Pfalztheater: Schauspiel "Roberto Zucco"
Gibt es einen Ausweg?

Oliver Burkia sucht als Roberto Zucco den Ausweg aus dem Töten  | Foto: Pfalztheater / Marco Piecuch
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Sonntagabend ist Tatortzeit - dieses Mal hieß der Fall "Roberto Zucco". 90 Minuten lang führte Regisseur Harald Demmer das Publikum in die Abgründe von Menschen und ihre Taten. Da war Spannung angesagt. Das Schauspiel ist aber nicht im Fernsehen zu sehen. Es ist eine packende Inszenierung live vor Publikum auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters. Dort geht es noch bis zum März 2020 in weiteren Vorstellungen um den Mörder "Roberto Zucco". Absolut sehenswert.

Das Stück basiert auf wahren Begebenheiten und zeigt das kurze Leben eines Serienmörders, der in den 1960er Jahren in Italien als Sohn eines Kriminalbeamten aufwuchs und sechs Menschen getötet hat, darunter seine eigenen Eltern. Seine wochenlange Flucht, sein Ausbruch aus der Psychiatrie und sein qualvoller Selbstmord waren ein europaweites Medienereignis. Der Autor Bernhard-Marie Koltès erzählt in ebenso knapper wie poetischer Sprache die Geschichte eines Menschen, in einem zerbrechlichen Kosmos, einem Panoptikum von Monstern und Fratzen, in dem Gewalt die einzige verständliche Sprache und Mord die letzte logische Konsequenz ist. Und Schauspieldirektor Harald Demmer macht aus dieser Vorlage eine spannende und lebendige Geschichte eines Menschen, der als einzige Sprache Gewalt zu kennen scheint.

Zu Beginn der Geschichte flieht Roberto Zucco aus dem Gefängnis zu seiner Mutter. Diese will nicht verstehen, warum er den Vater umgebracht hat, und verweist der Wohnung. Kurzerhand verabschiedet er sich von ihr und erdrosselt sie. Auf seiner Flucht wird er zum Mörder eines Polizisten, vergewaltigt ein Mädchen, das ihm danach dennoch verfällt und wegen ihm schließlich aus ihrem bedrückenden und trostlosen Zuhause flieht. Zucco mordet weder aus Not noch aus Lust oder Leidenschaft, weder ist er ein Räuber, noch ist er ein Rächer. Sein Töten ist motivlos, ohne jeden Zweck, er tut es einfach, obwohl er zugleich freundlich und zurückhalten ist, manchmal fast schüchtern erscheint. Mit Spannung zeigt das Stück seinen Weg von Mord zu Mord und eröffnet zugleich die Fragen: Wann hört er auf? Wo ist seine Grenze? Ganz nach dem Spielzeit-Motto "Grenzen - Horizonte" findet Roberto Zucco am Ende den Horizont und einen Ausweg aus seinem Morden. Im Tatort will man das Ende ja nicht wissen, also sei es hier auch nicht verraten.

Oliver Burkia spielt fesselnd den Serienmörder. Er zieht das Publikum in jeder Szene in seinen Bann. Da ist von Anfang an in jeder Begegnung mit neuen Menschen eine knisternde Spannung. Wird er wieder morden? Es gelingt ihm eine sensible und faszinierende Darstellung des Serienmörders. Da sind aber auch die kleinen Geschichten der Menschen und des Milieus in dem sie leben und in das Zucco mit seiner Gewalt eindringt. Allesamt großartig gespielt und zum Leben erweckt vom Schauspielensemble des Pfalztheaters: mit einer ausdrucksstarken Sophia Hahn (Das Mädchen) sowie mit Hannelore Bähr und Rainer Furch in all ihrer großartigen und beeindruckenden Wandlungsfähigkeit, sei es von der Mutter bis zur Nutte oder vom Vater bis zum schwermütigen Inspektor. Aber auch Meike Anna Stock, Robin Meisner und Nicolas Handwerker stellen in ganz unterschiedlichen Rollen ihr Talent und Können unter Beweis. Applaus für Harald Demmer und sein Ensemble für einen spannenden Tatort Werkstattbühne.

Oliver Burkia sucht als Roberto Zucco den Ausweg aus dem Töten  | Foto: Pfalztheater / Marco Piecuch
Oliver Burkia als Roberto Zucco und Hannelore Bähr als Frau | Foto: Pfalztheater / Marco Piecuch
Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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