BriMel unterwegs
Besichtigung der Falknerei Birds of Prey

- Das Ehepaar Iwersen mit ihrem Adler
- Foto: Johann-Peter Melder
- hochgeladen von Brigitte Melder
Speyer. Am 1. Mai hatte die Falknerei „Birds of Prey“ im Spitzenrheinhof ihr Tor geöffnet und wir schauten es uns an. Die Falknerei mit Herzblut wurde 2021 in Waldsee gegründet und zog im November 2023 in das größere Areal nach Speyer um. Das Inhaberehepaar Courtney und Thorsten Iwersen nahm sich bei sommerlichen Temperaturen für ein paar Fragen rund um ihre Falknerei Zeit. Das in Nähe liegende Binsfeld lockte die Menschen eher ins kühle Nass des Badesees als zum Tag der offenen Tür.
„Birds of Prey“ heißt ins Deutsche übersetzt „Raubvögel“ und hatte nichts mit Beten zu tun, wie ich fälschlicherweise dachte. Die Greifvögel, die hier leben, sind in Gefangenschaft gezüchtet worden. Sowohl wilde Jungvögel als auch Verletzte werden hier aufgepäppelt und versorgt und wieder ausgewildert. Und das alles auf eigene Kosten und die Auflagen sind sehr hoch, also kein leichtes Unterfangen, aber mit Herzblut geführt. Sie sind 24 Stunden erreichbar für Notfälle. So hatte Thorsten Iwersen gerade vor kurzem einen verletzten Greifvogel abends aus Ketsch geholt, da sonst niemand mehr von der Greifvogelauffangstation erreichbar war. Was als Hobby angefangen hat ist nun ihr Lebenselixier. Courtney war vorher Sozialassistentin und er Fachkraft für Lagerlogistik. Seit vier Jahren kennen sie sich und sind seit 2 Jahren verheiratet. Bevor sie sich in dieses Abenteuer wagen konnten mussten sie den Jagdschein und Falknerschein vorweisen.
Sie machen hier Öffentlichkeitsarbeit und versuchen Greifvögel den Menschen näherzubringen. Das beginnt im Kindergarten über die Schulen bis hin zu den Seniorenheimen. Aus ihrem Privatvermögen musste das Ehepaar zur Eröffnung im August 2024 erst einmal rund 15.000 Euro investieren, um das Gelände herzurichten. Die Volieren standen alle schon da, denn hier hatte Ziergeflügel einer Privatperson ihr Zuhause. Als sie das Areal pachteten fanden sie alles verwildert vor und über 20 Tonnen Grünabfall musste erstmal entsorgt werden. Gott sei Dank hatten sie Hilfe von der Willersinn-Gruppe, die sie unterstützte, so wie dem Bart-Club aus Hessen. Dieses Jahr bekamen Sie eine Spende von der Volks- und Raiffeisenbank in Speyer für neue Bäume in den Volieren. Auch die Claus GmbH in Limburgerhof unterstützt das Ehepaar dieses Jahr mit einer Spende. Ohne diese Hilfen könnten sie das alleine nicht stemmen. Beide sind täglich 8 bis 10 Stunden für die Tiere da.
Greifvögel sind eigentlich faul und ein Flügelschlag anstrengend wie für uns ein Besuch im Fitnessstudio. Sie bekommen ihr Futter einmal am Tag von der Hand um das Vertrauen von Falkner und Vogel zu stärken. Ihr Adler „Ivar“ war Anfang des Jahres 8 Tage lang in der freien Natur unterwegs und kam nach seinem Ausflug über Speyer von alleine wieder zurück in seine Voliere. Und während wir uns unterhielten kreisten ein wilder Turmfalke und ein Bussard über dem Areal; ja, die wissen, dass es hier etwas zu fressen gibt. Auf dem Speiseplan stehen Eintagsküken, Wild, Mäuse, Ratten oder Tauben.
Als Überbegriff haben sie Adler, Falken, Bussarde und Eulen, alle 33 Vögel haben Namen. Eine beachtliche Anzahl und da wurde der Nachwuchs noch nicht mitgezählt.
Von den Seeadlern gibt es noch 1000 Brutpaare in Deutschland, aber die Zahl ist erfreulicherweise steigend.
Heute durfte sich der zweijährige europäische Seeadler „Ivar“ als Fotomodel von seiner besten Seite zeigen. Er ist bereits mit 3 Monaten selbstständig und wird 30 bis 40 Jahre alt. Die Flügelspannweite misst bis zu 2,40 Meter. Thorsten Iwersen und der Adler führen eine Art Ehe, kein Scherz, denn der Adler „heiratet“ seinen Partner und das ist in diesem Fall Thorsten.
Nachwuchs gibt es gerade bei den Schleiereulen, wovon drei im April geschlüpft sind. Ein Junges durften wir aus der Nähe anschauen und mein Entzücken kannte keine Grenzen. Um 16 Uhr war für den heutigen Tag eine Flugshow angekündigt, wo es einen freien Flug zu sehen gab.
Auf die Frage, wieso es öfter Meldungen von Greifvogelangriffen gebe, erklärte Courtney Iwersen, dass es nicht ihr Instinkt sei Menschen anzugreifen. Der Habicht brütet im Wald und wenn er Nachwuchs hat verteidigt er lediglich seine Brut. Falls also Jogger genau unter seinem „Brutbaum“ liefen könne das schon passieren.
Der Bestand beim Rotmilan nimmt ab. Der Rotmilan ist ein „Lumpensammler“. Er sammelte früher herumliegende Stofffetzen, um sein Nest gemütlich zu machen. Heute findet er mehr Plastik, das bei Regen natürlich tödlich ist und der Nachwuchs im Nest ertrinkt. Außerdem sind die Windkraftanlagen ein großes Thema. Durch die Rotation entsteht ein Sog, der so schnell ist, dass der Windkraftflügel den Vogelflügel trifft oder das ganze Tier und somit schwer verletzt oder sogar tötet. Es gibt leider keine Patentlösung.
Wir kamen auf dem Rückweg an einer Gedenktafel vorbei, auf dem der Adler „Felix“ abgebildet war. Er starb mit 30 Jahren. Wir haben sehr viel erfahren bei dieser Privataudienz und wünschen für die Zukunft gutes Gelingen. Nächste Öffnungszeiten 17./18.05. und 29.5 - 01.06. (Pfingstwochenende) von 12 bis 18 Uhr. Kontakt: www.falknerei-birds-of-prey.de (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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