Fledermäuse sind lautlose Jäger

Die Mausohr-Fledermaus fliegt durch die Nacht.  | Foto: NABU/Eberhard Menz
  • Die Mausohr-Fledermaus fliegt durch die Nacht.
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Landau. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen. Sie sehen zwar kaum etwas, dafür orientieren sie sich präzise mit ihren Ohren. Und ihr Puls schwankt zwischen zehn und 1000 Herzschlägen pro Minute. In der Pfalz sind 22 Arten nachgewiesen – alle sind vom Aussterben bedroht.

Er war nicht mehr dabei, als der Fledermausexperte die Burg Berwartstein untersuchte, berichtet Heinz Wissing, der heute selbst Fachmann für Fledermäuse ist. In der ehemaligen Waffenkammer der Burg entdeckte der Professor 1976 eine kleine Hufeisennase – es war das letzte Exemplar in der Pfalz. Ganz in der Nähe in einem Westwallstollen fand Wissing 40 Jahre später wieder eine kleine Hufeisennase.
Doch dieser Erfolg ist nur ein kleiner. Alle Fledermausarten in Deutschland stehen auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten oder gefährdeten Tierarten, so Wissing, der Gründungsmitglied des Arbeitskreises Fledermausschutz Rheinland-Pfalz und für die Südpfalz zuständig ist. Seit er 1976 mit dem Experten vom Forschungsinstitut des Museums Alexander König in Bonn die Fledermäuse in der Pfalz kartiert hat, ist er von den Tieren fasziniert.
Fledermäuse bringen in der Regel nur ein Junges im Jahr zur Welt. Das ist eine sehr geringe Reproduktionsquote und macht den Schutz der Tiere so wichtig. Für das Sterben der Fledermäuse gibt es mehrere Gründe. Einerseits verschwinden die Quartiere sowohl für den Sommer wie für den Winterschlaf. Es gibt immer weniger offene Scheunen und Dachböden, wo die Tiere ihr Sommerquartier einrichten. Alte Bäume mit Löchern, in denen Baumfledermäuse wie der Abendsegler ihren Nachwuchs zur Welt bringen und Winterschlaf halten, werden gefällt.

Insekten fehlen

Andererseits wird ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen. Durch den Einsatz von Pestiziden gibt es immer weniger Insekten. „Wenn ich früher an einem Sommerabend mit dem Auto fuhr, war die Windschutzscheibe anschließend voll mit Insekten“, erinnert sich Fledermausexperte Wissing. Heute bleibt die Scheibe sauber. Die Fledermausarten in der Pfalz fressen ausschließlich Insekten. Und seit einiger Zeit ist mit den Windkraftanlagen ein weiterer Feind hinzugekommen.
Fledermäuse haben keinen guten Ruf. Da die Flugtiere in der dunklen Nacht unterwegs sind und sich trotzdem problemlos orientieren, dachten die Menschen früher, sie müssten mit dem Teufel im Bunde sein. Erst seit dem 18 Jahrhundert wissen die Menschen, dass sich die Fledermäuse mit den Ohren orientieren. Dass dies per Ultraschall-Ortung geschieht, wie beim Echolot, entdeckte man erst im vergangenen Jahrhundert.
Neuere Legenden beschreiben sie als Blutsauger. Dabei gibt es nur drei Arten in Mittel- und Südamerika, die sich von Tierblut ernähren, dies aber auch nicht saugen, sondern aus feinen Wunden lecken. Bis heute sind Fledermäuse den Menschen unheimlich, berichtet Wissing. Das macht es nicht einfacher, die Menschen für den Fledermausschutz zu gewinnen. Er kämpft für jeden offenen Dachstuhl für die Feldermäuse. Mehrere 1000 Fledermauskästen geben den Tieren Quartiere. Und er informiert mit Vorträgen und Führungen in der Natur. Er fängt bei den jüngsten an, denn Kinder haben keinerlei Scheu vor Fledermäusen, hat Wissing bei seinen Besuchen in Kindergärten festgestellt. 

Zur Person

Der ehemalige Lehrer für Biologie und Geographie Heinz Wissing ist heute 81 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 1976 engagiert er sich im Fledermausschutz. 1990 gründete er den Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz mit, in dem sich die Naturschutzverbände BUND, GNOR, NABU und POLLICHIA sowie Mitarbeiter wissenschaftlicher Institute für den Schutz der Tiere zusammengeschlossen haben. Er ist auch Mitherausgeber des 2007 erschienen Buchs „Die Fledermäuse in der Pfalz“. [rko]

Scheuer Jäger

Autor:

Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen
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