Französische Spuren in Speyer
Stein gewordenes Zeugnis der Aussöhnung

Ein Stein gewordenes Zeugnis für die Aussöhnung sollte die von deutschen und französischen Katholiken paritätisch finanzierte Kirche werden | Foto: Cornelia Bauer
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Speyer. Zu Beginn der fünfziger Jahre kam die Idee auf, in Speyer ein deutsch-französisches Gotteshaus zu errichten - als sichtbarer Ausdruck der verbesserten Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen. Ein Stein gewordenes Zeugnis für die Aussöhnung sollte die von deutschen und französischen Katholiken paritätisch finanzierte Kirche werden. Als Namensgeber fungierte der Heilige Bernhard von Clairvaux, der an Weihnachten 1146 im Speyerer Dom predigte und Staufer-König Konrad III. davon überzeugte, sich am zweiten Kreuzzug ins Heilige Land zu beteiligen. Der Heilige Bernhard war einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens.

Architekt der 1953/54 erbauten Friedenskirche war der Speyerer Ludwig Ihm | Foto: Cornelia Bauer
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Die Katholiken in den Bistümern Metz und Straßburg spendeten die Hälfte des Baupreises in Höhe von 300.000 D-Mark – und übergaben den Betrag in bar. Bei der Grundsteinlegung am 23. August 1953 waren der ehemalige französische Ministerpräsident und Außenminister Robert Schumann und der französische Haut Commissaire und spätere französische Botschafter André François-Poncet anwesend, ebenso Bundeskanzler Konrad Adenauer und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier.

Erinnerungen an das "französische Speyer"

Über die Friedenskirche St. Bernhard sagte Robert Schuman damals, man baue diese Kirche als Brüder. In dem Gotteshaus, das in seiner einfach wirkenden Form dem Stil der Zisterzienserklöster gleicht, sind Sandsteine aus der alten Landauer Festung verbaut. Geweiht wurde die Kirche am 26. September 1954 von Kardinal Joseph Wendel unter Anwesenheit weiterer französischer und deutscher Bischöfe als Friedenskirche.

In der Kirche, die in ihrer einfach wirkenden Form dem Stil der Zisterzienserklöster gleicht, sind Sandsteine aus der alten Landauer Festung verbaut | Foto: Cornelia Bauer
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Die Bernhardskirche stand auf dem Alten Friedhof, der bereits 1881 aufgegeben worden war. 1958 wurde das Gelände zum Park umgestaltet. Seit 1967 heißt er in Gedenken an den ersten Bundeskanzler Adenauerpark. Die Kirche hat, was in Deutschland ungewöhnlich ist, einen frei stehenden Glockenturm. St. Bernhard dient als Friedhofskirche für die Mitglieder des Speyerer Domkapitels, die im Schatten der Bernhardskirche ihre letzte Ruhestätte finden.

Der Cimetière Français

Die Krypta unter dem Chorraum ist ein spirituelles Zentrum der von französischen Katholiken noch vor Ende der im Zweiten Weltkrieg gegründeten auf Frieden und Versöhnung mit Deutschland zielenden Friedensbewegung Pax Christi. Bis 1982 war St. Bernhard Pfarrkirche einer gleichnamigen Pfarrei. Als der letzte Pfarrer, Roland Muy, der die Pfarrei viele Jahre lang geleitet hatte, aus persönlichen Gründen aus dem Kirchendienst ausschied, wurde die Pfarrei aufgelöst. Die Gläubigen wurden, je nach dem wo sie wohnten, auf die umliegenden Pfarreien (vor allem die Dompfarrei) verteilt. Die Kirche gehörte dann zur Dompfarrei und wurde regelmäßig für die Hauptgottesdienste der Dompfarrei benutzt.

Seit der Zusammenfassung der fünf Pfarreien von Speyer im Januar 2016 zur Pfarrei Pax Christi gehören die Friedenskirche und die ehemaligen Pfarreimitglieder zu dieser. Die Namen und Wappen von 42 Ländern, in denen sich bis 1944 Menschen in Sektionen der Pax-Christi-Bewegung angeschlossen hatten, sind in Strichzeichnungen auf den beiden Mittelsäulen der Krypta von St. Bernhard zu sehen. Die Wandreliefs sind ebenso wie die 14 Kreuzwegstationen in der Kirche die ersten religiösen Kunstwerke des Speyerer Malers Günther Zeuner.

Ungewöhnlich für Deutschland: der frei stehende Glockenturm | Foto: Cornelia Bauer
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In kleinen Wandnischen symbolisieren Steine aus anderen Erdteilen die Sehnsucht nach einem friedlichen Zusammenleben der Völkergemeinschaft. In St. Bernhard wird auch Erde von Schlachtfeldern der beiden Weltkriege aufbewahrt - als Mahnung und Gedenken an die Opfer.

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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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