Weiberbratenvereinigung Berghausen
Dankesgabe dieses Mal ohne Fest

Gruppenfotos von Weiberbratenfesttagen ab 1901 mit bis zu 300 Frauen verdeutlichten die Bedeutung des Festes | Foto: privat
  • Gruppenfotos von Weiberbratenfesttagen ab 1901 mit bis zu 300 Frauen verdeutlichten die Bedeutung des Festes
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Speyer | Berghausen. Am Samstag überreicht Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler um 11 Uhr eine Spende der Bürgerhospitalstiftung in Höhe von 350 Euro an die Weiberbratenvereinigung Berghausen. Die Dankesgabe für die Mithilfe der Berghäuser Frauen bei der Bekämpfung des Brandes eines stiftungseigenen Anwesens im Jahr 1706 wird alle fünf Jahre überreicht - und geht normalerweise mit einem Ovationszug durch Berghausen und einem Fest einher. Dieses Mal muss es Corona-bedingt bei einem kleinen Empfang im Zehnthaus bleiben.

Ein Empfang, zu dem zum Leidwesen der Vorsitzenden Ingrid Simon nicht alle kommen können, die es verdient hätten, dabei zu sein. "Wir mussten uns darauf beschränken, die Frauen einzuladen, die bei unseren Aktionen noch aktiv dabei sind, sonst wäre die erlaubte Personenzahl überschritten worden", bedauert Ingrid Simon.  Sie hofft auf trockenes Wetter, denn der Musikverein soll dem Empfang einen festlichen Anstrich verleihen, darf aber nur draußen spielen. Ins Zehnthaus darf am Samstag nur, wer eingeladen wurde, sich angemeldet hat und nachweist, dass er getestet, geimpft oder genesen ist.

Die monetäre Zuwendung übergibt die Stadt Speyer anstelle des früher üblichen "Weiberbratens": 14 Pfund Kalb-, 14 Pfund Ochsen- und 14 Pfund Schweinefleisch sind in der Gutleuthaus-Allmosenrechnung anno 1716 aufgeführt, dazu gab's einen "Trunck" Wein. Gesamtwert zirka fünf Gulden. Im Januar 1706 brannte das Speyerer Gutleuthaus, ein Haus für Alte und Kranke. Die Überlieferung besagt, dass 59 beherzte Berghäuser Milchfrauen den Brand mit der Milch, die sie in Speyer verkaufen wollten, gelöscht haben, da das Wasser in den Brunnen gefroren war. Die alten und kranken Bewohner wurden dadurch gerettet. Seitdem ist die zunächst jährliche und später alle fünf Jahre gewährte Belohnung verbrieft.

In den französischen Revolutionsjahren war das Legat ausgeblieben. Die Frauen schrieben an das königliche Landkommissariat, damit die Regierung das Bürgerhospital "zur Entrichtung der Gratification veranlassen solle“. 1799 ordnete die französische Verwaltung an, das Legat solle in Geld von der Bürgerhospital-Stiftung ausbezahlt werden. Seit 1949 wird der jeweilige Oberbürgermeister von Speyer zum Fest eingeladen, wobei das Geld mit der Bemerkung "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“ übergeben wird. Allerdings, so Ingrid Simon, fordert die Weiberbratenvereinigung die Dankesgabe aus der Vergangenheit heute nicht mehr aktiv ein, nützt sie aber gerne, um die Frauen für ihr Engagement in der Gegenwart zu belohnen.

Viele Dichter haben die Frauen von Berghausen in ihren Werken verewigt, darunter Christian Heinrich Gilardone und Martin Greif. Der Künstler Arnold Wühl gestaltete für den Berghäuser Ortsmittelpunkt einen Brunnen, der die Tat der Berghäuser Frauen darstellt und der im Jahr 1993 eingeweiht wurde. Außerdem gibt es seit 2007 einen Gedenkstein auf Speyerer Gemarkung, der an die gute Tat erinnert. Heute ist die Weiberbratenvereinigung ein Berghäuser Frauenverein, der sich sozial engagiert und das Brauchtum pflegt. Den knapp 200 Frauen geht es darum, sich für Menschen, die in Not geraten oder bedürftig sind, einzusetzen. Mitglied können nur Frauen werden, die in Berghausen geboren wurden oder nach Berghausen eingeheiratet haben - dann allerdings auf Lebenszeit. Werden die Frauen 90, sind sie nicht nur automatisch Ehrenmitglieder, sie sparen auch die fünf Euro Mitgliedsgebühr pro Jahr.

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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