Misshandelt, verprügelt und gedemütigt - Im Frauenhaus Donnersbergkreis finden Frauen in Not Zuflucht

Manche Opfer gehen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus wieder zurück zu ihrem gewalttätigen Partner 
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  • Manche Opfer gehen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus wieder zurück zu ihrem gewalttätigen Partner
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Von Cynthia Schröer
Kirchheimbolanden. Sie werden von ihren Partnern bedroht, gedemütigt, geschlagen und sexuell missbraucht. Sie brauchen Hilfe. Sie müssen fliehen. Im Frauenhaus Donnersbergkreis finden Frauen in Not Zuflucht. Dort können sie alles für ein neues Leben vorbereiten. Doch manche gehen wieder zurück zu ihrem Partner. Andere wohnen länger im Frauenhaus als notwendig. Das Schema ist oft das Gleiche: „Am Anfang läuft in der Beziehung noch alles gut“, sagt Sozialarbeiterin Yvonne Rothenberger. Oft ist der Mann die große Liebe. Doch dann verändert er sich. Die Beziehung verändert sich. „Das ist ein schleichender Prozess.“ Schließlich werden die Dinge, die die Opfer ertragen müssen, schlimmer.

Geld für Einkauf wird genau abgezählt

Sie werden täglich von ihren Männern beleidigt, erniedrigt und gedemütigt – oder auch kontrolliert. Sie müssen permanent ihren Standort übers Handy teilen oder die Partner rufen sie jede halbe Stunde an. „Da verschwimmt die Grenze zwischen Fürsorge und Kontrolle“, sagt Rothenberger, die sich mit zwei weiteren Frauen um die Opfer im Haus kümmert.
Viele der Frauen hatten kein Geld zur Verfügung. Das Budget für den Einkauf wurde streng abgezählt. Oft isolieren die Täter ihre Opfer, lassen kaum Kontakt zur Außenwelt zu, kontrollieren das Handy regelmäßig auf Nachrichten. Sie verhindern, dass die Frauen mit Freunden oder Familienmitgliedern sprechen. Die Täter manipulieren ihre Opfer dabei mit Aussagen wie „Wir sind doch so glücklich, warum brauchst du da noch andere?“.

Frauen haben Verständnis für Gewaltausbrüche

Die Dinge, die die Frauen im Frauenhaus erlebt haben, reichen bis hin zur körperlichen Gewalt oder auch sexuellem Missbrauch. „Oft haben sie eine Kombination von mehreren Gewaltformen erlebt.“
Viele bleiben lang bei ihren gewalttätigen Partnern. Wenn sie Kinder haben, stellen sie sich die Frage „Soll ich meinem Kind wirklich den Vater nehmen?“. Wenn die Täter selbst aus einem gewalttätigen Elternhaus kommen, haben ihre Partnerinnen oft Verständnis für ihre Ausbrüche, sagt Rothenberger. Hinzu kämen die Versprechen, dass so etwas nie wieder vorkomme.
Meist erkennen die Opfer ihre missliche Lage erst, wenn sie sich einer Vertrauensperson öffnen. Manchmal ist aber auch die Leidensschwelle schlichtweg überschritten.
Dennoch zeigen die Opfer die Männer nicht immer an. „Der juristische Weg ist psychisch belastend und die Beweisbarkeit schwierig, weil die Verletzungen dazu von Ärzten dokumentiert werden müssen“, erklärt Rothenberger.

Nur soviel Gepäck, wie sie tragen können

Die Frauen kommen von sich aus ins Frauenhaus, werden von anderen Frauenhäusern oder Institutionen wie Jobcenter oder Lebensberatung vermittelt oder werden in akuten Notsituationen von der Polizei gebracht. Sie haben nur wenige Dinge bei sich. Schulsachen, wenn sie Kinder mitbringen. „Sie haben nur das, was sie tragen können. Viele kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.“ Problematisch ist, dass sie bei ihrer Flucht nicht schnell noch wichtige Papiere zusammenraffen konnten. „Am Anfang ist viel Bürokratie nötig, um alle Dokumente wie Ausweise oder Geburtsurkunden zu beschaffen, damit die Frauen Leistungen beantragen können.“
Das Frauenhaus Donnersbergkreis verfügt über drei Zimmer für je eine Frau mit Kindern. Pro Jahr leben hier zehn bis zwölf Frauen. Sie versorgen sich selbst. Ihre Kinder gehen in der Nähe zur Schule oder in den Kindergarten. „Es ist hier sehr beengt“, sagt Rothenberger. So fehlten ein Besprechungsraum und ein Bereich für Kinder.
Auch mehr Plätze für Frauen seien nach Empfehlungen der Istanbul-Konvention nötig. Doch größere Räumlichkeiten seien schlicht zu teuer. Schließlich wird die Einrichtung nur zum Teil vom Land und der Kommune finanziert und ist ohnehin schon auf Spenden angewiesen.

Sitz des Frauenhauses ist streng geheim

Der Standort des Frauenhauses ist streng geheim. Bevor eine Frau aufgenommen wird, schätzen die Mitarbeiterinnen ab, ob sie erkannt werden könnte, wenn sie das Haus verlässt. Wenn ja, wird ein Platz in einem anderen Frauenhaus gesucht. Wer einzieht, wird an einem Treffpunkt von den Mitarbeiterinnen abgeholt. Selbst mit Behörden läuft der Schriftverkehr über ein Postfach. Doch trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen finden Männer manchmal den Standort heraus, indem sie das Handy orten oder Bekannte oder die Kinder ausfragen, berichtet Rothenberger.
Wenn eine Frau mental gefestigt ist, sich wieder auf den Alltag konzentrieren und für ihr Kind da sein kann, verlässt sie das Frauenhaus. Manche gehen zu ihrem gewalttätigen Partner zurück, weil er verspricht, sich zu bessern, sich in Therapie begibt oder auch, weil die Kinder ihren Vater vermissen. „Manche Frauen brauchen zwei oder drei Anläufe, um ihren Partner endgültig zu verlassen.“

Viele können Frauenhaus lange nicht verlassen

Viele können das Frauenhaus nicht verlassen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden. Das Projekt „Second-Stage“ (zu Deutsch: Zweiter Schritt), bei dem das Frauenhaus mit der Stadt Alzey und dem Landkreis Alzey-Worms kooperiert, soll helfen. Dieses stellt Frauen dort bis zu einem Jahr lang Übergangswohnungen zur Verfügung.
Der Trägerverein des Frauenhauses „Frauen helfen Frauen“ ist zuständig für die Finanzierung des Frauenhauses und organisiert die Rufbereitschaft außerhalb der Bürozeiten. Dem Frauenhaus ist eine ambulante Fachberatungsstelle angeschlossen. Diese bietet Betroffenen, Bekannten von Opfern und auch Lehrern oder Mitarbeitern von sozialen Einrichtungen einen niedrigschwelligen Zugang. 2022 hat die telefonische Beratungsstelle 145 Gespräche mit Frauen, die von Gewalt betroffen oder bedroht waren, oder deren Bekannten geführt. 112 Mal haben die Mitarbeiterinnen Frauen am Telefon unterstützt, die das Haus bereits verlassen hatten.

Informationen und Ansprechpartner:
www.frauenhaus-suche.de
Frauenhaus Donnersbergkreis: 06352 4187
Beratungsstelle: 06352 401164

Spendenkonto:
Frauen helfen Frauen
Donnersbergkreis e.V.
Sparkasse Donnersberg
IBAN: DE 51 54051990 00604885 90
BIC: MALADE51ROK

Autor:

Cynthia Schröer aus Wochenblatt Landstuhl

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