Dreier-Gremium statt Generalintendant
Neues Leitungsmodell für Badisches Staatstheater

Blick in die Zukunft des Gebäudes | Foto: Badisches Staatstheater
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Karlsruhe. Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters hat sich für das „Theatermodell Karlsruhe“ und die Abschaffung der Generalintendanz ausgesprochen. Diese Entscheidung sei "ein Meilenstein für eine neue kollegiale Kultur des Miteinanders am Badischen Staatstheater". Hintergrund bei diesem Thema sind die länger andauernden "Diskussionen" rund um den ehemaligen Intendanten Peter Spuhler (das "Wochenblatt" berichtete mehrfach). Das Modell der Generalintendanz sei zwar nicht per se ein Modell des Machtmissbrauchs, doch die Vorgänge in Karlsruhe machten deutlich, dass es durchaus so laufen kann.

Generalintendanz wird abgeschafft
Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters hat sich am Mittwoch, 23. März, für ein neues Leitungsmodell ausgesprochen: Die Generalintendanz wird abgeschafft! Im neuen „Theatermodell Karlsruhe“ soll ein kollektives Dreier-Gremium gemeinsam das Haus leiten. Diese Struktur war bereits für die laufende Spielzeit als Übergang installiert worden. Die Strukturkommission unter Leitung von Staatssekretärin Petra Olschowski und Bürgermeister Dr. Albert Käuflein hatte in etlichen Anhörungen mehrere Varianten geprüft und dem Verwaltungsrat das neue Leitungsmodell empfohlen. Für die Zeit ab 2024 wird jetzt eine Theaterpersönlichkeit gesucht, die als Teil des kollektiven Dreier-Gremiums die künstlerische Verantwortung übernimmt. Aktuell laufe dieses Modell schon in einer Art Testphase, werde so gewissermaßen dann verlängert. "Das Theater muss wieder zu einem Zuhause der Mitarbeiter werden", so Dr. Ulrich Peters, der aktuelle Intendant des Badischen Staatstheaters.

Krise als Chance für strukturellen Neuanfang genutzt
„Diese Entscheidung des Verwaltungsrates ist ein Meilenstein für eine neue kollegiale Kultur des Miteinanders“, sagte die Vorsitzende des Verwaltungsrats, Kunstministerin Theresia Bauer, bei der Präsentation des Theatermodells. „Gemeinsam wurde eine bestehende Krise als Chance für einen strukturellen Neuanfang genutzt und das Theatermodell Karlsruhe als neues Leitungsmodell für das Badisches Staatstheater gefunden.“ Aktuell sind es neben Intendant Peters, die künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christina Deppermann und der geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber.

Die Leiterin der Strukturkommission, Staatssekretärin Petra Olschowski, hob die intensiven Beratungen in der Kommission seit Frühjahr 2021 und die zahlreichen Anhörungen auf allen Ebenen der Belegschaft hervor. Der Zukunftsprozess für das Badische Staatstheater sei mit der Entscheidung keineswegs abgeschlossen: „Das Theater als lernende Organisation wird sich ständig weiter entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Das gilt sowohl für die interne Arbeitsstruktur als auch für den Auftrag, ein vitales Theater für Stadt und Land zu sein.“

Dreier-Gremium statt Generalintendant: das Theatermodell Karlsruhe
Das Badische Staatstheater soll in Zukunft – wie bereits jetzt in der laufenden Übergangszeit – von einem Dreier-Gremium geleitet werden. Das dritte Mitglied der Theaterleitung wird vom Verwaltungsrat auf gemeinsamen Vorschlag der Künstlerischen Intendanz und der Geschäftsführenden Direktion benannt. Es muss mit einer Person besetzt werden, die aufgrund ihres Aufgabenprofils für das gesamte Theater Verantwortung trägt (zum Beispiel Künstlerische Betriebsdirektion, Chefdramaturgie). Das Dreier-Gremium hat als Theaterleitung die Gesamtverantwortung für das Badische Staatstheater. Die Spartenleiter sowie Generalmusikdirektor werden in die Spielplangestaltung eingebunden. Es gibt klare und transparent geregelte Zuständigkeitsregelungen für die Spartenleitungen, es sind Regelungen, "die Abläufe sicher stellen", so Olschowski.

Aufgaben und Zuständigkeiten sind nun definiert
Für die Suche einer künstlerischen Leitung für das Badische Staatstheater von der Spielzeit 2024/25 an hat der Verwaltungsrat am Mittwoch einer Findungskommission mit externen Vertretern und eine Vertretung des Personalrats eingesetzt. Ehrgeiziges Ziel ist es, in einer Sondersitzung schon nach der Sommerpause 2022 eine Entscheidung über diese Position zu fällen. Das "Thema Spuhler" wurde somit in Karlsruhe beendet - mit einem einvernehmlichen Schiedsspruch. Darüber hinaus wurde Stillschweigen vereinbart, auch in Sachen "pekuniäre Nebengeräusche" eines wohl finalen Handschlags.

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Kommentar zum "Fall Staatstheater"
Bei all den wortgewaltigen Bekräftigungen eines "Miteinanders", der expliziten Betonung des "Zuhörens", die oftmalige Erwähnung der Begriffe "Transparenz" und "Offenheit": Ein Dreiergremium soll es also jetzt richten, damit sich solche Zustände wie jene "Querelen" unter dem ehemaligen Intendanten Spuhler nicht mehr wiederholen. Bei aller "Schönrederei" der Entscheider: Hätten Verwaltungsrat und Politik die mehrfach offen geäußerten und belegten deutlichen Kritikpunkte rund um die umstrittene Personalie Spuhler nicht nonchalant und mitunter fast trotzig vom Tisch gewischt, hätte sich das Staatstheater viel Wirbel und Gegenwind ersparen können.
Schon die überhaupt nicht zwingend nötige vorzeitige Vertrags-Verlängerung - bis 2026 - von Spuhler - hätte trotz der deutlich vernehmbaren kritischen Anmerkungen nicht erfolgen dürfen! So aber wurde viel Geld in die Hand genommen. Auch wenn Stillschweigen bei der Trennung vereinbart wurde: Noch immer steht jene Summe im Raum, die der ehemalige Intendant für die Vertragsverlängerung bis zum Ende seiner Laufzeit hat erhalten sollen - und die wird nun bei einer erfolgten "einvernehmlichen Trennung" nicht gerade komplett auf Null gedreht worden sein!

Autor:

Jo Wagner

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