Mehrere Studien zu Aerosolbelastungen und Infektionsrisiken ausgewertet
„Expertenkreis Aerosole“ legt zweiten Bericht vor

Auf die richtige Lüftung kommt es an | Foto: Symbolbild Mikes-Photography/pixabay.com
  • Auf die richtige Lüftung kommt es an
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Wissenschaft. Der „Expertenkreis Aerosole“ der Landesregierung, mit natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschern der baden-württembergischen Universitäten, hat seinen zweiten Bericht vorgelegt. Dabei geht’s um Aerosole in Fahrzeugen, Belüftungskonzepte in Kultureinrichtungen und Virusmutationen. Im Hinblick auf schrittweise Öffnungsmöglichkeiten im Kulturbereich hat der elfköpfige Expertenkreis, unter anderem mit Professor Achim Dittler, dem Leiter des Instituts für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der die Landesregierung berät, verschiedene Belüftungsprojekte ausgewertet und Empfehlungen formuliert.

Aerosolbelastungen und Infektionsrisiken in Fahrzeugen
Der Expertenkreis hat auch mehrere Studien zu Aerosolbelastungen und Infektionsrisiken in Fahrzeugen ausgewertet und Empfehlungen gegeben zu unterschiedlichen Fahrzeugtypen des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs, ob Bus, Straßenbahn, U- bzw. S-Bahn oder Zug, sowie Fahrzeugen privater Fahrgemeinschaften.
Das Infektionsrisiko kann durch Abstand wo möglich wie im ÖPNV, die Minimierung der Anzahl (haushaltsfremder) Personen im gleichen Raum, eine geringe Aufenthaltsdauer sowie durch Händewaschen (sofern möglich, etwa in Zügen) oder alternativ Handdesinfektion, das richtige Tragen einer möglichst wirksamen Maske sowie durch eine Erhöhung der Luftwechselrate gesenkt werden. Darüber hinaus zeigen Studien, dass die Menge an gebildeten Aerosolen, die potentiell virenhaltig sein kann, vom Verhalten der Fahrgäste abhängt (lautes Sprechen erhöht die Exposition signifikant im Vergleich zu bloßem Atmen und sollte daher möglichst vermieden werden).

ÖPNV: Umluft minimieren, Außenluft rein
Wenn die Anzahl an Personen und deren Abstand sowie das Tragen wirkungsvoller Masken vorgeschrieben sind, hängt das Infektionsrisiko maßgeblich von Luftwechselrate und auch der Strömungsführung ab. Während sich in Pkws diese Luftwechselrate durch Belüftungssystem und Fensterlüftung beeinflussen lässt, steht in vielen Fahrzeugen des ÖPNV allein das Belüftungssystem zur Steuerung zur Verfügung, da sich meist die Fenster, im Gegensatz zu früher, nicht mehr öffnen lassen. Der Expertenkreis empfiehlt daher als erste und einfach umzusetzende Maßnahme, den Umluftanteil in Fahrzeugen zu minimieren. Das bedeutet, dass dem Fahrzeuginnenraum maximal Außenluft zugeführt wird. Das senk die Konzentration potenziell virenbeladener Aerosolpartikeln wirkungsvoll.

Autos und private Fahrgemeinschaften: Diagonal lüften
Da die Luftwechselrate in Autos mit oder ohne Klimaanlage durch das geringe Volumen der Fahrgastzelle sehr klein ist und sich über die Klimaanlage allein kein effektiver Luftaustausch erzielen lässt, empfehlen die Experten eine effektive Fensterlüftung. Wirkungsvoll ist diese, wenn die Fahrtgeschwindigkeit mindestens 30 Kilometer pro Stunde beträgt und idealerweise alle Fenster geöffnet werden. Ein gutes Ergebnis kann auch erzielt werden, wenn diagonal gelüftet wird: also zum Beispiel vorne rechts und hinten links. Die Umluftschaltung sollte deaktiviert sein! Alle Passagiere sollten möglichst wirkungsvolle Masken korrekt tragen und für einen maximalen Luftwechsel während der gemeinsamen Fahrt sorgen.

Zuschauerräume in Kultureinrichtungen
Zur Frage von Mindestabständen und Lüftungskonzepten in Innenräumen von Kultureinrichtungen haben die Experten mehrere wissenschaftliche Untersuchungen im Zuschauerraum von Spielstätten ausgewertet. Die wissenschaftlichen Untersuchungen wurden allesamt in Sälen durchgeführt, die eine Luftzufuhr in den Sitzreihen haben und entsprechend nach dem „Quelllüftungsprinzip“ funktionieren. Dies ist üblich in großen Häusern, bei Nebenbühnen oder kleinen Spielstätten sind solche raumlufttechnischen Vorrichtungen nicht notwendigerweise vorhanden.

Die Sitzabstände zwischen Zuschauern und der Sitzplatzanordnung liegen in den untersuchten Innenräumen mehrheitlich bei einem Meter zwischen den Zuschauern (jeder zweite Platz). Da der Lüftungseinfluss in den ausgewerteten Studien nur teilweise berücksichtigt wurde, folgt der Expertenkreis den in den Studien vorgeschlagenen Mindestabständen der Sitzplätze nicht generell: Sofern eine Lüftung von unten gewährleistet ist und die Aerosolströme der Personen im Zuschauerraum nach oben abgeleitet werden, kann sich der Mindestabstand auch verringern. Entscheidend ist also die Lüftungsanlage. Deshalb regt der Expertenkreis an, die Erkenntnisse aus den bisher bekannten Studien bezüglich ihrer Übertragbarkeit auf andere Räumlichkeiten in weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Hierbei sollen zusätzlich raumlufttechnische Kriterien, vor allem die Art der Luftausbringung in den Saal, der Einfluss der Zuschauerzahl und damit der Wärmelasten auf mögliche Auftriebsströmungen sowie die Lüftungseffektivität Eingang in die Bewertung finden. Für den Fall einer Öffnung hebt der Expertenkreis in seiner Stellungnahme mehrere Maßnahmen besonders hervor, darunter auch das durchgängige Tragen einer FFP2-Maske. Zudem sollten die Säle nach dem Prinzip der Quelllüftung betrieben werden. Der Betrieb von raumlufttechnischen Anlagen sollte durchgängig mit Außenluftzufuhr erfolgen.

Infos zu #CovidScienceBW - und mehr zum Thema: mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/forschungslandschaft/covidsciencebw/

Autor:

Jo Wagner

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