"Grenzüberschreitungen“
Ausstellung der Ateliergemeinschaft im Kreishaus SÜW

Bei der Vernissage im Kreishaus am vergangenen Sonntag (von links): Die Künstler Rob Jansen und Carmen Stahlschmidt, Landrat Dietmar Seefeldt und Carlo Servatius, Vorsitzender der Eberhard und Barbara Linke-Stiftung. Es fehlt im Bild Künstler Eberhard Linke | Foto: KV SÜW
  • Bei der Vernissage im Kreishaus am vergangenen Sonntag (von links): Die Künstler Rob Jansen und Carmen Stahlschmidt, Landrat Dietmar Seefeldt und Carlo Servatius, Vorsitzender der Eberhard und Barbara Linke-Stiftung. Es fehlt im Bild Künstler Eberhard Linke
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Landau/Kreis SÜW. Wenn Brunnenerbauer und Brunnenretter gemeinsame Sache tun, dann kommt im besten Fall auch noch eine beeindruckende Kunstausstellung im Kreishaus der Südlichen Weinstraße in Landau heraus. Klingt erst einmal wenig einleuchtend? Dabei ist es recht einfach: Der Künstler Professor Eberhard Linke aus dem hessischen Saulheim hat in den 1980er Jahren den „Früchtebrunnen“ vor dem Kreishaus der Südlichen Weinstraße in Landau erbaut. Mit seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau gründete er die Eberhard und Barbara Linke-Stiftung, eine Ateliergemeinschaft, in der auch die Kunstschaffenden Carmen Stahlschmidt und Rob Jansen tätig sind. Nach dem dreisten Diebstahl von Teilen des Brunnens im vergangenen Jahr waren es Stahlschmidt und Jansen, die eine Rekonstruktion der gestohlenen zentralen „Birne“ aus Bronze möglich machten. Derzeit werden alle entwendeten Brunnenelemente in der Kunstgießerei Pfeifer in Stadtallendorf wiederhergestellt.

Kunst kann Grenzen überwinden

Um diesen ehrenamtlichen Einsatz Stahlschmidts und Jansens zu würdigen, bot Landrat Dietmar Seefeldt den beiden und Eberhard Linke an, im Kreishaus SÜW ausgewählte Werke auszustellen. Das tun sie nun, unter dem Titel „Haasje spring over - Grenzüberschreitungen“ (übersetzt: Häschen hüpf oder Bocksprung), noch bis einschließlich 7. Juni. Rob Jansen, gebürtiger Niederländer, hatte sich von einer Skulptur Carmen Stahlschmidts zu dem Titel inspirieren lassen. „Mit ihren Skulpturen, Malereien und Zeichnungen zeigen die drei Künstler, dass sie nicht nur Grenzen überschreiten, sondern ihre Kunst auch Grenzen überwinden kann“, sagte Dietmar Seefeldt bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag.

Trotz Zugangsbeschränkungen besichtigen

Der Landrat erinnerte an die Zeit, als das Kreishaus und somit auch der „Früchtebrunnen“ errichtet wurden: „Landrat Gerhard Schwetje hat damals den Weg für die Kunst und Kultur in unserem Landkreis geebnet, auf dem wir uns seither bewegen dürfen. Es ist und bleibt wichtig, dass Staat und Gesellschaft Kunst und Kultur den Stellenwert zukommen lassen, der ihnen gebührt.“ Es war dem Landrat überdies wichtig zu betonen, dass auch unter den aktuellen Zugangsbeschränkungen kunstinteressierte Bürgerinnen und Bürger Ausstellungen im Kreishaus besuchen können.

Werke aus jüngerer Zeit

„Der Diebstahl von Teilen des Brunnens war gewiss auch eine Grenzüberschreitung“, stellte Carlo Servatius, Vorsitzender der Eberhard und Barbara Linke-Stiftung und Laudator, die Verbindung zum Ausstellungstitel her. „Doch ohne diese wären wir heute nicht hier bei dieser Vernissage.“ Die aktuelle Ausstellung der drei Künstler zeige Arbeiten aus jüngerer Zeit.

Die Werke von Eberhard Linke, so führte Carlo Servatius aus, waren früher verstärkt von Gesellschaftskritik geprägt. Heute hingegen seien sie seiner persönlichen Situation gewidmet und handelten unter anderem von der Demenzerkrankung seiner Frau, aber auch vom Leben nach seinem schweren Unfall, seitdem der Künstler ans Bett gefesselt ist.

Eberhard Linke

Eberhard Linke, der gesundheitsbedingt nicht an der Vernissage am vergangenen Sonntag teilnehmen konnte, ist auch fernab des „Früchtebrunnens“ im Kreis SÜW kein Unbekannter. Der 1937 in Schlesien geborene Bildhauer erhielt 1978 den Kunstpreis für Plastik der Südlichen Weinstraße für sein Werk „Weintrinker in drei Zuständen“. Wer einmal den Sitzungssaal im ersten Obergeschoss des Kreishauses besucht hat, ist daran vorbeigelaufen.

Carmen Stahlschmidt

Carmen Stahlschmidt ist die Nachfolgerin von Eberhard Linke als Atelierleitung der Stiftung. Die 1956 geborene Triererin setzt die von Eberhard Linke entwickelte Technik des Terrakotta-Hohlaufbaus in eigener Stilistik um. Für die zumeist großformatigen Zeichnungen auf Papier und Polyester ist die Schwarzmine ihr bevorzugtes, differenzierte Schwarz-Weiß-Kontraste mit Kontrasten in Rot und seltener Blau ermöglichendes Werkzeug. Ihre Hauptakteure seien immer Frauen, stämmig, mit beiden Beinen fest verankert, erläuterte Carlo Servatius. Sie könne das Mikroskopische groß und das Große klein machen und so besondere Spannungsmomente erzeugen, so der Stiftungsvorsitzende.

Rob Jansen

Rob Jansen, Galerist, Licht- und Kunstdesigner, kam der Liebe wegen Anfang der 2000er Jahre nach Deutschland und fand 2012 zur Bildhauerei. „Beachtlich schnell fand er zu einer eigenständigen Formsprache“, bescheinigte ihm Laudator Servatius. Der 1943 geborene Niederländer arbeitet, wie Linke und Stahlschmidt, gerne mit Terrakotta und zeigt entsprechende Werke bei der Ausstellung in der Kreisverwaltung. Ebenso Tonbüsten, kleine Auflagen von Bronzen, Offset-Drucke und Gemälde wie etwa von Mick Jagger. Die politischen Elemente in seinen Arbeiten seien unverkennbar, so Dr. Servatius, häufig gehe es um die Misshandlung der Natur durch den Menschen.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich Freitag, 7. Juni, montags bis mittwochs von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr zu sehen, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr. Gäste der Ausstellung melden sich bitte zu den genannten Öffnungszeiten am Empfang im Kreishaus und nennen ihr Anliegen, die Ausstellung zu besuchen. red

Autor:

Sabine Meyerhöffer aus Landau

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