Klares Statement beim Speyerer Abendbummel
"Ich verschicke keine Pakete"

Papier- und Buchrestauratorin Petra Brickmann lässt sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. | Foto: Bauer
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Speyer. Speyer lädt zum Abendbummel. Zum zweiten Mal und wegen Corona unter leicht veränderten Vorzeichen. Kleine Gruppen von jeweils sechs "Bummlern" besuchen an diesem Abend fünf Geschäfte und nutzen die Gelegenheit, außerhalb der regulären Öffnungszeiten einen Blick hinter die Kulissen des Speyerer Einzelhandels zu werfen. Eine Entdeckungsreise, selbst für ausgewiesene Speyer-Kenner.

"Wir haben in Speyer einen guten Mix an attraktiven Angeboten und noch viele inhabergeführte Geschäfte - jetzt müssen wir nur dran arbeiten, dass das so bleibt." Für Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler ist eine attraktive Innenstadt ein Wettbewerbsvorteil. Attraktive Zentren und gute Arbeitsplätze mit ausreichender Bezahlung - wer das auch künftig wolle, der habe es als Kunde selbst in der Hand. Indem er beim regionalen Einzelhandel kauft und eben nicht online. "Die Speyerer Geschäfte tun alles dafür, dass der Einkauf auch mit Mund-Nasen-Schutz ein Vergnügen wird", sagt die OB.

Bei einem Tässchen "Johannas Herbstfrüchte" mischt und aromatisiert Mathias Münzenberger im Tee Contor vor den Augen seiner Gäste aus Apfel, Hibiskus, Hagebutte, Rosenblüten, Fenchel, Melisse, Gewürzen, gefriergetrockneten Himbeeren den leckeren Früchtetee und aromatisiert ihn am Ende. Wöchentlich mischt er all seine Tees nach größtenteils eigenen Rezepturen selbst. Im Regal lagern zum Beispiel der "Speyerer Zaubertrank", das "Pfälzer Sahne-Wölkchen", die "Speyerer Nächte" und die "Pfälzer Zimt-Zicken".

Eva Wöhlert, Marktmeisterin der Stadt Speyer, ist an diesem Abend unser "Guide" beim Zug durch die Geschäfte. Jetzt drängt sie zum Aufbruch. Der Zeitplan muss eingehalten werden; gleich kommt die nächste Gruppe. Wir gehen weiter zum  Kornmarkt:  Shaoyun Liang stellt ihre Manufaktur für frische Naturkosmetik vor. Liang hat in China drei Jahre lang die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) studiert, ist Heilpraktikerin und Kosmetikerin. Ihr Ansatz ist ein ganzheitlicher. Ihre Produkte sollen bei Nagelpilz, Neurodermitis und Psoriasis helfen. Sie vertreibt sie im eigenen Laden in der Maximilianstraße, liefert aber zum Beispiel auch nach Asien und Italien.

Die nächste Station wartet schon: Papier- und Buchrestauratorin Petra Brickmann stellt, unterstützt von ihrem Mann Frank, ihre Arbeit vor. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn ihre Werkstatt ist auch ansonsten donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr eine offene. Dann lässt sich die Buchbinder-Meisterin dabei über die Schulter schauen, wie sie alte Buchseiten vom Staub vieler Jahre befreit, gegen Schimmel- und Feuchtigkeitsschäden kämpft, alte Ledereinbände auf neue Holzdeckel zieht oder Leder einfärbt, um es an brüchig gewordenen Stellen unterzuarbeiten. 

"Der Kunde, der zu uns kommt, soll mit einem guten Gefühl wieder raus gehen." Das ist der Anspruch von Lukas Bonn. Der Inhaber von "Sakul" ist Einzelhändler in der dritten Generation und aus Leidenschaft, aber auch aus ganzem Herzen Speyerer. "Speyer ist eine wunderschöne Stadt mit sehr viel Potenzial", sagt Lukas Bonn. Für den Onlinehandel hat er wenig übrig; er möchte den direkten Kontakt zu seinen Kunden, sich mit ihnen unterhalten, ihre Gestik, ihre Mimik sehen. "Ich verschicke keine Pakete", sagt er stolz. Stattdessen setzt er auf regionale Produkte und nachhaltige Produktion. Und auf Service natürlich.

Es ist ein ganz normaler Einkauf: Nudeln, passierte Tomaten, Spülmittel, Pralinen. Am Ende liegen 500 Gramm Verpackungsmaterial im Korb von Sophie Etzkorn. Trauriger Spitzenreiter: Die 100 Gramm Schokoladentrüffel sind in doppelt Karton, Plastik und noch mehr Plastik eingehüllt. Gemeinsam mit Luise Sobetzko bietet Etzkorn im Unverpackt Kaufladen Alternativen, die mit viel weniger oder ganz ohne Verpackung auskommen. Mit Schraubgläsern, Baumwollbeuteln, Netzen oder auch der Tupperdose kommen die Kunden in den Unverpackt Kaufladen und können hier ihre Trockenvorräte aufstocken - ganz ohne Verpackungsmüll. Passierte Tomaten und Kokosöl gibt es im Pfandglas, Milch in der Pfandflasche. Reinigungsmittel, Essige, Öle und sogar Sojasauce können "gezapft" werden und es gibt sogar Klopapier, Salzbrezeln und "Schnäkes" unverpackt.

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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