Berater des Caritas-Zentrums Pirmasens sind online und per Telefon für die Menschen da, denen die Krise zu schaffen macht
“Wir sind gerade jetzt für unsere Kunden da“

Foto: C. Koch/Pixabay

Pirmasens. Ende Januar herrschte im Caritas-Zentrum in Pirmasens Feierstimmung. Die neuen Räume im Rheinberger-Gebäude wurden offiziell bezogen und eingeweiht. Gut zwei Monate später läuft der Betrieb im Zentrum angesichts der Corona-Pandemie anders als zu Jahresbeginn gedacht. „Aber die wirklich gute Nachricht ist, er läuft. Das Caritas-Zentrum ist für die Familien da“, freut sich die Leiterin des Caritas-Zentrums, Annette Martin.

Die Arbeit der 17 Mitarbeiter ist angesichts der geltenden Kontaktsperre und deren Folgen gefragt. Teils verstärkt, weil durch die geltenden Beschränkungen, den Wegfall des Besuchs von Schule und Kindertagesstätte Alltagroutinen, die Struktur geben, verschwinden. Auch Freizeitaktivitäten wie Fußball spielen sind nicht mehr möglich. Ein sich austoben im positiven Sinn ist erschwert. Es fehlen soziale Kontakte, die Sicherheit bieten. „Natürlich kann es sein, dass familiäre Konflikte, die in manchen Situationen extremer verlaufen, das Resultat sind“, weiß Martin. Stress, fehlende Ausweichmöglichkeiten, Sorgen gesundheitlicher oder finanzieller Art können diese belastende Situation verstärken.

„Für diese Familien möchte das Team des Caritas-Zentrums gerade in der angespannten Situation da sein“, unterstreicht Martin. Bedingt durch die Corona-Pandemie und das Kontaktverbot, aber teils in anderer Form. „Die Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung ist telefonisch und online für Eltern, Kinder und Jugendliche da, um die Familiensituation zu besprechen und gemeinsam nach passenden Lösungen zu suchen“, erklärt Martin auf welchen Wegen das Team des Caritas-Zentrums mit den Kunden Kontakt hält.

Die ersten Wochen, in denen unter diesen veränderten Bedingungen gearbeitet werden muss, seien gut gelaufen. Die telefonischen Angebote sind sehr gefragt. Auch online lässt sich vieles regeln, wenn die Kunden über einen Computer verfügen und Zugang zum weltweiten Netz haben. „Das haben nicht alle unsere Kunden“, weiß Martin. Aber in vielen Bereichen, zum Beispiel in der Schwangerschaftsberatung lässt sich sehr vieles online regeln. „Wir nutzen aber auch den Postweg, wenn unsere Kunden zum Beispiel etwas unterschreiben müssen“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Ist ein Gang zum Caritas-Zentrum, der nur nach vorheriger Absprache möglich ist, unumgänglich, „sind wir räumlich darauf eingestellt“, erläutert Martin. Im Eingangsbereich wurde ein sogenannter Übergabetisch installiert, auf dem alles abgelegt wird. „In absolut dringenden Notfällen gibt es auch noch persönlichen Kontakt. Unter Einhaltung aller strengen Hygienevorschriften“, sagt Martin. Denn es gehe um die Gesundheit der Kunden, aber auch um die Gesundheit des Caritas-Teams. „Die Arbeit wird so organisiert, dass für jeden Bereich immer mindestens ein Mitarbeiter für die Kunden erreichbar ist“, sagt Martin.

An die Mitarbeiter stelle die aktuelle Situation ebenso neue Herausforderungen wie an die Kunden. „Wenn wir den Kinderschutzdienst nehmen, dann fehlt uns natürlich der Blick von außen, den in normalen Zeiten, wenn die Schule offen ist, zum Beispiel Schulsozialarbeiter oder Lehrer haben“, erläutert Martin, wo es schwieriger wird. „Auch dass Kinder aktuell zum Beispiel keinen Zugang zum Schulessen haben, das für viele die wichtigste Mahlzeit eines Tages ist, macht es natürlich schwieriger“, weiß Annette Martin.

