Buchholz führt zu Architekturperlen und Orten mit schlummerndem Potenzial

Foto: Evangelische Gemeinde Friedenskirche
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Ludwigshafen. Die Stadt muss sich mit ihren architektonisch interessanten Gebäuden und Plätzen nicht verstecken. Stadtplaner Helmut Buchholz führte am Montag an Orte, wo städtebauliche Erfolge sichtbar werden oder sich bald zeigen könnten. Unausgeschöpftes Potenziale schlummern in Mundenheim, Süd und der Entwicklungsachse Süd. 

Von Julia Glöckner

Hafenstädte am Rhein haben sich vor Jahrzehnten schon auf den Weg gemacht, an den Fluss zu rücken. In Stuttgart wird der Stadtumbau dagegen zehn Jahre dauern, bevor es dort Erlebniszonen für Wassersport, Gastro und zum Flanieren gibt. „Lange war das Lichtenberger Ufer zwischen ‚gelbem Häusl‘ und Rheinbrücke der einzige Zugang zum Fluss. Sonst waren entlang des Ufers Container gestapelt und Lagerlogistik untergebracht. Mit dem Umzug des Containerhafens nach Süden gibt es heute eine attraktive durchgängige Flaniermeile, die am neuen Hafen endet.“

Perlen der Innenstadt

Die Tour führt durch die Kaiser-Wilhelm-Straße, die Buchholz „heimliche Kulturmeile“ nennt, mit Bücherei sowie Museen, und wo es für die kreativen Milieus Neues zu entdecken gibt, etwa die Kunstrahmerei. „Im repräsentativsten Gebäude der Stadt, dem Pfalzbau, finden Kongresse und Tagungen mit Publikum aus dem gesamten Bundesgebiet statt“, sagt Buchholz. „Über das Hochschulgebäude gegenüber mag man sich streiten. Für manche gilt die Leichtbetonarchitektur der 60er als Fehlgriff. Viele würden sagen, dass die Bauten nichts sind, was man verstecken muss. Sie sind Kinder ihrer Zeit.“

„Der schönste Piazza der Stadt, ist dort entstanden, wo nach dem Krieg neben der stehengebliebenen Ostwand mit Kirchturm Ruinen lagen“, so der Architekt. Auf dem ehemaligen Sandsteinsockel im „offenen Kirchenraum“ wird das Restaurant Torre da Angelo betrieben, auf Deutsch „Engelsturm“. „Die Gastronomie läuft seit einigen Jahren außerordentlich gut, nachdem einige Gastronomen davor aufgeben mussten“, sagt Buchholz. Am Hans Klüber Platz entstand der Hackgarten aus einem Pilotprojekt des Museums heraus, das sich schnell etablierte. „In der 3. Saison war klar, dass das Projekt Selbstläufer geworden ist“, so Buchholz.

Altstadt und ihre Denkmäler

Im Hemshof begann man vor 50 Jahren den schnell gewachsenen und damit verdichteten Stadtteil zu durchgrünen. „Nach dem Abriss von Bestand ließ man eine große Fläche frei, um den Hemshofpark anzulegen“, erklärt er. Die Altbauten aus der Gründerzeit gelten heute wieder als anmutige, mit Stuck und Ornamenten verziert, vor allem nach ihrer Sanierung wird der Hemshof eine beliebte, ruhige Wohngegend werden. „ In den 60ern und 70ern begann man den Altbestand hier für modernes Bauen abzureißen. Das Ergebnis ist Richtung Rheinuferstraße noch sichtbar. Für das Vorhaben ging das Geld aus. Das war mit Blick auf manche städtebaulichen Projekte nicht immer die schlechteste Sache“, sagt Bucholz.

Viele Denkmäler säumen die Tourstrecke, der Bunker KulTurm, der mit seiner Glaskuppel zur Eventstätte wurde, die man anmieten kann, die vielen Werkssiedlungen im Hemshof, das BASF-Gesellschaftshaus, das Feierabendhaus, der Weinkeller und die Karl-Müller-Siedlung. 

