Adler-Geschäftsführer Matthias Binder im Gespräch
„Haben dieses Jahr ein Top-Team!“

Die pure Freude: Matthias Binder feiert die Deutsche Meisterschaft 2019.  foto: pix
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von Peter Engelhardt

Eishockey. Seit Mai 1999 ist er Geschäftsführer der Adler Mannheim und hat seitdem vier Deutsche Meisterschaften mit den Adlern gefeiert, aber so eine Phase wie die beiden letzten Jahre hat auch Matthias Binder noch nicht erlebt. Nicht erst seit der gegenwärtigen Olympia-Pause macht sich der 54-jährige gebürtige Heidelberger Gedanken über die noch laufende Saison und die Zeit darüber hinaus. Das Wochenblatt sprach mit Matthias Binder über die Adler, das deutsche Eishockey und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.

???: Wie sehr verfolgen Sie die Olympischen Spiele?
Matthias Binder: Das Eishockey-Turnier schaue ich mir natürlich an und auch die alpinen Skiwettbewerbe haben mich interessiert.
???: Hätte man diese Spiele dort überhaupt stattfinden lassen sollen?
Binder: Olympische Spiele grundsätzlich natürlich, aber der ausgewählte Ort ist eben ein Politikum. Olympische Spiele waren schon immer politisch und werden leider immer politischer. Ich finde es jedoch ein Unding, die Sportler zu fragen, ob man die Spiele hätte boykottieren sollen. Sie haben ja mit der Vergabe des Austragungsortes nicht das Geringste zu tun. Die Sportler werden zum Spielball der Funktionäre. Sie erfahren ja zum gleichen Zeitpunkt wie alle anderen wo die Spiele stattfinden und dann beginnt eine intensive Vorbereitung, damit sie bei dieser Veranstaltung ihre Höchstleistung bringen können.
???: Wie ist Ihre Meinung zur Corona-Situation im allgemeinen und speziell im Sportbereich?
Binder: Gesellschaftlich, politisch und kulturell haben wir nun zwei Ausnahmejahre hinter uns. Gepaart mit vielen Einschränkungen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Keiner der verantwortlichen Politiker hat so etwas schon mal mitgemacht, das darf man auch nicht vergessen. Im ersten Jahr der Pandemie hat man viele Regeln und Verordnungen noch nachvollziehen können, aber jetzt, so meine ich, ist eine vorsichtige aber sukzessive Lockerung dringend nötig. Öffnung deshalb, weil das Hauptaugenmerk, unser Gesundheitssystem, nicht überlastet ist. Alle Bürgerinnen und Bürger haben sich an die Regeln gehalten damit Alarmstufe 1 in ihrer besprochenen Ausprägung, bei Rückgang der Hospitalisierungsrate und der Intensivbettenbelegung wieder in Kraft tritt, und wir wieder 50 Prozent Auslastung der SAP-Arena haben können. Was macht die Politik: sie ändert nachträglich die Regeln. Das verkompliziert die ganze Sache wieder. Wir dürfen bei unserem nächsten Heimspiel gegen Iserlohn am 23. Februar wieder 4000 Zuschauer in die Arena lassen. Zehn Prozent davon sind Stehplätze. Bei verkauften 6000 Dauerkarten auch kein einfacher Ausleseprozess.
???: Wie sehen Sie den Verlauf der restlichen Saison? Playoffs, Quotientenregel und Auf-und Abstieg?
Binder: Ob dieser Spielplan noch zu packen ist, weiß ich nicht. Wir hätten 21 Spiele in sechs Wochen, aber ich habe ja gegenüber meinen Spielern auch eine gewisse Fürsorgepflicht. Da muss man genau abwägen, was man nachholen kann und was nicht. Es ist natürlich schade, dass ausgerechnet in diesem Jahr die endlich wieder eingeführte Auf- und Abstiegsregel zu gewissen Wettbewerbsverzerrungen führen könnte. Wir haben ein Vertrag mit der DEL 2, sind aber gerade in Gesprächen und gehen noch mal aufeinander zu, ob man den Aufstieg modifizieren kann.
