Stefan Syren wurde in den Ruhestand verabschiedet
„Man kann noch einiges bewegen“

Stefan Syren (links) wird von Karl-Ludwig Hundemer ausgezeichnet. | Foto: Brigitte Deiters / Caritasverband für die Diözese Speyer
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Caritas. Zum Abschied gab es stehende Ovationen und das Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes in Gold: Stefan Syren, Leiter des Caritas-Förderzentrums St. Martin, eine Einrichtung für obdachlose Menschen in Ludwigshafen, wurde am Freitag, 22. Februar, in Ludwigshafen in den Ruhestand verabschiedet.

Der Applaus wie auch die Auszeichnung waren Zeichen der Anerkennung für mehr als 37 Jahre „glaubwürdiges, kämpferisches und vom christlichen Glauben geprägtes Engagement für wohnungslose Frauen und Männer“. So drückte es Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Speyer, in seiner Laudatio für Stefan Syren aus.
Am 15. November 1981 trat Syren seine Arbeit im damaligen Haus für Obdachlose in der Ludwigshafener Heinigstraße an, und inzwischen ist bekannt, dass er sich damals kaum vorstellen konnte, länger als für die Dauer seiner Probezeit dort tätig zu bleiben. Doch er blieb und wurde in seinem Engagement ein „Anwalt und Helfer für Menschen in Not, ein Solidaritätsstifter in Kirche und Gesellschaft – wie man heute sagt: ein Influencer“, hob der Caritasvorsitzende hervor.
Syren baute ein starkes und verlässliches Netzwerk auf, zu dem unter anderen die Psychiatrie, die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Agentur für Arbeit und auch die Polizei gehörten. Er vernetzte sich ebenso mit ehrenamtlich Engagierten, mit der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), den Aktiven in der Teestube Rohrlachstraße, den Initiatoren der „streetdocs“ und gründete den Förderverein, der inzwischen 130 Mitglieder zählt.

Bei allem, was Syren anpackte, halfen ihm sein Durchhaltevermögen, seine kontinuierliche Nachfrage, seine Beharrlichkeit. Das betonten alle Redner, die sich zu Syrens Abschied ins Alfred-Delp-Haus im Hemshof einfanden. Dabei sei er aber immer freundlich geblieben, wurde in den Grußworten lobend hervorgehoben.

Stefan Syren nannte in seiner Abschiedsrede einige Höhepunkte seines Arbeitslebens. Auch er erinnert sich allzu gut daran, wie er die Arbeit mit Wohnungslosen zunächst als „Kulturschock“ nach dem Studium erlebte. Seine Frau, so betonte er, habe einen großen Anteil daran gehabt, dass er die Anfangszeit durchgestanden habe. Ein Highlight seien die Frauen der kfd gewesen – besonders das Grabpflegeprojekt und auch deren Eintreten für den Beginn und die Fortführung des Angebots für wohnungslose Frauen in Ludwigshafen. „Es gibt auf dem Hauptfriedhof ein Ordnungsbehördenfeld“, so Syren. „Aber ein Besuch dort war kaum möglich, und ich war und bin der Überzeugung: Es kann nicht sein, dass es auch auf dem Friedhof zwei Klassen von Menschen gibt.“ Die Frauen, die das Grabfeld nun pflegen, geben den Männern Würde, sagte er dankbar.

Zu den Besonderheiten seiner Arbeit zählte er auch die Begegnung mit den Männern, die auf der Suche nach Unterstützung in die Einrichtung kamen: „Ihre persönlichen Schicksale haben mich tief berührt“, bekannte Syren. Er habe erfahren, wie unterschiedlich einzelne Lebensverläufe sein können, und wie dankbar er sein könne für sein Aufwachsen in einer intakten Familie. Die Willenskraft vieler Bewohner habe er bewundert.

Kultur und Musik gehören zu den Hobbys des scheidenden Einrichtungsleiters. So gestalteten zwei Musiker der Staatsphilharmonie die Abschiedsfeier für Stefan Syren. In Erinnerung bleibe ihm aber vor allem ein Konzert in der Staatsphilharmonie im Jahr 2010, das er als „bombastisch“ bezeichnet. Der Saal war voll, und aus dem Erlös des Benefizkonzerts konnte seinerzeit die Heizung für den „Kleinen Martin“ finanziert werden, ein Blockhaus, in dem den Bewohnern von St. Martin Angebote zur Tagesstrukturierung gemacht werden können.

Dass das Frauenprojekt gestartet und nun gerade noch rechtzeitig vor seinem Ruhestand bis ins Jahr 2021 verlängert wurde, bezeichnet Syren als „toll“. Er bedankte sich dafür unter anderem bei den Landtagsabgeordneten aus Ludwigshafen. Beim Caritasverband bedankte er sich „für die Freiheit, Dinge zu entwickeln“, bei seinem Mitarbeitern, die „ein tolles Team waren und sind“, und gab allen mit auf den Weg: „Ich glaube, dass man in Ludwigshafen noch einiges bewegen kann.“

Zu den Laudatoren gehörte unter anderem Dekan Alban Meißner. Er nannte St. Martin „nicht irgendeine Einrichtung“, und es sei auch nicht egal, wer sie leite. Syren habe ihn und die katholischen Pfarrer in Ludwigshafen immer unterstützt und ihnen wichtige Kenntnisse vermittelt. Bei der katholischen Bevölkerung sei dank ihm das Thema „Wohnungslosigkeit“ präsent. Rainer Fabian, Vorsitzender des Fördervereins, bezeichnete Syren als einen „sensiblen, einfühlsamen Menschen“, der seinem gegenüber Wärme und Zuwendung entgegenbringe. Dank der Beharrlichkeit, mit der Syren auch um Mitglieder für den Förderverein warb, konnte dieser bis heute über 100.000 Euro an Fördermitteln aufbringen.
Die Mitarbeiter schätzten an ihrem „Chef“, dass ihm das Wohlergehen seiner Mitarbeiter ein Anliegen war: „Sie waren fürsorglich, immer auf Ausgleich bedacht, menschlich und respektvoll“, so ihr Fazit.
Bis die Nachfolge von Stefan Syren endgültig geklärt ist, wird Peter Lehmann die kommissarische Leitung übernehmen. Lehmann ist Einrichtungsleiter des Caritas-Förderzentrums St. Christophorus Kaiserslautern, auch eine Wohnungslosenhilfeeinrichtung. Sein Stellvertreter vor Ort wird Klaus Wagner. Die Leitungsstelle ist ausgeschrieben. Allerdings wird Stefan Syren St. Martin ohnehin nicht ganz den Rücken kehren: Er wird im Vorstand des Fördervereins aktiv bleiben. ps

Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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