Aber in allen Fällen ist das Caritas-Zentrum Pirmasens da und freut sich über viele positive Geschichten. „Zum Beispiel wie unbürokratisch das Problem bei der Pirmasenser Tafel geregelt wurde, die auch einige unserer Kunden nutzen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen“, freut sich Martin über zupackende Menschen. Die, und das freut sie ganz besonders, gibt es auch bei den Kunden der Caritas. Bei vielen habe diese außergewöhnliche Situation auch Selbsthilfekräfte aktiviert. „Das ist wirklich ganz toll“, freut sich Martin in Krisenzeiten über viele kleine und größere Erfolgserlebnisse. Die zeigen sich zum Beispiel darin, dass die Kunden sich reinknien, versuchen online ihre Dinge zu regeln und den Antrieb entwickeln, das zu schaffen. „Und dabei unterstützen wir sie gerne“, sagt Martin. Es sei toll zu sehen, dass mancher Kunde anfange sein Geld tatsächlich bewusst so einzuteilen, dass bis zum Monatsende die Versorgung der Familie gesichert ist. Auch das sind Erfolgserlebnisse in schwierigen Zeiten.

„Die Mitarbeiterinnen der allgemeinen Sozialberatung sind für die Menschen da, die von der aktuellen Situation finanziell stark betroffen sind. Sie vermitteln die Ratsuchenden zu den nachbarschaftlich organisierten Hilfsangeboten oder sind bei der Prüfung von Rechtsansprüchen behilflich“, zeigt Annette Martin auf, wo zum Beispiel Hilfe durch das Caritas-Zentrum ansetzt. „Bei den telefonischen Beratungen, die für viele Kunden wichtig sind, merken wir, zum Beispiel in der Erziehungsberatung, dass viele froh sind, wenn sie mal über andere Dinge sprechen können, als über das Thema Corona“, erzählt die Einrichtungsleiterin.

In der Schwangerschaftsberatung werde auch viel telefoniert und, wo möglich, online gearbeitet. „Für Frauen, die im Projekt Mama Mia dabei sind und dort durch die Schwangerschaft begleitet werden, ist die Gruppenarbeit derzeit bedingt durch die Corona-Pandemie ausgesetzt“, so Martin. „Aber über ein Krisen-Handy bekommen die jungen Schwangeren immer Hilfe.“ Es seien herausfordernde Zeiten, sagt Martin. Aber sie ist sich sicher, das gelte für die Kunden des Caritas-Zentrums und die Mitarbeiter: „Wir schaffen das“.

Das Caritas-Team hat auch ein paar Tipps, um es zu schaffen. Klare Tagestrukturen in der Familie schaffen, zum Beispiel gemeinsame Essenszeiten festlegen. Gemeinsam Zeit verbringen, spazieren gehen. Keine hohen Erwartungen aufbauen. Selbst vielleicht Hilfsprojekte starten oder sich daran beteiligen. Das vermittelt gerade Kindern ein besonderes Verantwortungsbewusstsein und zeige ihnen, wie wichtig sie sind. Zum Beispiel wenn sie für Nachbarn, die das nicht mehr können, einkaufen gehen.

Es sei wichtig, Kinder für das, was sie jetzt meistern, zu belohnen. Zum Beispiel durch mehr Aufmerksamkeit uns durch Lob. Ganz wichtig sei, zu versuchen einfach die Ruhe zu bewahren, und zu akzeptieren, dass jeder auch mal schlechte Laune habe. Wenn möglich sollten Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden. Wenn jemand merke, dass es zunehmend schwieriger wird eine familiäre Konfliktsituation zu lösen, „melden sie sich bei der Beratungsstelle. Wir sind auch in extremen Situationen für sie da“, fordert Annette Martin. Es müsse keine Hand ausrutschen, es müsse keine gefährliche Situationen in der Familie entstehen. ps

Weitere Informationen: 
Die Mitarbeiter des Caritas-Zentrums sind telefonisch und online erreichbar. Telefon: 06331-274010, Homepage: www.caritas-zentrum-pirmasens.de.

Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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