30 Jahre Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft
Zu Ehren des Universalgelehrten

Eine Büste des Speyerer Universalgelehrten Johann Joachim Becker | Foto: Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft
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  • Eine Büste des Speyerer Universalgelehrten Johann Joachim Becker
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Speyer. 350 Jahre mussten verstreichen bis Johann Joachim Bechers Wunsch „eine ihrem Nächsten zudienende Gesellschaft zu gründen“ in seiner Geburtsstadt Speyer in Erfüllung ging. Am 11. März 1991 war es endlich soweit. Die „Gründungsväter“ Professor Dr. Carl Böhret, Oberbürgermeister Dr. Christian Roßkopf, Hermann Wagner und weitere 14 Gründungsmitglieder haben im Senatsraum der damaligen Hochschule für Verwaltungswissenschaften den Verein „Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft“ aus der Taufe gehoben.

Mit diesem Akt kehrte der verloren gegangene Sohn in seine Heimatstadt zurück, in der ihm die Gesellschaft in den Folgejahren mit dem Johann-Joachim-Becher-Haus sogar eine eigene Gedenkstätte auf dem Gelände des Judenhofes einrichtete. Johann Joachim Becher wurde als erster Sohn des lutherischen Stadtpfarrers Joachim Becher und seiner Ehefrau Anna Margareta im Jahre 1635 in Speyer geboren. Das Geburtshaus befand sich in der heutigen Großen Himmelsgasse. Bis 1650 besuchte er in Speyer das Retscher-Gymnasium. Ab 1652 studierte Becher Medizin, Chemie und Theologie an der Mainzer Universität. 1663 wird er am Studienort zum Professor der Medizin in Mainz ernannt und Leibarzt des Mainzer Kurfürsten.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Mannheim finden wir Becher ab 1664 in München, wo er am kurfürstlichen Hof die gleiche Stellung wie in Mainz bekleidet. Zeitweilig ist er sogar als Gesandter des bayerischen Kurfürsten am Wiener Hof tätig. 1670 wechselte er schließlich in den Dienst Kaiser Leopolds I. Zwischendurch ist er aber auch am Hof des Grafen von Hanau mit dem Auftrag betraut, in Südamerika die Kolonie Hanauisch-Indien zu gründen. Becher hält sich auch kurzfristig in Güstrow am Hof von Herzog Gustav Adolf auf, bevor er 1678 nach Holland übersiedelt. Von dort aus unternimmt er häufigere Reisen nach England, bis er sich 1679/80 schließlich in London niederlässt. Hier stirbt er im Oktober 1682.

Die hervorragenden Leistungen des Universalgelehrten, insbesondere auf den Wissenschaftsgebieten Merkantilismus, Medizin, Technik, Chemie und Logistik geben den Vereinszweck vor: Hauptziel ist es, den Dialog und den Wissenstransfer zwischen den zukunftsrelevanten Gruppen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu aktivieren und zu fördern.

In diesem Jahr blickt die Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft auf 30 Jahre gedeihliches Wirken zurück. Dank des guten Rufes der Gesellschaft weit über die Stadtgrenzen von Speyer hinaus, konnten für Vorträge neben fachlich versierten Mitgliedern immer wieder namhafte externe Referenten aus Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft, Politik und Verwaltung gewonnen werden. Die Aktivitäten, die Vorträge und Seminarniederschriften der Gesellschaft aus den zurückliegenden 30 Jahren sind in den JJBG-Dokumentationen "30 Jahre Schriftenreihe der Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft" und "30 Jahre Informationen für Mitglieder der JJBG" nachzulesen, die öffentlich zur Verfügung stehen. Bis dato sind insgesamt 35 Hefte der Schriftenreihe Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft veröffentlicht.

Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die Feier und Ausstellung zum zehnjährigen Bestehen in der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer im Jahre 2001 und die Veranstaltung zum 375. Geburtstag des Namensgebers am 6. Mai 2010 in der Heiliggeist-Kirche. Ebenso ist der Festakt im Jahre 2006 zur Namensgebung der Berufsbildenden Schule in Johann Joachim Becher-Schule hier einzureihen.

Am 27. Mai 1997 wurde der Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft eine Tochter geboren. Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft beschloss einstimmig die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung, ausgestattet mit Stiftungsvermögen von 100.000 Mark. Zweck der gemeinnützigen JJB-Stiftung ist die Unterstützung des Austausches von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, vor allem durch die Vermittlung von Rat und Wissen. Diese Aufgabe nimmt sie vor allem durch die Förderung von Arbeiten, Projekten und Veranstaltungen wahr, die dem Stiftungszweck dienen; insbesondere durch Auslobung und Vergabe des Johann-Joachim-Becher-Preises. Zum ersten Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Heinrich Reinermann gewählt. Aktuell übt Prof. Dr. Gunnar Schwarting diese Funktion aus.

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte dann im Jahre 2005, als nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen das Johann Joachim Becher-Haus im Judenhof eröffnet werden konnte. Dabei handelt es sich neben dem Feuerbachhaus, Purrmann-Museum sowie der Sophie la Roche Gedenkstätte um die vierte Erinnerungsstätte an bekannte Persönlichkeiten in Speyer.

Das Johann-Joachim-Becher-Haus erinnert jedoch nicht nur an einen faszinierenden Menschen, der 1635 in Speyer geboren wurde, hier aufwuchs, und als Vielfachgelehrter, kreativer Projektemacher und europäischer Fürstenberater bekannt wurde. Das Haus dient gleichzeitig als Treffpunkt für den Austausch von Wissen und Rat zwischen Mitgliedern und Gästen der Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft. Die Gesellschaft hat aktuell 115 Mitglieder, Vorsitzender ist Dr. Peter Zimmermann.

Eine Büste des Speyerer Universalgelehrten Johann Joachim Becker | Foto: Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft
Das Johann-Joachim-Becher-Haus im Speyerer Judenhof | Foto: Johann-Joachim-Becher-Gesellschaft
Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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