TuS Koblenz – FK Pirmasens: Stahl über Kadergrenzen, Aufstiegsdruck und das Duell mit Paulus
- TuS-Trainer Michael Stahl (Mitte) schwört seine Mannschaft ein: Vor dem Spitzenspiel gegen den FK Pirmasens setzt er auf Mentalität und Teamgeist.
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Schmaler Kader, großes Ziel – warum TuS-Trainer Michael Stahl trotz Limitierungen an die Chance gegen den FK Pirmasens glaubt.
Von Erik Stegner
Koblenz. Vor dem Oberliga-Spitzenspiel am Sonntag, 24. November, um 14 Uhr, gegen den FK Pirmasens spricht TuS-Trainer Michael Stahl offen über die Chancen seiner Mannschaft, die Grenzen des schmalen Kaders und das besondere Duell mit seinem Kollegen Daniel Paulus. Trotz begrenzter Mittel setzt er auf Mentalität, mutigen Fußball und die Unterstützung der Fans. „Daniel Paulus und ich sind zwei positiv Verrückte, die Fußball leben“, sagt Stahl im Interview mit dem Pirmasenser Wochenblatt.
Hallo Herr Stahl, wie groß ist der Druck vor dem Spitzenspiel gegen Pirmasens?
Michael Stahl: Von außen verspüren wir keinen Druck, weder vom Verein noch von den Fans. Der einzige Druck kommt von uns selbst, weil wir etwas erreichen wollen und oben mitspielen möchten. Aber klar: Verlieren wir gegen Pirmasens, sind wir ein gutes Stück weg. Dazu muss man wissen: Wir sind mit nur 17 Feldspielern in die Saison gestartet und mussten unseren Kader im Sommer aus wirtschaftlichen Gründen nochmals verkleinern. Vom Budget her sind wir Oberliga-Mittelmaß, werden aber aufgrund unserer Historie völlig anders wahrgenommen. Niemand – außer unserm Nachbarn RW Koblenz – hatte uns als Titelfavorit auf dem Zettel. Auch wenn unser Vereinsname groß klingt, entsprechen die Möglichkeiten nicht dem, was manche erwarten.
- Michael Stahl gibt an der Seitenlinie klare Anweisungen: Gegen den FK Pirmasens will TuS Koblenz mutig auftreten.
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Kleiner Kader, große Erwartungen
Was muss Ihre Mannschaft besser machen als zuletzt, um wieder oben angreifen zu können?
Michael Stahl: Die Niederlagen gegen RW Koblenz und Cosmos Koblenz ärgern uns natürlich, vor allem weil wir dadurch unsere gute Ausgangsposition eingebüßt haben. Es lag aber nicht an der Leistung – die war insgesamt in Ordnung –, sondern an der fehlenden Effizienz im Angriff. In beiden Spielen hatten wir genügend Chancen, da war mehr möglich. Mit 17 Spielern – darunter sechs aus dem Nachwuchs – kann man keine 34 Spiele auf konstant hohem Niveau bestreiten. Dazu kommen noch die zwei Ausfälle der Leistungsträger Tomoya Kurogi und Leon Waldminghaus. Kurogis Wegfall wiegt schwer, denn dadurch muss Masahiro Fujiwara als Verteidiger aushelfen und fehlt uns im Offensivspiel.
Spitzenspiel in Koblenz: TuS fordert den FK Pirmasens heraus
Was zeichnet den FK Pirmasens in dieser Saison besonders aus?
Michael Stahl: Pirmasens setzt seine starke Entwicklung aus der vergangenen Saison konsequent fort. Vor allem offensiv sind sie nur schwer zu greifen – ihre Torausbeute verteilt sich auf mehrere gefährliche Spieler wie Marc Ehrhart, Luka Dimitijevic, Dennis Krob und Nico Wiltz. Gleichzeitig steht die Abwehr sehr stabil und kompakt, und der Altersdurchschnitt der Mannschaft ist sehr ausgewogen. Der große Unterschied zu uns liegt in der Kaderbreite: Mit unserer ersten Elf sind wir auf Augenhöhe, das haben wir in der Vorrunde auch gezeigt. Der FKP kann Ausfälle jedoch deutlich besser kompensieren, auch wenn sie die letzten beiden Spiele unentschieden gespielt haben.
