Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie
Melanie Krebs neue Verantwortliche

Melanie Krebs ist neue Verantwortliche in Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie | Foto: Stadt Bad Dürkheim/Gratis
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Landkreis Bad Dürkheim. Knapp ein halbes Jahr ist Melanie Krebs für die Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie zuständig und hat in der Zeit schon einiges bewirkt, aber auch noch viel vor. Die Psychiatrie-Koordination ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen, vorgegeben durch das Landesgesetz über Hilfen bei psychischen Erkrankungen (PsychKHG). Sie ist organisatorisch direkt dem Ersten Kreisbeigeordneten Timo Jordan unterstellt, da er Mitglied des Landesbeirats für psychische Gesundheit ist. „Damit ist gewährleistet, dass wir eng abgestimmt Themen setzen können – von oben nach unten und umgekehrt“, erklärt Jordan, „dadurch können wir unsere Arbeit vor Ort noch effektiver gestalten“.

Krebs hat in der Koordinierungsstelle nicht nur den Landkreis Bad Dürkheim, sondern auch die Stadt Neustadt in ihrem Aufgabenbereich. Als Koordinatorin ist sie aber nicht für die Erkrankten selbst Ansprechpartnerin. Dafür gibt es beispielsweise Stellen wie den Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDI) beim Gesundheitsamt der Kreisverwaltung, der sich um die Beratung psychisch erkrankter Erwachsener und deren Angehörigen kümmert (Kontakt siehe unten).

Krebs‘ Aufgabe konzentriert sich auf die Planung und Koordination von Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Hierzu braucht es vielfältige Netzwerke auf kommunaler und auf Landesebene. Ein Beispiel für ein solches Netzwerk ist die psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Bad Dürkheim und der Stadt Neustadt. Diese hat vor Kurzem ihre Arbeit wiederaufgenommen und ist ein Gremium, das alle an der Versorgung psychisch erkrankter Menschen beteiligten Akteure an einen Tisch bringt. Denn für Betroffene gibt es eine Vielzahl von Hilfsangeboten. Dazu gehören Beratungsstellen, niedergelassene Ärzte, gesetzliche Betreuung, Selbsthilfe, aber auch der SPDI und die Kliniken.

Die Treffen sollen dem Kennenlernen und der gegenseitigen Information über aktuelle Entwicklungen im Fachbereich dienen und die Vernetzung untereinander kontinuierlich verbessern. Über all dem stehen die Fragen: „Was haben wir für die Versorgung der Patienten schon und was brauchen wir noch?“, erklärt Krebs, die Erfahrung mit einer solchen Koordinierungsstelle hat. Vor ihrem Wechsel nach Bad Dürkheim arbeitete sie sieben Jahre lang als Koordinatorin für Gemeindepsychiatrie für die Stadt Frankenthal. Davor hat die Sozialpädagogin, die aus Niedersachen in die Pfalz kam, als rechtliche Betreuerin gearbeitet.

Ein entscheidendes Ziel der Koordinierungsstelle ist es, das Hilfesystem für Betroffene und Angehörige transparent zu machen. Dafür arbeitet Krebs auch an einem landesweiten Projekt mit, in dem eine digitale Darstellung aller Angebote im Land und damit auch im Landkreis Bad Dürkheim und in Neustadt aufgebaut wird. Darüber hinaus sorgt sie für einen kontinuierlichen Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionell im Hilfesystem Tätigen. Ihre Erfahrung zeigt, dass Hilfen nur dann gut organisiert werden können, wenn sie die Perspektive der betroffenen Menschen als Ausgangspunkt in den Blick nehmen.

