Verheiratet mit den Verlobten durch Italien
La cappella espiatoria di Monza
- Irene und Stephan vor dem Eingang der Gedenkkapelle
- Foto: Stephan Alberti-Riedl
- hochgeladen von Stephan Alberti-Riedl
Der König ist tot. Lang lebe der König!
Dieser bekannte Spruch muss für Vittorio Emanuele III. besonders zynisch geklungen haben, als er in einem Eilbrief von der Ermordung seines Vaters Umberto I. erfuhr. Dies zeigt sich eindrucksvoll, wenn man sich die Capella Espiatoria (Gedenkkapelle) ansieht, die er zwischen 1902 und 1910 von Giuseppe Sacconi erbauen ließ.
Die Kapelle ist im neoklassizistischen und neobyzantinischen Stil gehalten und besticht durch einen großen Obelisk über dem Marmoraltar, durch Mosaike, Kreuze und eine unterirdische Krypta mit Gedenkinschriften. Bei einer Führung erfuhren wir, was sich hier einst zugetragen hat.
Umberto I. war als König nicht sonderlich bei der Bevölkerung beliebt, weil es unter seiner Herrschaft viel soziale Ungleichheit, Armut und Hungersnöte gab. In der Folge kam es zu Aufständen und Streiks, die er militärisch niederschlagen ließ. Besonders aufsehenerregend war der Brotaufstand von Mailand im Mai 1898, bei dem die Armee hunderte Demonstranten töten ließ und Artillerie gegen Zivilisten einsetzte. Anstatt den zuständigen General zu bestrafen, belohnte Umberto ihn mit dem Großkreuz des Ordens der italienischen Krone.
Ein in die Vereinigten Staaten ausgewanderter Italiener und Anarchist namens Gaetano Bresci wollte das Volk rächen und kehrte deshalb in die Heimat zurück: Mit einer Pistole im Gepäck. Als der König am 29. Juli 1900 an einer Preisverleihung teilnahm, tarnte Bresci seine Waffe mit einem Blumenstrauß und schoss aus nächster Nähe auf den Herrscher. Er wurde sofort verhaftet, zu lebenslanger Haft verurteilt, und starb 1901 im Gefängnis: Er wurde ermordet. Der Königsmord schockierte die Herrscher Europas und verstärkte die Debatte um soziale Gerechtigkeit.
Der König konnte noch zur Villa Reale zurückkehren, aber verstarb dort. Vittorio Emanuele III. ließ zum Gedenken an seinen Vater an der Stelle, wo sich das Attentat ereignete, die Kapelle bauen.
Die Kapelle steht unter Denkmalschutz und ist ein nationales Symbol für Erinnerung und Versöhnung. Wer Monza besucht, sollte sich diesen eindrucksvollen Erinnerungsort nicht entgehen lassen.
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