Volksschauspiele Ötigheim: Ehrenamtliche spielen großes Theater

- Etwa 300 Darsteller bringen "Im weißen Rössl" Leben auf die Bühne.
- Foto: Volksschauspiele Ötigheim/Lukas Tüg
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Ötigheim. Die Volksschauspiele Ötigheim leben vom ehrenamtlichen Engagement. Im Sommer 2025 haben die Vereinsmitglieder unter anderem mit dem Singspiel "Im weißen Rössl" die Zuschauer mitgerissen. 2026 wartet auf die Gäste neben weiteren Vorstellungen das Musical "My Fair Lady".
Wohlgemerkt: Die Volksschauspiele Ötigheim werden fast ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen, als Schauspieler auf der Bühne, als Helfer hinter der Bühne, als Ordner, als Freiwillige am Ausschank oder in der Küche. Der gemeinnützige Verein zählt 1500 Mitglieder. Zur Hälfte leben sie in der etwa 20 Kilometer südöstlich von Karlsruhe gelegenen 5000-Einwohner-Gemeinde. Die zweite Hälfte pendelt aus der näheren Umgebung zum Tell-Platz, auf dem jährlich große Inszenierungen geboten werden.
"Im weißen Rössl": Rund 300 Künstler auf der Bühne
In der Freizeit Theater zu spielen - "das gehört zu Ötigheim". Christian Pachtner schätzt das Engagement der Menschen. Er ist hauptamtlich und ehrenamtlich dabei. Hauptamtlich ist er bei den Volksschauspielen der Ansprechpartner der katholischen Kirche und "für die Theatergemeinde als Seelsorger da". Ehrenamtlich stand er den Sommer über "Im weißen Rössl" als einer von etwa 300 Künstlern auf der Bühne - als Sänger im Chor.
Nur wenige hauptberuflich Beschäftigte in Voll- oder Teilzeit gibt es den Worten Pachtners zufolge bei den Volksschauspielen – in der Verwaltung, in der Schneiderei, in der Technik, in der Geschäftsführung. Für einzelne Hauptrollen werden als Ergänzung zu vereinseigenen Darstellern professionelle Gästen engagiert. Alle weiteren Mitstreiter spielen ehrenamtlich.

- Volksschauspiele Ötigheim: Christian Pachtner vor der Kulisse des Theaterstücks "Don Camillo": Er ist hauptamtlich und ehrenamtlich bei den Volksschauspielen Ötigheim tätig.
- Foto: Volksschauspiele Ötigheim
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Ganze Familien engagieren sich bei den Volksschauspielen: "Es gibt Familien, die in der vierten Generation dort engagiert sind", erzählt Christian Pachtner. "Sie verbringen ihre Freizeit auf dem Tellplatz." In den Augen des Seelsorgers wird bei den Volksschauspielen auch wichtige Jugendarbeit geleistet. Junge Leute treffen sich, bringen sich gemeinsam für das große Ganze ein und profitieren vom für alle Akteure angebotenen Schauspiel- oder Gesangsunterricht.
"Volk spielt fürs Volk" – dieser Gedanke hat die Volksschauspiele Ötigheim von Anfang an getragen. Los ging's im Jahr 1906, als der damalige Pfarrer Prälat Josef Saier die Idee zu den Schauspielen hatte, die das Dorf bis heute prägt.
Nur ein Jahr später verwandelte er gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern eine alte Kiesgrube am Ortsrand in eine Theaterbühne. Dort gab es am 30. September 1907 die allererste Aufführung: das historische Drama "Die beiden Tilly". Schon damals packten 130 Mitwirkende mit an. Rund 1500 Zuschauer fanden Platz auf den Rängen.
Volksschauspiele Ötigheim: "Für manche ist es wirklich die große Familie"
Mit Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" kam 1910 der Durchbruch. Das Publikum war begeistert, die Presse voll des Lobes und sogar Großherzog Friedrich II. schaute sich die Inszenierung an. Die Begeisterung war so groß, dass es 16 Vorstellungen brauchte, um der Nachfrage Herr zu werden. Auch in den Folgejahren kam "Wilhelm Tell" immer wieder ins Programm.
Heute – über ein Jahrhundert später – ist die Erfolgsgeschichte immer noch lebendig. Jeden Sommer strömen bis zu 100.000 Besucher auf Deutschlands größte Freilichtbühne, wie es aus Ötigheim heißt. Und der Ort trägt seither seinen liebevollen Spitznamen Telldorf.
Dort ist es zur schönen Tradition geworden, dass sich die Akteure zum Proben und Spielen auf der Freilichtbühne treffen. Dabei wird ein beeindruckender Zusammenhalt zwischen den Mitwirkenden deutlich. "Für manche ist es wirklich die große Familie. Gemeinsam sitzen sie nach den Vorstellungen noch lange im Backstage-Bereich", erzählt Christian Pachtner. [thk]
Vorhang auf im Tellplatz-Casino – Theatergenuss auch nach den Freilichtaufführungen
Nach den erfolgreichen Freilichtaufführungen ist in Ötigheim noch lange nicht Schluss mit Theater. Auf der Kleinen Bühne im Tellplatz-Casino geht das Programm in der kalten Jahreszeit mit zwei besonderen Stücken weiter – pointenreich, berührend und garantiert sehenswert. "Frau Müller muss weg" wird von 21. November bis 13. Dezember 2025 gespielt. Das Kammerstück zeigt mit feinem Humor und scharfem Blick, was passiert, wenn Eltern, Schule und Erwartungen aufeinanderprallen. In der Klasse 4b herrscht Unruhe: Schlechte Noten, viele Hausaufgaben und die Angst vor der strengen Lehrerin sorgen für Ärger. Eine Gruppe engagierter Eltern hat deshalb einen klaren Plan – die Versetzung der Lehrerin. Doch das Vorhaben nimmt einen unerwarteten Verlauf. Ein Stück über Leistungsdruck, Verantwortung und die manchmal schmerzhaften Wahrheiten des Schulalltags. Von 6. Februar bis 7. März 2026 ist "Pension Schöller" zu sehen. Mit dieser beliebten Komödie erwartet das Publikum ein Abend voller spritziger Dialoge und herrlicher Verwechslungen. Philipp Lenzmeyer erbt eine Villa und plant, daraus ein Nervensanatorium zu machen. Um sich inspirieren zu lassen, lässt er sich von seinem Neffen Alfred in die berühmte Pension Schöller einschleusen – ein Haus voller schillernder Persönlichkeiten. Doch wer hier wirklich "verrückt" ist und wer nicht, sorgt für jede Menge Lacher und überraschende Wendungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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Autor:Thorsten Kornmann aus Karlsruhe |