Kaiserslautern geben. Ziel ist es, dadurch zu einem besseren Verständnis für Menschen mit Demenz zu gelangen. Am 21. September wird um 11 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst für Menschen mit Demenz und deren Angehörige stattfinden. Am 22. September wird in der Volkshochschule Kaiserslautern von 9 bis 13 Uhr der Welt-Alzheimertag als zentrale Veranstaltung mit vielen Programmpunkten begangen. Den Abschluss macht am 23. September ab 18 Uhr der romantische Roadmovie „Das Leuchten der Erinnerung“ im Union Kino Kaiserslautern, begleitet von einem Kurzvortrag von Dr. med. Alexander Jatzko.“

Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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