Wahrzeichen der Stadt

Der dekorative Rundbau der Friedenskirche hat eine klare, filigrane Skelettstruktur aus Beton, wie sie an Gebäuden in den Nachkriegsjahren bis in die 50er Jahren typisch ist. Mit mechanisch verdichtetem Schokbeton ließen sich die vielen Fensterelemente an diesen Gebäuden kleinteilig einfassen. So entstanden die vielen schlanken Fensterfassungen, die für große Bauwerke dieser Zeit prägend sind. Im gleichen Stil ist auch das architektonisch bedeutsame Großhandelsgebäude in Rotterdam entstanden, in den Jahren 47 bis 53 errichtet.

Die Friedenskirche aus den 20ern wurde im Krieg zerstört und in den Nachkriegsjahren dank Stifter wieder aufgebaut. Vor Ihrer Zerstörung hatte sie keine Glasfassade in Skelettstruktur. „Die Rasterfassade geben der Kirche etwas Sakrales“, sagt Buchholz.

Die Eberthalle war einst der „Stolz der Stadt“, wo es Holiday on Ice zu sehen gab und Weltstars wie AC/DC auftraten. Heute ist die Anlage für regionale Musikszenegrößen zu groß, die internationalen Starts treten Open Air in der SAP Arena auf. Buchholz hofft, dass Dämmung und Sanierung gelingen und das Vorhaben nicht zu teuer wird. „Falls es zu schwierig wird und die Kosten dafür aus dem Ruder laufen könnten, könnte der Abriss des Wahrzeichens bevorstehen. Darüber wird noch diskutiert.“

Die benachbarte Ebertsiedlung entstand aus der Demokratisierung Deutschlands heraus, so Buchholz, „in der Weimarer Republik. Mit dem Aufbau demokratischer Strukturen änderte sich auch der Wohnungsbau. Investoren, Staat, Kommunen begannen, für alle Menschen Wohnqualität zu schaffen. Hohe Renditen rückten für manche Investoren mehr und mehr in den Hintergrund.“

Schlummernde Potenziale

Viel Geschichte, Flair, Nostalgie gibt es am Bahnhofsvorplatz aus den späten 60ern, als die „Aufbruchsstimmung noch anhielt“. Mit dem Mehrebenensystem für den Verkehr galt er bei der Eröffnung 67 als modernster Bahnhof Europas. In den Folgejahrzehnten wuchs die Innenstadt jedoch nicht wie erwartet an den Bahnhof heran und endet heute 600 Meter vor dem Vorplatz. Das passierte auch in anderen Städten wie Darmstadt. Das überdimensionierte Projekt hat heute nicht die Frequenz, die man sich erhoffte. Bahn, Geschäftsführer, Hoteliers verloren das Interesse. Ob des ungepflegten Zustands lässt sich noch erahnen, mit welcher Vision das Gelände geplant wurde. „Wenn man von dem Geisterhotel Leoso steht, entsteht das einladende, heimelige und großzügige Bild vom Bahnhofvorplatz, das man kannte, als das Hängedach ihn noch querte“, sagt Buchholz. Seine Potenziale werden mit City West voll ausgeschöpft, der Platz bekommt ein neues Gesicht und soll ein attraktiver, belebter Ort werden.

Auch die Pesch Siedlung wird durch die Anbindung Oggersheims und als modernes, nachhaltiges Quartier für 15.000 Leute eine starke Aufwertung bringen. Sie liegt in der Entwicklungsachse West, wo ein riesiges Gewerbegebiet wachsen soll. Potenziale sieht Buchholz auch im Ausbau des Südwest Stadions, das nach Sanierung der Anlage namhafte Sportvereine und Musikstars nach LU locken könnte. In Süd könnte nach der Altbausanierung viel begehrter Wohnraum auch für Wohlhabende entstehen. Zwischen Mundenheim und Gartenstadt bekommen die meisten die Parklandschaft zum ersten Mal zu sehen, die hier auf der Freifläche für die nie verwirklichte, verhinderte Umgehungsstraße entstand. Sie beginnt entlang der Maudacher Straße und führt weiter nach Norden. Ludwigshafen, die unterschätzte Stadt, hat noch viele schlummernde Potenziale, die ihr helfen könnten, sich zu entfalten. jg

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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