Rastlose Hände beruhigen: Speyerer Krankenhaus setzt auf handgemachte Decken

- Jede Decke ist ein Unikat: Die Nesteldecken für unruhige, desorientierten Patienten auf Station
- Foto: Vincentius Krankenhaus
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Speyer. Eine einfache Idee mit großer Wirkung: Im Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer sorgt ein kreatives Nähprojekt für mehr Lebensqualität bei Menschen mit Demenz. Zwei leidenschaftliche Hobbynäherinnen haben gemeinsam mit Ergotherapeutin Alexandra Unruh sogenannte Nesteldecken entwickelt – mit dem Ziel, rastlosen Händen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben und Patienten zu beruhigen, ohne sie einschränken zu müssen.
Die Idee kam von Alexandra Unruh, die seit Juli 2023 als Ergotherapeutin im Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer tätig ist. Auf den Stationen erlebt sie regelmäßig, wie unruhige, desorientierte Patienten an Kabeln und Schläuchen zupfen – ein Verhalten, das mitunter gefährlich werden kann. Hier bedarf es einer sanften, therapeutischen Lösung, den sogenannten Nesteldecken.
Diese speziell gestalteten Fühldecken sind aus verschiedenen Materialien und Elementen wie Schnüre, Kordeln oder Knöpfen genäht und bieten so eine beruhigende Beschäftigung für die Hände. Das sogenannte „Nesteln“ wirkt entspannend, kann Ängste lindern und verhindert, dass Patienten an empfindlicher Medizintechnik zerren.

- Teamwork als therapeutische Unterstützung (v.l.n.r.): Gabriele Luksch, Alexandra Unruh und Angelika Hiehn
- Foto: Vincentius Krankenhaus
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Doch woher eine solche Decke bekommen? Über die Krankenhaus-Seelsorgerin fand Alexandra Unruh den Kontakt zu Gabriele Luksch, Mitarbeiterin im Schreibbüro und begeisterte Patchwork-Künstlerin. Luksch, gelernte Diplomingenieurin für Bekleidungstechnik, näht seit fast 30 Jahren – einmal die Woche gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Angelika Hiehn. Beide Frauen bringen nicht nur ein beeindruckendes Repertoire an Nähtechniken mit, sondern auch eine große Portion Herzblut und Kreativität.
Nach einer intensiven Recherche entwickelten Luksch und Hiehn gemeinsam mit Ergotherapeutin Alexandra Unruh innovative Nesteldecken, die weit über das Übliche hinausgehen. Jede Decke ist ein Unikat – liebevoll gestaltet, aufwendig gearbeitet und voll von durchdachten Details: von Reißverschlüssen und Knopflöchern über glatte und raue Stoffflächen bis hin zu schweren und leichten Elementen für unterschiedliche sensorische Reize.
Ihre Decken erforderten rund zehn Stunden Hand- und Maschinenarbeit – das Material stammt komplett aus dem privaten Fundus der beiden Näherinnen. Die erste Decke wurde inzwischen erfolgreich bei einer Patientin eingesetzt. Alexandra Unruh begleitete behutsam die Anwendung, führte beim ersten Mal die Hand der Patientin über die textilen Elemente und beobachtete die Wirkung: Die Aufmerksamkeit zur Decke beruhigt die Patientin deutlich und gibt die Möglichkeit den vorhandenen Bewegungsdrang sicher auszuleben – ein persönliches Geschenk. Ein stiller, aber bedeutender Erfolg.
Für die beiden Näherinnen ist das Projekt ein Herzensanliegen. „So lange wir aus unserem großen Fundus an Stoffen und Nähmaterial schöpfen können, nähen wir weiter – denn Ideen haben wir noch viele!“, sagen Luksch und Hiehn voller Überzeugung.
Ein Projekt, das zeigt, was entstehen kann, wenn Kreativität, Fachwissen und Fürsorge aufeinandertreffen – zum Wohl der Patienten.
Interessenten, die ebenfalls Lust und Zeit haben, eine Nesteldecke zu nähen, wenden sich gerne direkt an Alexandra Unruh, Ergotherapeutin im Sankt Vincentius Krankenhaus, E-Mail ergotherapie@vincentius-speyer.de ab


Autor:Cornelia Bauer aus Speyer |
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