Markus Lüpertz ist auch rund um den 80. Geburtstag schöpferisch unterwegs
Blick auf die Werke für den Karlsruher Tunnel

Markus Lüpertz mit voller Konzentration beim Relieffieren. Im feuchten Zustand haben die Bilder 2,2 mal 4,4 Meter Größe. Deshalb arbeitet er neben und auf dem Bild. Enorme Mengen an Ton müssen dabei weggenommen und wieder aufmodelliert werden.  | Foto: Fabry
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  • Markus Lüpertz mit voller Konzentration beim Relieffieren. Im feuchten Zustand haben die Bilder 2,2 mal 4,4 Meter Größe. Deshalb arbeitet er neben und auf dem Bild. Enorme Mengen an Ton müssen dabei weggenommen und wieder aufmodelliert werden.
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Karlsruhe. Wer meint, alle Kunst steht in Corona-Zeiten still, irrt. Markus Lüpertz ist dabei, in seinem 80. Lebensjahr, eines seiner wohl größten Kunstpro­jekte im wahrsten Sinne auf die Schiene zu setzen. Das monumentale Gesamtwerk von Lüpertz für die neue Karlsruher U-Strab, eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Helle mit 14 je zwei mal vier Metern großen keramischen Kunstwerken, "nimmt immer mehr Ge­stalt an", erläutert Anton Goll, Vorstand des Vereins "Karlsruhe Kunst erfahren": "Die U-Bahn in Karlsruhe wird damit zu einer spektakulären Kunstgalerie."

Eines seiner Kunstwerke ist seit Herbst 2019 in einer Haltestelle installiert. Von den restli­chen 13 Werken hat Lüpertz bis zu seinem 80. Geburtstag am 25. April zehn Bilder modelliert, selbst reliefiert und gestaltet. Am Sonntag ist jetzt erst einmal Ruhetag - und eben Geburtstag. Unmittelbar danach geht es weiter - "und ohne Unterbrechung wird der Meister die noch fehlenden drei Kunstwerke fertigen", so Goll. Im eigens für ihn, von der "Zeller Keramik-Manufaktur" geschaffenen "Schwarzwald-Atelier", fühlt sich Lüpertz sichtlich wohl. "Er schätzt dabei das um ei­nen Baukeramikspezialisten ergänzte Team von Inhaber Ralf Müller", erläutert Goll.

Blick auf die Produktion
Alle Bilder bestehen aus je zehn Platten, jede bis zu 140 kg schwer. Die insgesamt 130 Plat­ten werden jeweils auf Paletten in einem speziellen Hochregallager drei bis vier Monate ge­lagert und ständig überprüft und bearbeitet, um einen gleichmäßigen Trocknungsprozess von innen nach außen zu gewährleisten. Die Werke werden zweimal gebrannt. Nach dem Modellieren erfolgt für jedes Werk der so­ genannte "Schrühbrand". Die Bemalung auf einer speziellen riesigen Doppel-Staffelei durch Lüpertz mit speziell ausgewählten und entwickelten Glasuren ist dann der nächste Schritt. Zum Schluss geht es wieder in den Ofen zum Glatt- oder Glasurbrand, bei fast dop­pelt so hoher Temperatur.

In den nächsten Monaten steht das lange Brennen pro Bild an und das Malen mit farbigen Glasuren. Bis November sollen möglichst alle Kunstwerke fertiggestellt sein. Danach werden diese im Schwarzwald abgeholt und in die Haltestellen eingebaut und abgedeckt. Die Span­nung wird bis zur Präsentation durch ein geplantes Pre-Opening somit erhalten. "Bei der offiziellen Eröffnung der U-Bahn dürfen alle Fahrgäste in der Tat dann Kunst erfahren", freut sich Goll: "Sich zudem an den ausdrucksstarken Werken und dem wunderbaren Kontrast zwischen dem archai­schen Material Keramik und den bewusst einfarbigen strahlenden Wänden der Haltestellen erfreuen."

Interpretation der Werke
Lüpertz bekam großmöglichste künstlerische Freiheit, um sich und sein Werk zu ent­falten (das "Wochenblatt" berichtete mehrfach): Wie von selbst stand am Anfang das Wort "Genesis", also die Schöpfungsgeschichte der Welt. "Für mich die Möglichkeit, Neuland zu betreten und in Abstraktionen vom Dunklen ins Helle zu überführen", so Lüpertz: "Und das mit Metaphern von Hölle und Himmel zu feiern und zu be­singen." Seine Skizzen zu den verschiedenen keramischen Werken zeigen Anspielungen und Anekdoten, die interpretierbar sind und eben auch missverständlich aufgenommen werden können. "Zunächst aber ist die U-Bahn eine Röhre - bereit für die Fahrt durch die Unterwelt. Sie fahren ins Dunkel und befreien sich zurück ins Licht. Diese Reise können Sie mit unterschiedlicher Vielfalt interpretieren", so Lüpertz: "Für eine Begegnung verbleiben Ihnen indessen nur sieben Stationen, dann entlässt Sie der Tunnel in den Tag, ins Licht."

Der gemeinnützige Verein um Initiator und Promotor Anton Goll hat sich seit Jahren engagiert für das Projekt eingesetzt - und so die Grundlage für ein völlig privat finanziertes öffentliches Ge­samtkunstwerk geschaffen. Über 800.000 Euro an Sponsoren- und Spendenbeiträgen bisher ein­geworben werden. "Das Projekt wird Vorbildfunktion in der nationalen und internationalen Kunst­szene bekommen und die Aufmerksamkeit für die regionale Kunstszene steigern", ist Goll sicher.

Lüpertz in Karlsruhe
An vielen Stellen in Karlsruhe prägten Arbeiten des Künstlers das Stadtbild, ob etwa das Skulpturenduo "Die Hässliche erschrickt das Schöne" an der Bannwaldbrücke oder der "Narrenbrunnen" auf dem Kronenplatz, der mittlerweile fest mit dem Karlsruher Fastnachtsgeschehen verbunden sei. Von 1974 bis 1986 hatte Lüpertz als Professor für Malerei an der Staatlichen Hochschule der Bildenden Künste in Karlsruhe gelehrt.

Infos: www.genesis-luepertz.de und www.karlsruhe-kunst-erfahren.de

Perspektive auf die "Genesis"
Autor:

Jo Wagner

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