Pirmasens: Künstler Thomas Rebischung verwandelt Neuffer-Villa in riesiges Kunstwerk
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Eine Villa im Pirmasenser Neufferpark wird zur riesigen Leinwand: Ein international bekannter Künstler verwandelt die bröckelnde Fassade in ein außergewöhnliches Kunstwerk.
Von Norbert Scharf
Pirmasens. Einen besonderen Akzent setzt im Rahmen des Kultursommers 2025 derzeit der Lothringer Künstler Thomas Rebischung, der seit vielen Jahren als Musiker, Urban-Art-Künstler und Mitglied der renommierten Straßentheatertruppe Luc Amoros bekannt ist. Seit Anfang September arbeitete er an einer monumentalen Großcollage, die nahezu die gesamte Fassade der Villa einbezieht.
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„Jungbrunnen“ verwandelt die Neuffer-Villa
Mit Motiven, die an die Zeichnungen und Naturstudien des deutschen Biologen Ernst Haeckel erinnern, verwandelte Rebischung die bröckelnden Mauern und Fensterflächen in ein großflächiges Urban-Art-Werk. Das Projekt trägt den Titel „Jungbrunnen“ und versteht sich als künstlerisches Sinnbild dafür, wie Altes durch neue Kunstformen zu neuem Leben erweckt werden kann. Bevor die endgültige Fassadensanierung beginnt, erhielt der Künstler die Möglichkeit, das Gebäude für einige Wochen als riesige Leinwand zu nutzen. Seine Collage ist noch den gesamten September über im Neufferpark zu sehen, ehe sie – abhängig von der Witterung – langsam wieder abblättern wird.
Geschichte trifft Gegenwart
So entsteht in und um die Neuffer-Villa ein spannendes Zusammenspiel von Geschichte und Gegenwart: Ein Baudenkmal der 1930er Jahre wird zu neuem Leben erweckt, indem es zugleich als Kulturdenkmal bewahrt und als offene Plattform für zeitgenössische Kunst genutzt wird. Die Großcollage von Thomas Rebischung zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich die Verbindung von Architektur, Geschichte und Urban-Art zu einem inspirierenden kulturellen Jungbrunnen entwickeln kann.
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Kunstverein bringt neues Leben ins Baudenkmal
Seit 2023 engagiert sich der Kunstverein „Kunst & Kultur Pirmasens“ für die Rettung und Wiederbelebung dieses architektonischen Kleinods. Möglich wurde dies durch einen langfristigen Mietvertrag mit der Stadt, der dem Verein das Gebäude überlässt, während er die Betriebskosten trägt und Eigenleistungen einbringt. Mit Unterstützung von Stiftungen und der Kommune konnte die dringend notwendige Sanierung begonnen werden: Zunächst wurde das Dach instand gesetzt, anschließend begann die Entkernung des Inneren, bei der nicht nur Schimmel beseitigt, sondern auch historische Details wie alte Tapeten und ein Kronleuchter aus den 1920er Jahren wiederentdeckt wurden. Die Vision des Vereins ist es, die Villa künftig als lebendigen Kulturort zu nutzen, mit Ausstellungsräumen, Ateliers, Werkstätten und sogar temporären Wohnmöglichkeiten für Künstler. Auch Projekte im Neufferpark selbst, etwa Land-Art, sind geplant.
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Seltene Villa der Zwischenkriegszeit
Die Neuffer-Villa im Pirmasenser Neufferpark, auch als Gartenvilla oder Teehaus bekannt, wurde 1929/30 im Stil der Neuen Sachlichkeit für Professor Emil Neuffer errichtet, der in der Stadt eine große Schuhfabrik betrieb. Das Gebäude gilt heute als seltenes Beispiel einer Fabrikantenvilla der Zwischenkriegszeit im Südwesten Deutschlands. Mit seinen klaren Linien, den großen Fensterflächen, dem flachen Walmdach und den umlaufenden Balkonen verbindet es moderne Bauweise mit traditionellen Formen. Nach dem Niedergang der Schuhfabrik und dem Konkurs der Familie Neuffer übernahm die Stadt die Villa. Eine Zeit lang diente sie als Gartencafé, später verfiel das Haus jedoch zusehends, bis Dach, Balkone und Bausubstanz stark beschädigt waren.
Autor:Norbert Scharf aus Pirmasens |
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