Landstuhl: Warum die Trinkwasserwarnung nicht über Warn-Apps verbreitet wurde
- Ein Glas unter dem Wasserhahn: Nach der Verunreinigung im Landstuhler Trinkwassernetz haben die Behörden Entwarnung gegeben – viele Fragen zur Informationskette bleiben jedoch offen.
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Nach und während der Trinkwasserwarnung meldeten sich viele Bürger zu Wort. Die Behörden erklären nun, wie sie die Lage bewertet haben und warum bestimmte Warnwege nicht genutzt wurden.
Von Erik Stegner
Landstuhl. Nach der Trinkwasser-Verunreinigung im Südwesten der Kernstadt von Landstuhl hat es viel Kritik an der Informationspolitik der zuständigen Behörden gegeben. Während das Abkochgebot inzwischen aufgehoben wurde, erläutern Gesundheitsamt und Verbandsgemeindewerke auf Anfrage des Wochenblatts nun, warum die Warnung nur über Social Media verbreitet wurde, wie hoch das tatsächliche Risiko eingeschätzt wurde und wie empfindliche Einrichtungen informiert wurden. Insgesamt waren rund 550 Haushalte betroffen.
Wie es zur Verunreinigung kam
Eine Routineprobe vom 5. November hatte eine leichte Überschreitung der Grenzwerte ergeben. Nach Angaben der Verbandsgemeindewerke handelte es sich um coliforme Keime, die grundsätzlich Durchfallerkrankungen verursachen können. Die Warnung wurde am 6. November veröffentlicht. Laut Gesundheitsamt bestand jedoch keine akute Gesundheitsgefahr; das Abkochgebot sei als reine Vorsichtsmaßnahme ausgesprochen worden.
Warum keine Warn-App oder Lautsprecherdurchsage erfolgte
Viele Bürger fragten, warum Systeme wie NINA, Katwarn, Cell Broadcast oder Feuerwehrdurchsagen nicht genutzt wurden. Die Behörden erklären, dass kein Katastrophenfall vorlag und deshalb keine Aktivierung der amtlichen Warnkanäle erfolgte. Man habe sich für Social Media und die Webseiten der Verbandsgemeinde entschieden, da dies „der schnellste Informationsweg“ sei. Zusätzlich wurde die Bevölkerung gebeten, Nachbarn und Mitbewohner zu informieren.
- Warnsysteme wie NINA, Katwarn oder Cell Broadcast kamen nicht zum Einsatz. Die Behörden verweisen darauf, dass kein Katastrophenfall vorlag und die Trinkwasserwarnung als Vorsichtsmaßnahme eingestuft wurde.
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Wie gefährdete Einrichtungen informiert wurden
Einrichtungen mit besonderem Schutzbedarf – etwa Altenheime, Pflegeeinrichtungen und medizinische Dienste – wurden nach Angaben der Verbandsgemeindewerke unverzüglich telefonisch informiert. Eine direkte Kommunikation sei in diesen Fällen zwingend notwendig gewesen, um Risiken auszuschließen.
Wie das Gesundheitsamt das Risiko einschätzt
Das Gesundheitsamt bewertet die Lage rückblickend als geringes Risiko. Nur in Einzelfällen könnten coliforme Keime Beschwerden auslösen. Daher sah man keinen Grund für weitreichendere Warnmaßnahmen über Katastrophenschutzsysteme.
Ursachenforschung läuft weiter
Obwohl die Kontrollprobe inzwischen keine Belastung mehr zeigte und das Abkochgebot aufgehoben wurde, bleibt die Ursache der Verunreinigung unklar. Die Verbandsgemeindewerke ermitteln intern weiter und wollen das Netz in den kommenden Tagen engmaschig überwachen, um mögliche Rückfälle auszuschließen.
Was Anwohner jetzt beachten sollten
Nach der Aufhebung eines Abkochgebots empfehlen Fachstellen, die Hausleitungen kurz durchlaufen zu lassen, um stagnierendes Wasser in den Rohren auszutauschen. So wird sichergestellt, dass ausschließlich frisch durchgespültes Wasser aus dem Leitungsnetz genutzt wird.
Angemerkt von Wochenblatt-Redakteur Erik Stegner
Die schnelle technische Reaktion der Verbandsgemeindewerke – Spülung des Netzes, Entnahme weiterer Proben, enge Abstimmung mit dem Gesundheitsamt – hat offensichtlich Wirkung gezeigt. Dennoch bleibt die Kritik an der Kommunikationsstrategie nachvollziehbar. Zwar bestand laut Behörden keine akute Gesundheitsgefahr, doch betrifft eine Trinkwasserverunreinigung einen sensiblen Bereich der Daseinsvorsorge. Viele Bürger hätten sich daher eine breiter angelegte Information gewünscht, etwa über Warn-Apps oder klassische Durchsagen, um sicherzustellen, dass wirklich alle Haushalte erreicht werden.
Positiv hervorzuheben ist, dass besonders schutzbedürftige Einrichtungen direkt informiert wurden und die Behörden transparent bestätigen, dass weitere Untersuchungen zur Ursachenklärung laufen. Gleichzeitig zeigt der Vorfall, wie wichtig klare Kommunikationswege in Ausnahmesituationen sind – selbst dann, wenn die Lage aus behördlicher Sicht nicht kritisch ist.
Autor:Erik Stegner aus Landstuhl |
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