Der ehemalige Adler Marcus Kink im Interview
Die Adler im Herzen, die Spielervertretung als Aufgabe

Marcus Kink.  Foto: pix

Eishockey. 15 Jahre trug er das Trikot der Mannheimer Adler, 812 Spiele hat er für die Blau-weiß-Roten absolviert, 98 Tore und 175 Assists stehen hier zu Buche. Dreimal wurde er in dieser Zeit Deutscher Meister. Die Adler Mannheim haben sportlich wie privat einen Großteil seines bisherigen Lebens ausgemacht. Inzwischen steht der einstige Adler-Kapitän und Teamplayer Marcus Kink auf der anderen Seite des Eishockeysports. Seit einigen Wochen ist der gebürtige Düsseldorfer Vorstandssprecher der Spielervereinigung Eishockey (SVE). Das ist eine Art Gewerkschaft ohne Streikrecht, die sich als eingetragener Verein konstituiert hat.

Gegründet wurde diese im Sommer 2020 als Folge des Pandemie-bedingten Saisonabbruchs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und der von der Liga geforderten Gehaltsverzichte im Falle von Zuschauereinschränkungen. Initiatoren waren die Nationalspieler Moritz Müller (Köln) und Patrick Reimer (Nürnberg). Beide sind noch aktiv und holten ihren einstigen Nationalmannschaftsgefährten Kink (alle drei standen im olympischen Team der „Silberhelden von Pyeongchang 2018) ins Boot. Vor Beginn der am kommenden Sonntag beginnenden DEL-Meister-Playoffs führte das Wochenblatt ein Interview mit Marcus Kink.

???: Marcus Kink, wie viele Mitglieder vertritt der SVE gegenwärtig, sind dies nur Profis der DEL und DEL2 oder auch Spieler der Oberligen?
Marcus Kink: Wir vertreten eine Großzahl der aktiven Spieler aus DEL, DEL2, den Oberligen sowie der Frauen-Bundesliga. Dazu bieten wir Unternehmen, Fans und allen Interessierten die Möglichkeit von Fördermitgliedschaften an.
???: Wie kam es dazu, dass Sie neben den Gründern das Gesicht der SVE wurden?
Kink: Mit Moritz Müller und Patrick Reimer verbindet mich eine langjährige gemeinsame Zeit im Profi-Eishockey. Durch unsere Leidenschaft für diesen Sport sind wir überzeugt, dass wir positive Veränderungen herbeiführen können. Wir möchten als SVE den Spielern eine Stimme geben gegenüber der Liga, dem Verband und den Klubs, dies in Form eines ständigen Dialogs.
???: Die SVE hat ihre Anfänge im Sommer 2020 während der ersten Corona-Welle. Damals hat Moritz Müller verschiedene Entscheidungen der DEL scharf kritisiert. Inzwischen ist mit Christopher Röder (39) ein Geschäftsführer berufen worden, der mehr den Dialog zu den Ligen sucht. Fühlen Sie sich gehört bei den Entscheidungen der letzten Wochen?
Kink: Je mehr eine Meinung polarisiert, umso stärker ist ein Dialog von Nöten. Christopher Röder hat als Junior bei der Düsseldorfer Eishockey und später als Amateur in den USA gespielt und arbeitet nach dem Studium in verantwortungsvollen Positionen für internationale Firmen. Wir haben zuletzt gegenüber der DEL Punkte kommuniziert, die eine klare Weichenänderung beinhalten, sowohl strukturell als auch in Bezug auf die Verantwortlichkeiten.
???: Angesichts der Lizenzierung gab es die Empfehlung der DEL, dass die Klubs bei den Neuverträgen „Gehaltstreppen“ verankern, um im Falle von Geisterspielen oder Zuschauereinschränkungen wirtschaftlich stabil zu bleiben. Haben Sie einen Überblick, inwieweit Spieler deshalb Einbußen hinnehmen mussten?
Kink: Die Spieler sind generell bereit, ihren Anteil zu leisten. Wie das im Detail aussieht, wurde bisher nicht kommuniziert. Es ist aber nicht des Rätsels Lösung, die Erwartungshaltung nur an die Spieler zu stellen. Wir brauchen eine dauerhafte, innovative und ganzheitliche Sponsoring-Strategie, die von den Ligen ausgehen muss.
I???: n den letzten Tagen äußerten etliche Teamärzte der DEL Kritik am gedrängten Spielplan, zumal kaum ein Klub von Covid19 verschont blieb. Iserlohn und Augsburg waren hart betroffen und drei bis vier Wochen aus dem Spielbetrieb. Vor den Playoffs wurde jetzt der Verzichtauf das Return-to-Play Programm bekannt. Wie kann die SVE angesichts aufgetretener schwerer Folgen wie Herzmuskel-Entzündungen bei den Spielern Bergmann, Möser, El-Sayed oder dem Karriere-Ende aufgrund Long-Covid bei Martin Buchwieser einwirken?
Kink: Wir haben das Thema mehrfach sensibilisiert und betont, dass die Gesundheit der Spieler oberste Priorität genießt. Auf die Anweisungen der Mediziner muss gehört werden, ansonsten stellt man das medizinische Rollenverständnis ad absurdum und bringt die Spieler in eine äußerst unsichere Situation.
???: Sehen Sie eine Möglichkeit, das Thema U23 zu befrieden? Aufgrund der Regelung, dass die DEL-Klubs mindestens drei Positionen mit U23-Spieler besetzten müssen, haben deutsche Spieler Alter über dieser Altersgrenze, die nicht zur absoluten Spitze zählen, Probleme, einen Anschlussvertrag zu erhalten und müssen sich oft tiefer orientieren. Dagegen hält die DEL an der neun plus Zwei-Importspieler-Regelung fest.
Kink: Das ist ein großes Problem. Die U23-Regelung generiert aktuell keine Vorteile für das deutsche Eishockey. Wir brauchen ein Konzept unter Einbindung aller, die für konzeptionelle Nachwuchsarbeit stehen. Dafür bieten wir unser Know-how an.
???: Sie waren kürzlich beim Spiel der Adler gegen die Eisbären Berlin. Inwieweit sind Sie nach 15 Jahren mit Wohnsitz in Mannheim noch mit der Stadt und den Adlern verbunden und über die aktuellen Entwicklungen informiert?
Kink: Die Adler sind und bleiben mein Verein. Ich verbringe immer noch viel Zeit in Mannheim und fühle mich Klub und Stadt verbunden. Die Spiele und die Entwicklungen verfolge ich nach wie vor mit großem Interesse.
???: Was raten Sie einem Spieler, dem, wie Sie es 2019 erlebt haben, ohne triftigen Grund trotz laufenden Vertrages mitgeteilt wird, dass man auf seine Mitarbeit keinen Wert mehr legt. Nicht jeder hat im Alter von 33 Jahren eine Ausbildung, auf die er zurückgreifen kann.
Kink: Deshalb ist es wichtig, an die Karriere nach der Karriere zu denken. Die SVE engagiert sich auch bei diesem Thema, indem wir Karriere-Optionen vermitteln. Die Adler haben mich und meine Leistungen zu jeder Zeit wertgeschätzt. Eine einzelne Person tat dies nur unzulänglich. In einem Team, das erfolgreich sein will, ist kein Platz für ein großes Ego. Gewonnen wird nur, wenn alle an einem Strang ziehen. (rk/pete)

Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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