Pfalztheater-Schauspiel: Tod eines Handlungsreisenden
Held sein für einen Tag

Liam Rödler / Rainer Furch / Jan Henning Kraus | Foto: Pfalztheater / Heieck
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Großen Beifall gab es für die Premierevorstellung "Tod eines Handlungsreisenden" am vergangenen Samstag. Den durfte sich der junge Regisseur Tim Tonndorf für seine frische und zeitgemäße Inszenierung genauso zu Recht abholen wie das Schauspielensemble für seine klasse Leistung auf der Bühne.

Rainer Furch ist Willy Loman, der sich über 30 Jahre als Handelsvertreter für seine Firma mächtig ins Zeug gelegt hat und unzählige Städte um New York mit seinem Auto aufgesucht hat. Jetzt ist er ausgebrannt und die weniger werden Aufträge seiner Kunden lassen ihn spüren, dass er den Anforderungen seines Berufes nicht mehr gewachsen ist. Der gewinnorientierte Juniorchef seiner Firma lehnt seine Bitte, ihn in New York zu beschäftigen, ab. Das Angebot einer Auszeit ist für Willy Loman gleichbedeutend mit einer Entlassung. Angesichts laufender Ratenzahlungen ist es für ihn eine Katastrophe, abgesehen davon, dass damit auch alle seine Träume von einem ruhigen Alter in bescheidenem Wohlstand zunichte gemacht werden. Und so beginnt für Willy Loman ein neuer Lebensabschnitt, der geprägt ist von Verzweiflung und der Flucht in vergangene Zeiten, als das Leben noch einfacher war und er mit viel Freude, aber auch Ehrgeiz so große Hoffnung in seine beiden Söhne gesetzt hatte. Die Realität zeigt jedoch einen Happy, Frauenheld und ewiger Vertreter eines Vertreters, und einen Biff, der vom hoffnungsvollen, talentierten Sportler zum straffälligen Dieb geworden ist. Am Scheitern der Söhne nicht ganz unschuldig ist der Vater mit seinen hohen Erwartungen an einen materiellen Erfolg, den er über alles andere stellte. Lomans Ehefrau Linda versucht verzweifelt, die gegenseitigen Streitereien und Quälereien in der Familie zu beenden. Loman, der seine Erfolglosigkeit auch nicht erträumten Superkarrieren seines Nachwuchses kompensieren kann, sieht sich schließlich seiner eigenen Lebenslüge beraubt und sieht als einzigen Ausweg nur noch den Freitod. 20.000 Dollar Versicherungssumme würde seiner Familie dann ein sorgenfreies Leben ermöglichen...

Tim Tonndorf gelingt es von Anfang an, dass das Publikum nicht nur zuschaut, sondern sich wie ein Familienmitglied mitten drin im Geschehen fühlt. Viele Inszenierungen zeigen Lomans glorreiche Vergangenheitsträume nur als Schatten oder Darstellungen im Hintergrund, aber am Pfalztheater sind sie Realität. Der junge Reggiseur zeigt mit vielen Szenen und tollen Ideen sowie stets passend ausgesuchter Musik genau die zwei Welten des Willy Loman, die man als Publikum zwischen Freude und Lachen und Mitgefühl wahrlich selbst miterlebt. Das verlängert das Stück etwas, macht es aber zu einem kurzweiligen Abend, an dem das Schauspielensemble mit seiner Spielfreude einen gewaltigen Anteil hat. Allen voran der großartige Rainer Furch, der das Scheitern und den Spagat zwischen der Realität und der Vergangenheit mit großer Intensität und sehr überzeugend darstellt. Ebenso fantatstisch Hannelore Bähr, einerseits junge, glückliche Ehefrau und stolze Mutter in der Vergangenheit, und in der Gegenwart die Frau, die verzweifelt nach Glück und Frieden in der Familie strebt. Mit den Söhnen der beiden und ihrer Geschichte gelingt dem Regisseur eine wirklich gelungene Darstellung. Sehr beeindruckendund intensiv spielt die jungen Garde des Schauspielensembles das Brüderpaar: Nicolas Handwerker ist Biff und Michael Kopmann ist Happy. Dazu kommt die noch jüngere Schauspielgeneration mit Liam Rödler als junger Biff und Franz Seeliger als junger Happy, mit 16 und 18 Jahren eine ebenso beachtenswerte Schauspielleistung. In weiteren Rollen spielen Heinrich Cuipers, Jan Henning Kraus, Oliver Burkia, Meike Anna Stock und Karim Katzenbach, die nicht nur der Regisseur mit frischen Ideen in Szene setzt, sondern die selbst mit ihrer klasse schauspielerischen Leistung das Stück in all seinen Facetten zum Leben erweckt. Und so ist der "Tod des Handlungsreisenden" mehr als nur die kurze Geschichte von Willy Lomann, der am Ende nur Held für einen Tag sein will. Es ist eine neue und frische Sichtweise auf die Story und ein absolut sehenswertes Schauspiel.

Weitere Spieltermine und Karten gibt es hier.

Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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