Mein Corona-Kommentar
Über Verschwörer und Virus-Ignoranten

- hochgeladen von Udo Barth
Inmitten einer Seuche, die binnen kurzer Zeit den gesamten Globus, ausnahmslos sämtliche Länder und Gebiete von West nach Ost, von Nord nach Süd, faustfest in den unbarmherzigen Würgegriff seines noch immer unberechenbaren Virus bringen konnte, eines Virus, das zwar von sämtlichen weltweiten Koryphäen in allen wissenschaftlichen Hochburgen seit seiner fixen Karriere panisch analysiert und nach einem probaten Mittel zur Eindämmung dieses viralen Blitzkriegs gefahndet wird, zählt bei vielen Zeitgenossen die Vernunft offenbar zu den überflüssigsten Eigenschaften, die den Menschen eigen sein sollten.
Jahrelange Gewohnheit ist es, Egoismus und eine fatale Abneigung gegenüber sämtlichen Autoritäten, die in Situationen, bei denen es wahrhaftig um Leben und Tod geht, Verantwortung beweisen und diese auch zielführend umsetzen müssen, was derzeit fast zum Volksaufstand kommt. So genannte „Corona-Partys“, die als Gegenentwurf zu den verordneten Kontaktbeschränkungen immer öfter exzessiv zelebriert werden, erinnert zweifellos an die selbstvergessenen „Pozzer-Treffen“, bei denen sich HIV-Negative mit HIV-Positiven zum sexuellen Stelldichein verabreden. „Selbstmord auf Raten“ würde man da sagen. Ebenso die nun grassierenden Demos gegen staatliche Maßnahmen, organisiert von professionellen Dauerprotestlern, die mangels Einsatzmöglichkeiten nun endlich wieder aus ihrem pseudorevolutionären Dornröschenschlaf die verhasste Staatsmacht - leider nicht nur mit Pauken und Trompeten - zu provozieren trachten und dabei ordentlich Steuergelder binden. Maskenpflicht und Abstandsregeln sind diesen völlig überflüssigen Party-Demonstranten gleichermaßen egal wie bitter notwendige detaillierte Kenntnisse des Grundgesetzes, das sie mit zünftigen Bannerparolen einfordern.
Aber Hauptsache man hat seinen Spaß – und man lässt sich doch durch einen winzig kleinen Virus wie Covid-19 nicht kirre machen. Scher: Zu Beginn der sozialen Einschränkungen ließ man sich das noch gefallen, hielt sich in vielen Ländern leicht knurrend an die Vorschriften und verzichtete jovial auf zahlreiche liebgewordene Gewohnheiten. Man dachte gutwillig und konnte sich mit einer überschaubaren Frist mit eingeschränkten Möglichkeiten durchaus arrangieren – wenn es danach so bald wie möglich denn wieder wie zuvor weitergehen sollte...! Ob da der Wunsch der Vater des Gedankens ist, weiß bislang keiner.
Nur die Väter der Gedanken, die sich immer häufiger wie Aale durch skelettierte Pferdeschädel schlängeln, möchte ich nicht kennenlernen: Verschwörungstheoretiker, selbsternannte Revoluzzer und kreative Fake-Newser, skrupellose Ehrabschneider, überzeugte Menschenrechtsmissachter und Grundgesetz-Kastrierer: Daraus braut sich derzeit das Bier derjenigen, die unsere aktuelle Seuche einzig und allein für ihre eigenen unausgegorenen Ideen zu instrumentalisieren trachten.
Die Freiheit der Bürger sei in Gefahr, die Menschrechte seien außer Kraft gesetzt und außerdem gebe es auch keine Bundesligaspiele mehr...! Jeder lebt offenbar in seiner eigenen Welt, akzeptiert kurzfristig einmal eine Ausnahmesituation, will aber – gleich einem mäßig spannenden Computerspiel – bei Bedarf auf die „Reset-Taste“ drücken können. Und wenn’s nicht klappt, dann sind stets andere schuld und man mutmaßt Verschwörungen. Tote gibt’s woanders – aber doch nicht hier, nicht ich und nicht mein Kumpel! Treffen wr uns danach mal auf ein Bier!
Dass es so wie bisher nirgends weitergehen kann, dass die globale Zäsur der Pandemie in allen Bereichen einschneidende Veränderungen bewirkt, ist ein Lernprozess, den die meisten von uns erst mal durchmachen und realisieren müssen. Mit Ignoranz ist noch niemand weit gekommen und wird es auch in Nach-Corona-Zeiten nicht schaffen. Auch Verschwörungstheoretiker nicht. Und auch nicht die Goldlocke aus Amerika...
... weiß Ihr Udo Barth
Autor:
Udo Barth
aus Bad Dürkheim
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Ein Kommentar ist die Meinung des Kommentierenden, Ihre Meinung sei Ihnen gegönnt, schließlich leben wir in einer Demokratie.
Ganz so einfach wie Sie es darstellen, ist es meiner Meinung nach jedoch nicht. Die Grundgesetzlichen Einschränkungen denen wir gegenüber stehen, wurden von einer Hand voll Politiker "durchgedrückt". Eine Grundgesetzänderung muss von 2 Dritteln der Mitglieder des Deutschen Bundestages und mit zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates beschlossen werden. Etwas was nicht geschehen ist. Es ist natürlich einfacher jeden Kritiker wahlweise als Verschwörungstheoretiker, linken Spinner, Revoluzzer, oder was auch immer zu diffamieren, damit man sich nicht auf sachbezogener Ebene mit deren Meinung auseinander setzen muss. Damit verbreiten diejenigen Fake News, die andere beschuldigen eben dieses zu tun. Genau das ist nämlich der Zweck dieser sogenannten " Totschlagargumente ". Eine Ernsthafte Debatte zu vermeiden! Beispiel gefällig? Wer etwas gegen die Vermögensverteilung in Deutschland sagt, führt eine Neiddebatte und Neid ist Bähh, dass wissen wir schon seit Kindertagen. Wer etwas gegen die Politik der Europäischen Union sagt, ist ein Europagegner. Europa ist ein Kontinent, in letzter Konsequenz ein Stück Erde. Was ich gegen ein Stück Erde haben soll, erschließt sich mir nicht, aber damit wurde erreicht, dass man sich nicht sachlich damit auseinander setzen muss.
Von unserer sogenannten "vierten Gewalt" würde ich mir eine kritische differenzierte Berichterstattung wünschen, die auch anderen Stimmen Raum gibt. Das findet in der Mainstream-Presse allerdings nicht statt und das nicht erst seit Gestern. Hofberichterstattung trifft es eher.
Voltaire wird folgender Ausspruch zugeschrieben: " Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass sie sie äußern dürfen." Etwas was in einer Demokratie selbstverständlich sein sollte, findet heutzutage in unserem Land nicht mehr statt. Kritiker werden der Lächerlichkeit preisgegeben, weil es ja so viel einfacher ist, denn wo kämen wir denn hin, wenn sie tatsächlich Recht hätten? Glauben heißt nicht Wissen, was ja bedeutet, dass man sich irren könnte, nur darf man das nicht zugeben, denn dann wäre es ja zweifeln.