Ein weiteres großes Ziel ist es, zur Akzeptanz psychischer Erkrankungen beizutragen. „Psychische Erkrankungen sind immer noch ein hochtabuisiertes Thema. Viele Betroffene sprechen ungern darüber, befürchten Stigmatisierung, Vorverurteilung. Sie fürchten sich davor, als verrückt abgestempelt zu werden. Nicht selten suchen sie die Schuld an der Erkrankung bei sich, in falschem Verhalten oder Disziplinlosigkeit“, berichtet Krebs. Eine Folge kann sein, dass Betroffene versuchen, ihr Leiden mit sich selbst auszumachen, anstatt sich Hilfe zu suchen. Das birgt das Risiko, dass eine psychische Erkrankung unbehandelt fortschreitet. „Unser Ziel ist es, dass Thema zu enttabuisieren. Es soll so normal sein, darüber zu reden, als hätte man Rückenschmerzen. Die Betroffenen sollen verstehen: Es ist eine Erkrankung, die eine professionelle Behandlung erfordert“, verdeutlicht Krebs.

Die Notwendigkeit, die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren und vor allem auch bekannt zu machen, zeigen stetig steigende Fallzahlen. „Psychische Erkrankungen sind ein sehr relevantes Thema. Von Krankenkassen erhobene Daten zum Krankenstand zeigen, dass die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren steigen “, erklärt Krebs. Menschen, die deshalb krankgeschrieben werden, fehlen oft lange Zeit. „Und das betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche.“ Beispielsweise hätten gerade in Zeiten der Pandemie Essstörungen bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren stark zugenommen, auch insgesamt seien signifikant mehr Kinder und Jugendliche psychisch erkrankt. Insgesamt gehe es um einen „großen Teil unserer Gesellschaft, der adäquat versorgt werden muss“ – und das soll möglichst wohnortnah geschehen. „Dem steigenden Bedarf steht ein belastetes Hilfesystem gegenüber, das vielerorts, auch bundesweit, an seine Grenzen gelangt“, erklärt die Sozialpädagogin. Die Wartelisten für Therapieplätze sind lang. Gleichzeitig gilt jedoch: Je früher eine Erkrankung behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen, „das ist wie bei anderen Erkrankungen auch“.

„Denn die Folgen einer unbehandelten Erkrankung sind für die Betroffenen oft erheblich und nicht nur gesundheitlicher Natur. Es können wirtschaftliche und soziale Konsequenzen hinzukommen “, weiß die Expertin. Auch auf Angehörige wirkt eine solche Erkrankung. „In Deutschland wachsen geschätzt etwa 3,8 Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil auf. Das hat Einfluss auf den Alltag der Kinder und zugleich bringt es ein erhöhtes Risiko mit sich, später selbst an einer psychischen Erkrankung zu leiden.“

Deshalb ist es so wichtig, mit Öffentlichkeitsarbeit über das Thema psychische Erkrankungen zu informieren und auf Angebote und Hilfsmöglichkeiten aufmerksam zu machen, beispielsweise auch in Schulen. Denn Prävention ist ein essenzieller Baustein in der Versorgung der Bevölkerung im Landkreis. Auch zu diesem Thema arbeitet Krebs an der Entwicklung guter Vernetzungsstrukturen aller beteiligten Akteure. „Wir möchten Projekte entwickeln, die dazu beitragen, über Erkrankungen aufzuklären, aber auch Wege zeigen, seelisch gesund zu bleiben. Hilfreich können hier auch Sport oder Entspannungsmethoden sein.“

Kontakt für Betroffene

Sozialpsychiatrischer Dienst:
Kreisverwaltung Bad Dürkheim – Gesundheitsamt, Neumayerstraße 10, 67433 Neustadt, Telefon: 06322 961-7201

Krisentelefon für psychisch Kranke:
Für die Region Landkreis Bad Dürkheim, Neustadt, Ludwigshafen, Frankenthal, Speyer, Rhein-Pfalz-Kreis erreichbar unter Telefon: 0800 2203300, montags bis freitags von 17 bis 23 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 23 Uhr.
Erster Ansprechpartner kann auch immer der Hausarzt/die Hausärztin sein. ansa/red

Autor:

Anne Sahler aus Bad Dürkheim

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