???: Wie sehen Sie die sportlichen Perspektiven der Adler für diese Spielzeit?
Binder: Sehr gut. Ich meine, wir haben in diesem Jahr eine Topmannschaft, ja sogar eines der stärksten Teams der vergangenen Jahre. Gerade auch im Nachwuchsbereich hat sich die Kombination Heilbronner Falken, Adler und Jungadler als sehr konstruktiv erwiesen. Wir haben einige sehr gute Perspektivspieler.
???: Gibt es jetzt schon Gedankenspiele zur neuen Spielzeit?
Binder: Unser Manager Jan-Axel Alavaara ist immer am Puck. Viele der neuen Spieler haben bislang sehr überzeugt und wir versuchen natürlich, einen Großteil der Spieler zu halten. Aber für Konkretes ist es noch zu früh.
???: Seit geraumer Zeit wieder Geisterspiele, kein Ticketverkauf, wenig Merchandising – wie stellt sich die finanzielle Situation momentan für die Adler dar?
Binder: Zwischen schlecht und katastrophal, diese Spielzeit ist deutlich schwieriger als die vergangene. Unser Club generiert 55 Prozent seiner Einnahmen aus den Zuschauereinnahmen. So entstehen entgegen der landläufigen Meinung bei den Clubs die am meisten Zuschauer hatten und Karten verkaufen, die größten Corona-Lücken.
???: Eine weitere Saison wie diese – würde die Liga dann finanziell kollabieren?
Binder: Eine dritte Saison dieser Art würden wir nicht durchhalten, außer es gäbe noch mal exorbitante Staatszuschüsse, was wohl eher nicht passieren wird. Was man wissen muss: es hat in den vergangenen zwei Jahren auch ein gewisser Entwöhnungsprozess stattgefunden. Vor der Pandemie ist nicht nach der Pandemie. Es wird – nicht nur im Eishockey, nicht nur im Sport – ein schwieriger Weg zurück zu früheren Zeiten. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen, damit wir mittelfristig wieder 11.000 Zuschauer in die Arena bekommen. Unser strategischer Schwerpunkt für die neue Spielzeit ist Kunden- und Fanbindung sowie Neuakquise in allen Bereichen.
???: Macht Ihnen das Amt noch Spaß?
Binder: Wenn es mir keinen Spaß mehr machen würde, dann würde ich es lassen. Ich mache nichts mit halbem Herzen. Die letzten beiden Jahre waren jedoch die anspruchsvollsten und belastendsten der letzten 23.
???: Wie sieht es aus bei den Sponsoren und den Dauerkarten für die neue Spielzeit?
Binder: Die Treue unserer Sponsoren während den vergangenen schweren Monaten war wirklich gut und ich hoffe auch, dass wir wieder viele Dauerkarten verkaufen. Aber wir wollen zu Beginn der neuen Spielzeit wieder besondere Dinge bieten, um den Erlebnischarakter Eishockey wieder zu etwas ganz Besonderem zu machen.
???: Heißt der Trainer auch in der neuen Saison Pavel Gross?
Binder: Um hier allen Spekulationen entgegenzutreten: Pavel Gross ist unser Trainer und mehr gibt von meiner Seite aus nicht zu sagen.
???: Der ehemalige Adler-Spieler Marcus Kink ist in den Vorstand der Spielvereinigung gewählt worden. Wie sehen Sie ihn in dieser Rolle?
Binder: Dieser Wahl stehe ich sehr positiv gegenüber, ich habe mit einer Spielervereinigung überhaupt kein Problem. Marcus Kink hat auch bei uns als langjähriger Kapitän Verantwortung übernommen und daher wird er auch dort eine gute Figur machen und Standpunkte vertreten. Ich sehe es als eine Auszeichnung für ihn. pete

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„Es hat ein gewisser Entwöhnungsprozess stattgefunden“.
Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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