BriMel unterwegs
Weltmusik trifft auf Poesie, Soundscapes, Klassik und Improvisation

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Ludwigshafen. Am 13. Mai hatte der Lokalmatador und Musiker Olaf Schönborn wieder Freunde zu seiner Event-Reihe „Olaf Schönborn & friends“ in die LUcation Freischwimmer eingeladen. Heute mit dabei die drei Profimusiker Jutta Glaser (Sängerin), Claus Boesser-Ferrari (Gitarre) und Katja Zakotnik (Cello), für die Visuals zuständig war Mia Ferrari.
Und wer nun dachte, das sei ein „normales“ Jazzkonzert hatte sich getäuscht, denn wie die Überschrift schon besagt hörte man heute “Weltmusik trifft auf Poesie, Soundscapes, Klassik und Improvisation“. Musik und Poesie verbanden sich mit der Lyrik der tunesischen Dichterin Naiee Adouani in Klangbilder übertragen. Sie spielten heute vor ausverkauftem Haus.
Claus Boesser-Ferrari ist ein stilprägender deutscher Gitarrist, Komponist und Dozent mit internationaler Reputation. Er hat die Klangästhetik der Akustischen Gitarre um klangmalerische Verfremdungen und raffinierte rhythmisch-perkussive Techniken erweitert. Seit 1992 tritt er als Solist in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien auf. Er spielt u. a. mit Marc Ribot, Ralph Towner, Barbara Lahr und Fred Frith. Seit 1994 schreibt er Bühnenmusik für Theater in Hamburg, Berlin, Hannover, Mannheim, Basel und Zürich. Jutta Glaser ist Jazz-und Worldsängerin und im weitesten Sinne eine vokale Artistin. Seit vielen Jahren singt sie in verschiedenen Formationen und mit vielen Musikern und Musikerinnen. Von Bill Ramsey bis Erwin Ditzner, mit Zelia Fonseca, Angela Frontera, Paulo Morello, Leonid Vintskevich, Anke Helfrich, Katja Zakotnik, Claus Boesser-Ferrari, mit einigen Söhne Mannheims und vielen mehr. Die Slowenische Künstlerin Katja Zakotnik zeichnet neben der Intensität ihres Cellospiels ihr innovatives und modernes Denken aus. Sie engagiert sich für Vielfalt und Toleranz und gründete dafür ein gemeinnütziges Unternehmen. An Orten wie zum Beispiel das Festspielhaus Baden-Baden, die Ruhrfestspiele Recklinghausen und das Moselmusikfestival hat sie schon ihr musikalisches Können gezeigt.
Der Einlassbeginn verzögerte sich ein wenig, da zwei Technikanlagen defekt waren und sie mit der dritten erst proben konnten, aber die Gäste hatten Verständnis und unterhielten sich angeregt im Foyer mit einem Getränk in der Hand. Eine Gruppe hatte Olaf Schönborn noch ganz frisch vom Event im Wachenheimer „Badehaisl“ im Gedächtnis, eine andere Dame kam extra aus Viernheim; sie hatte ihn auf der Studiobühne von Matthias Dörsam in Fürth erleben dürfen, bei Ella & Louis und im Kulturhaus in Käfertal. Zwei Ehepaare aus Hemsbach an der Bergstraße waren ebenfalls im Vorfeld in den Genuss seines extrem schönen Saxophonspiels gekommen. Kunstfreund für Musik und Kultur Mathias Berkel war ebenfalls heute anwesend genauso Eleonore Hefner, Geschäftsführerin von Kultur Rhein-Neckar e.V.
Olaf Schönborn bedankte sich für das Verständnis und führte in den heutigen Abend ein. Bei dem schönen Wetter im Schwimmbad sei eine gute Wahl und einige der älteren Gäste haben wohl hier auch schwimmen gelernt. Vor ca. 30 Jahren hatte er das Vergnügen Jutta Glaser kennenzulernen. Es würde heute viel improvisiert werden und er nimmt uns mit an verschiedene Orte. Es begann sphärisch. Eine Mehrhalsgitarre (englisch multi-neck guitar) sieht man auch nicht so oft, aber Claus Boesser-Ferrari bearbeitete sie von Vorder- und Rückseite und entlockte ihr Töne wie nicht von dieser Welt. Schloss man die Augen, fühlte man sich wie in einer Unterwasserwelt mit Walgesang. Olaf Schönborn hatte an diesem Abend ebenfalls ein breites Spektrum an Blasinstrumenten bereitliegen. Der Rhythmus wurde schneller und zeitweise ohrenbetäubend laut. Das Cello ganz alleine zu hören brachte wieder Ruhe hinein. Man musste sich auf diesen Musikstil einlassen, die Augen schließen und sich in eine Geschichte hineinversetzen. Eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung und dann gings zur Pause.
Die experimentelle Harmonie ging weiter! Katja Zakotnik gab eine kleine Einführung und es ging zu einer Reise in „The South“ mit viel Sonne, verbunden mit klassischen Elementen. Anfangen wolle man mit dem hohen C und hoffe auf keinen Tinnitus. Zeitweise hörte es sich an wie ein heißer Wasserkessel (meinte mein Sitznachbar). Claus Boesser-Ferrari konnte wiederum zeigen wieviel „PS“ in seinen Fingern stecken. Sowohl die Musiker als auch das Publikum genossen die Klänge mit geschlossenen Augen, Noten brauchte man heute keine und eine Setliste gab es auch nicht. Jutta Glasers Gesang wechselte sich mit Sprechgesang und Tierstimmen-Imitation ab. Das Cellospiel war die einzige Konstante, alles andere war in ständigem Wechsel und zeitweise ein wilder Ritt von sphärischen Klängen wie aus dem Kosmos abgelöst. Nach wiederum einer halben Stunde wurde die Darbietung mit Applaus beendet.
Olaf Schönborns Schlussworte „Es war ein Experiment und ich bin froh, dass Sie so offen und neugierig waren!“ Er bedankte sich und meinte augenzwinkernd, dass er hier die Freikarte hat zu machen was er will, worauf Gelächter erschallte. Er dankte dem Förderverein für die Unterstützung, dem Freischwimmer-Manager Jozua Knol für sein Engagement, der überall zu sein schien, dem Videografen, der alles aufnahm, den Gästen und der wundervollen LUcation. Er freut sich immer, wenn auch Leute außerhalb von Ludwigshafen kommen und ein bisschen Werbung machen, denn seine Auftritte werden nicht beworben. Hinweise zu kommenden Konzerten wie am 24.06. mit Tom van der Geld (aus USA) & Frank Haunschild (wird melodisch mit Saxophon und Vibraphon) und am 15.07. das große Summer Jazz „Open Air Konzert“ mit special guest Menna Mulugeta, da wird es äthiopisch. „Es ist ein Genuss hier bei Euch zu spielen!“ Es war ein experimentierfreudiges Improkonzert mit vielen Facetten. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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