Klaus Weichel im Interview zum Thema Stadionpacht und FCK
"Eine Insolvenz des FCK wäre der Super-Gau"

Foto: Ralf Vester

FCK. Kaiserslauterns Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel hat in einem Interview mit dem Online-Magazin "Der Betze brennt" ausführlich Stellung zur Fortschreibung der Minderung der Stadionpacht des 1. FC Kaiserslautern und seinen Forderungen nach einem Gegenwert in Form von Aktien Stellung bezogen. Auch die Stadionthematik als solches wird angeschnitten. Auch der OB ist sich einer Sache ganz klar bewusst: "Eine Insolvenz des FCK wäre der Super-Gau!"

Im Folgenden Auszüge aus dem Interview von "Der Betze brennt" mit dem OB:

Der Betze brennt: Klaus Weichel, Ihr Vorschlag, der 1. FC Kaiserslautern solle der Stadt als Gegenleistung für eine erneute Pachtreduzierung Aktienanteile überschreiben, steht am kommenden Montag im Stadtrat zur Abstimmung. Auf FCK-Seite ist er bereits auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der Beiratsvorsitzende Markus Merk bezeichnete ihn als einseitig und er werde auch von Investoren abgelehnt, mit denen der FCK gegenwärtig verhandele.

Dr. Klaus Weichel (64): Das wiederum verstehe ich nicht. Ich werde aber am morgigen Sonntag ein persönliches Gespräch mit der regionalen Investorengruppe um Giuseppe Nardi, Peter Theiss und Dieter Buchholz führen, auch Markus Merk wird dabei sein. Da will ich von den sechs Herren und der Dame, die der Gruppe ebenfalls angehört (Annemarie Becker; Anm. d. Red.), einmal persönlich hören, wo sie da ein Problem sehen. Einseitig? Für mich ist das der erste zweiseitige Vorschlag seit 2007, der in Sachen Pachtreduzierung auf den Tisch kommt.

Der Betze brennt: Erklären Sie das doch bitte mal genauer.

Weichel: Wenn ich dazu ein wenig ausholen darf, gerne. Die Geschichte begann ja schon im Jahr 2003, als der Verein in eine Schieflage geraten war und die Stadt das Fritz-Walter-Stadion kaufte, zum damaligen Buchwert von 47 Millionen Euro. Dazu wurden dem FCK zwei Mal neun Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt - das ergibt zusammen die bekannte Kreditsumme von 65 Millionen Euro. Am Ausbau zum WM-Stadion beteiligte sich die Stadt mit 39 Millionen, das Land mit 40 Millionen Euro. Und seit 2007 hat die Stadt mit weiteren zwölf Millionen Euro diverse Mietnachlässe kompensiert. Wenn Sie das alles aufaddieren, hat die öffentliche Hand den FCK in den vergangenen Jahre mit insgesamt 157 Millionen Euro unterstützt, von denen die Stadt 117 Millionen Euro getragen hat. Eine direkte Kompensation dafür aber hat sie nie erhalten, konnte sie ja lange Zeit auch gar nicht. Nach der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft hat der FCK nun jedoch die Möglichkeit, einen solchen Gegenwert in Form von Aktien anzubieten.

"Mir geht es nicht um die Aktien, sondern generell um einen Gegenwert"

Der Betze brennt: Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, Sie wollen die Aktien lediglich als Sicherheit?

Weichel: Es geht für den Fall der Drittliga-Zugehörigkeit um zwei Mal 2,8 Millionen Euro Mietnachlass für die nächsten beiden Jahre. Der Wert der Kapitalgesellschaft wurde ja zunächst mit 120 Millionen Euro beziffert, dann waren es mal 20 Millionen Euro, jetzt wird er mit 45 Millionen Euro angegeben - da können Sie sich ja ungefähr ausrechnen, wie viele Anteile diese maximal fünf, sechs Millionen Euro ergäben. Wir wollen die Aktien lediglich als Sicherheit in die Stadiongesellschaft einlegen, nicht damit handeln, das dürfen wir als Kommune auch gar nicht. Wir wollen keinen Einfluss auf den Verein nehmen, auch keinen Sitz im Beirat. Und der Verein erhält von uns ein Vorkaufsrecht, so dass er die Anteile wieder zurückkaufen kann, sobald sich seine Kapitallage verbessert.

(...)

Der Betze brennt: Der gestellte Antrag auf Pachtreduzierung ist momentan sicher der drängendste Diskussionspunkt, aber vom finanziellen Umfang her nicht der größte. Auch der Verkauf des Fritz-Walter-Stadions ist immer wieder ein Thema - zuletzt wurde von den neuen FCK-Verantwortlichen sogar ein Rückkauf durch den Verein ins Gespräch gebracht, logischerweise mithilfe von eigenen Investoren. Wie stehen Sie dazu?

Weichel: Das wäre für alle, und somit natürlich auch für uns als Stadt, die beste aller Lösungen, wenn der FCK wieder Herr in seinem eigenen Haus wäre. Da gäbe es keinen Diskussionen um Mietnachlässe mehr, auch nicht um Deckelung von Instandhaltungsaufwendungen. Ob ein solcher Rückkauf aber realistisch ist? Da hängt schließlich noch einiges dran.

Der Betze brennt: Genauer, bitte.

Weichel: Derzeit existiert noch eine sogenannte Namensschuldverschreibung in Höhe von 65 Millionen Euro. Für diese bürgt die Stadt bei der Hessischen Landesbank. Dieser Kredit läuft mit dem bekannten Zinssatz von 2,95 Millionen Euro pro Jahr noch bis 2036. Für diesen Zeitpunkt ist übrigens ein Rück- und Vorkaufsrecht seitens der Vereins bereits vorgesehen, zum Buchwert von 2003, also für 47 Millionen Euro. Dieses könnte durchaus auch früher greifen, da wären wir verhandlungsbereit. Aber: Würde der Kredit vorzeitig abgelöst, wäre auch eine Vorfälligkeitsentschädigung zu leisten. Summa summarum käme man da auf einen Betrag von über 100 Millionen Euro. Ob der FCK das gemeinsam mit seinen Investoren stemmen kann?

"Es wäre die beste aller Lösungen, wenn das Stadion wieder dem FCK gehört"

(...)

Der Betze brennt: Zum Abschluss noch ein paar Worte zu Ihnen persönlich: Es wird auch immer wieder mal gesagt, der FCK läge Ihnen persönlich nicht wirklich am Herzen. Im SWR-Fernsehen sprachen Sie selbst einmal von einer "Zweckehe" zwischen der Stadt und ihrem Verein, was auch nicht sonderlich gut angekommen ist...

Weichel: Auch das sei mal klargestellt: Ich bin schon seit vielen Jahren zahlendes FCK-Mitglied. Mit meiner Familie auch immer wieder mal bei einzelnen Spielen dabei, wenn es mein Terminkalender zulässt, so wie beispielsweise am letzten Montag gegen Sonnenhof Großaspach. Dabei tausche ich mich auch gerne mal mit Markus Merk, den ich schon lange persönlich kenne, außerhalb des Protokolls aus. Aber ich gebe zu: Ich bin kein absoluter Fußballkenner. Ich glaube aber, dass muss ich auch nicht sein, um mir der Bedeutung des FCK für meine Stadt bewusst zu sein und mich entsprechend für ihn einzusetzen.

Das komplette Interview ist auf den Seiten des Online-Magazins "Der Betze brennt" zu lesen.

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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