Umzug der Dampflok: Gigant aus Stahl erreicht Stellwerkmuseum Otterbach

- Abfahrt in Kaiserslautern: Die Polizei bildet die Vor- und Nachhut, dazwischen die beiden Tieflader und etliche Begleitfahrzeuge
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Kaiserslautern / Otterbach. Um über 100 Tonnen Stahl zu bewegen, braucht es gewissenhafte Vorbereitung und Planung, kompetente Fachleute und eine ganze Maschinerie an schwerem Gerät – all diese Voraussetzungen waren am Sonntag, 24. August 2025, beim Umzug der historischen Dampflok 502652 vom ehemaligen Ausbesserungswerk der Bahn in Kaiserslautern zum Stellwerkmuseum in Otterbach gegeben. Noch vor Tagesanbruch setzte sich der Fahrzeugtross mit Polizeibegleitung in Bewegung. Zentimeterarbeit war immer wieder gefragt – und ein bisschen Show war auch dabei.
Blinkende orangefarbene Lichter, grelle Schweinwerfer und das Blaulicht der Polizeiautos heben sich vom fast noch nachtblauen Himmel am Standort in der Pariser Straße ab. In dicken Lettern ist "Schwertransport" auf den Begleitfahrzeugen zu lesen. Etliche Schaulustige haben sich eingefunden, die die Abfahrt mit Smartphone und Kamera filmen.
Zentimeter um Zentimeter rollt der Tieflader mit der Lok auf die Pariser Straße, ein zweiter Tieflader mit dem Tender huckepack folgt. Stopp. Schauen. Mit Kollegen Kontakt halten. Das Okay kommt. Weiter geht es.
Die Showeinlage: Aus der Dampflok steigt Qualm auf. "Das war eine Blitzidee des Vereins", erzählt Sebastian Littig von der BBL-Gruppe. Der Leiter der Transportabteilung sitzt hinterm Steuer des Tiefladers, der die Lok befördert.
Die circa zwölf Kilometer lange Route verläuft von dort über die Reichswald-, dann die Merkurstraße, auf die B 270 und in Richtung Erfenbach. Die Brücke vor der Ortseinfahrt galt im Vorfeld als "Knackpunkt". Der erweist sich jedoch als gut machbar. Dank der hydraulischen Absenkung der Tieflader ist das Passieren kein Problem.

- Stopp: Zuerst passiert die Lok, dann der Tender – beide mit abgesenktem Fahrwerk
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Anders an der Spinnerei Lampertsmühle, wo der Tross gegen 7.30 Uhr ankommt. Die für ein solches Gespann enge Kreuzung erfordert geschicktes Vor- und Zurückstoßen, denn hier müssen die Tieflader wenden, um dann rückwärts in Richtung Stellwerk zu fahren. Ein Unterfangen, das nicht nur Zeit kostet, auch ein Straßenschild, das im Weg stand, musste entfernt werden. Im Nachgang meint Littig: "Der Transport war schon etwas Besonderes. Eine Dampflok fährt man ja nicht jeden Tag."

- Um wenden zu können, muss der Tieflader auf das Betriebsgelände der Spinnerei Lampertsmühle
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- Das Straßenschild, das im Weg stand, ist im Nu entfernt
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Rund ums Stellwerkmuseum warten zahlreiche Schaulustige auf die Ankunft. Harald Westrich (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg, war schon bei der Abfahrt in Kaiserslautern dabei. Nun lässt er seine Drohne fliegen, verfolgt das Geschehen aus der Luft und fotografiert immer wieder. Er freut sich über das Projekt, von dem er sich in Verbindung mit dem geplanten Bike-Inn im Nachbardorf Sambach und dem ebenfalls in Planung befindlichen Bachbahnradweg einen touristischen Mehrwert verspricht.
Die beiden Schwerlastkrane der A.K.V. Auto-Kran-Vermietung mit einer maximalen Tragfähigkeit von 250 und 160 Tonnen wurden bereits am Vortag aufgebaut. Sie empfangen die historische Dampflok, die an ihren Hebepunkten mit Traversen unterfüttert, dann langsam angehoben wird – und das erneut zum Song "Major Tom – Völlig losgelöst" von Peter Schilling. Sachte bewegt sie sich vom Rücken des Tiefladers in Richtung Gleisbett. Geschafft! Nach Umbauarbeiten wird der Tender nach dem gleichen Vorgehen an seinen künftigen Standort gehievt. Geschafft!

- Der Hub: Zentimeter um Zentimeter wird die Lok angehoben und dann auf die Schienen gesetzt
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Auch Karl-Heinz Ochs, Vorsitzender des Fördervereins Dampflok am Stellwerk, sein Vertreter Alfons Weiß und viele weitere Mitstreiter lassen sich dieses Spektakel nicht entgehen. Für den Verein, der sich vor mehr als zwei Jahren gegründet hat, geht mit dem Umzug ein Herzensprojekt in Erfüllung. "Fantastisch, ich fühle mich wie neugeboren", meint Ochs, nachdem alles vorüber ist. Weiß resümiert den Transport mit den Worten: "Man merkt, dass Profis am Werk waren."

- Es ist vollbracht: Lok und Tender stehen am Otterbacher Stellwerkmuseum
- Foto: Alfons Weiß/gratis
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Als nächste Aktion wird der Verein das Stahlross abdecken, um es vor Wettereinflüssen und damit vor weiteren Schäden zu schützen. In Kürze beginnen dann die Restaurationsarbeiten. Doch zuvor zieht es die Vorstandsmitglieder zum Konzert in die protestantische Kirche, die ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Die Hälfte der Einnahmen soll dem Förderverein zugute kommen. lmo
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Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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