Pirmasens sehr stark – aber Koblenz traut sich was zu
Ist das Spiel am Sonntag für Sie bereits ein kleines Endspiel im Aufstiegskampf?
Michael Stahl: Wir wollen grundsätzlich jedes Spiel gewinnen und vorne mitspielen. Wenn wir gegen Pirmasens etwas holen und anschließend auch beim FCK II punkten, bleibt im Aufstiegsrennen alles offen – das ist unser Ziel. Nachdem vor zwei Jahren unser Hauptsponsor weggebrochen ist, hat sich die wirtschaftliche Lage unseres Vereins in den vergangenen Monaten verbessert, sodass im Winter unter Umständen eine Verstärkung des Kaders möglich wäre – vorausgesetzt, es besteht eine realistische Chance auf den Aufstieg und der Spieler passt sowohl finanziell als auch charakterlich. Allerdings ist es im Winter deutlich schwieriger, geeignete Spieler zu finden als im Sommer, wenn Verträge auslaufen.
- Starke Fanbasis: In Koblenz wird Fußball leidenschaftlich gelebt – auch gegen den FK Pirmasens zählt TuS auf die Unterstützung der Hartgesottenen.
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Emotionen, Tradition – und ein Blick in die Zukunft
Welche Bedeutung hat das Spiel für Sie persönlich – auch im Hinblick auf die Spielidee und das Duell mit Trainerkollege Daniel Paulus?
Michael Stahl: Wir freuen uns sehr auf die Partie. Unser Ziel ist es, über 90 Minuten hoch zu pressen. Wir mögen es, wenn Mannschaften wie Pirmasens oder der FCK II mitspielen – solche Spiele liegen uns. Wir haben in Koblenz eine große Fanbasis, und der wollen wir gerecht werden. Ich kenne und schätze den Pirmasenser Trainer Daniel Paulus schon lange. Er war damals Trainer bei Eintracht Trier, ich Kapitän in Koblenz – wir haben einige Schlachten gegeneinander geschlagen. Ich bin überzeugt, dass wir ähnlich ticken: zwei positiv Verrückte, die Fußball leben. Wir verstehen uns sehr gut und haben vor und nach unseren Spielen immer Kontakt.
Warum ein Zusammenschluss in Koblenz derzeit nicht realistisch ist
Aus Sicht vieler Außenstehender würde eine Bündelung der Kräfte der drei Koblenzer Oberligavereine sportlich Sinn ergeben. Warum ist ein Zusammenschluss aber offenbar kein realistischer Weg?
Michael Stahl: Auf den ersten Blick erscheint das tatsächlich logisch. Auf den zweiten Blick ist dieses Thema aus vielfältigen Gründen aktuell weit weg. Wer das Verhältnis zwischen dem Hauptsponsor und Präsidenten von Cosmos Koblenz, Remo Rashica, kennt, braucht dazu keine weitere Erklärung. Mit RW Koblenz wäre eine Zusammenarbeit vielleicht eher denkbar, dort soll es auch schon Gespräche gegeben haben. Aber jeder Verein hat seine eigene Identität – und die möchte man verständlicherweise bewahren. Eine reine Spielgemeinschaft reicht dafür nicht aus. Gerade für einen Traditionsclub wie die TuS Koblenz sind die Identität und die Tradition ein unglaublich wichtiger Aspekt. Rein finanziell betrachtet würde die Bündelung der Etats allerdings vermutlich für ein starkes Regionalligateam ausreichen.
Fanunterstützung als Faktor im Spitzenspiel
In Koblenz ist die Fanbasis traditionell groß – mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie im Spitzenspiel?
Michael Stahl: Nach der aktuellen Wetterlage mit kälteren Temperaturen, gerade in unserem Stadion, rechne ich mit etwa 1.200 bis 1.500 Zuschauern. Vor zwei Wochen wären vermutlich noch bis zu 2.000 möglich gewesen. Die Hartgesottenen werden aber auf jeden Fall kommen und uns sicher unterstützen.
Autor:Erik Stegner aus Landstuhl |
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