BriMel unterwegs
Arien „Open Air“ vom Balkon der Christuskirche

- Gut besuchtes Konzert bei freiem Eintritt
- Foto: Brigitte Melder
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Mannheim. Was war das bitteschön für herrlicher musikalischer Genuss?! In der Reihe „Sommer vorm Balkon – Arien aus dem Süden“ aus der Zeit des Barocks, der Renaissance bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fand am 22. August um 19.30 Uhr das letzte Konzert statt. Nach der Premiere am 25.07. vor dem Portal St. Sebastian, dem zweiten Konzert am 01.08. vor dem Barockschloss folgte als krönender Abschluss das Konzert vom Balkon der Christuskirche am Werderplatz. Das Bestreben der ausgebildeten Musiker war, die Klassik auf die Straße zu bringen und das gesellschaftliche Miteinander zu fördern. Kulturelle Teilhabe für alle Menschen, die Kultur genießen möchten – ohne Schwellenangst und ohne Barrieren. Und so begab es sich, dass Menschen auf Balkonen zuhörten, Decken auf dem Rasen ausgebreitet wurden mit einem guten Fläschchen Wein dazu, Radfahrer abstiegen und ihre Augen und Ohren zum Kirchenbalkon richteten. Die bereitgestellten Stühle waren restlos belegt.
Die Stars waren Nathalie Stadler (Mezzosopran), Philippe Adam (Pianist), die vom Organisator des ORFFEO-Studios Wolfram Blank als Moderator begleitet wurden. Nathalie Stadler erwarb ihre Studienabschlüsse Gesang, Konzert/Liedgesang und Opern-Solo an der Akademie für Tonkunst Darmstadt, der Hochschule für Musik Karlsruhe und der MuHo Mannheim. An der Universität der Künste Berlin erweiterte sie bei der dramatischen Koloratursopranistin Inge Uibel ihr Stimmfach vom lyrischen zum dramatischen Mezzosopran. Philippe Adam studierte unter anderem Klavier und Dirigieren am Konservatorium seiner Heimatstadt Paris. Dort begleitete er die „classe d’art lyrique“ von William Christie und sammelte Erfahrungen in der Barockmusik. Unterteilt war das einstündige Programm in Teil 1 „Flirt“, Teil 2 „Sehnsucht“ und Teil 3 „Verführung“, nach der dann Schluss war. Meine absolute Lieblingsoper ist „Carmen“ von Georges Bizet und die Freude riesengroß als die Arien „Habanera“ und „Seguidilla“ gesungen wurden.
In seiner Begrüßungsrede meinte Wolfram Blank, dass es den Künstlern in diesen Zeiten ein Anliegen sei, sich nicht aus der Öffentlichkeit und dem Stadtraum vertreiben zu lassen. „Öffentliche Plätze sind aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre oft mit negativen, teils auch angstbehafteten Emotionen belegt. Wir wollen dem mit etwas Positivem begegnen und fördern mit unseren musikalischen Auftritten auf öffentlichen Plätzen gesellschaftliches Miteinander mit Vielfalt und Gleichstellung; wir tragen Kultur in öffentlichen Raum und fördern so gesellschaftliches Miteinander von Menschen verschiedenster Ausgangssituationen und Kulturen. Mit diesem Konzept haben Menschen, für welche die Hemmschwelle in einen Konzertsaal oder ein Theater zu gehen, vielleicht zu hoch ist, die Möglichkeit zu kultureller Teilhabe und die Möglichkeit, in einer ungezwungenen Atmosphäre Kultur zu genießen.“
In dem ersten Teil ging es in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ um einen 16-jährigen Burschen Cherubino, dem die beiden erfahrenen Frauen Susanna und Rosina die Phasen der Liebe erklären: Erglühen, Erstarren, erhoffte Gefühle, schmerzliches Sehnen! Nathalie Stadler ließ das Publikum vor jedem Lied wissen, um welchen Inhalt es gehe. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und das vormals wunderschöne Licht mit der Bestrahlung der Kirchenkuppel erloschen. Nahezu andächtig lauschte das Publikum, nur ab und zu vorbeifahrende Autos waren zu vernehmen, ansonsten mucksmäuschenstill.
Auf „Sehnsucht“ und „Verführung“ wurde eingegangen, wobei der Prototyp die Verführerin Carmen aus Sevilla war. Die Geschichte endet tragisch wie man weiß. Zum Abschluss machte Wolfram Blank darauf aufmerksam, dass der Applaus das Brot des Künstlers sei, aber auch Künstlerbäuche hätten ab und zu Hunger. Und so entpuppten sich zwei mit jeweils einer Rose geschmückte Vasen als Spendenbox, die freiwillig von Menschen befüllt wurden, die den Abend genossen hatten. Wolfram Blank dankte Bürgermeister Thorsten Riehle und Pfarrer Theo Hipp für ihre Worte bei der Begrüßung und auch dem Kulturamt der Stadt Mannheim für die Unterstützung des Projektes. Dank an das Team der Christuskirche Mannheim und den geduldigen Techniker Stephan Feifel. Der Abschlussapplaus bestätigte, dass es ein grandioser Abend war und in steter Erinnerung bleiben wird. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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