Bernd Lang ist für die DKMS auf der Suche nach potenziellen Lebensrettern
Die Nadel im Heuhaufen

Bernd Lang wurde auch von seinem Vater begleitet | Foto: privat
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Freimersheim.Weltweit erkrankt alle 35 Sekunden ein Mensch an Blutkrebs. In Deutschland sind es 30 pro Tag. Dennoch findet nur ein Drittel der Patienten, die eine lebensrettende Stammzellspende benötigen, innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt daher einen nicht verwandten, fremden Spender. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, einen passenden außerhalb der Familie zu finden sehr gering. Es gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Aufgrund der Coronakrise können keine Typisierungsaktionen stattfinden. Unzählige Blutkrebspatienten sind dennoch auf Hilfe angewiesen.

Von Britta Bender

Wie jeder Mensch in nur wenigen Sekunden potenzieller Lebensretter werden kann, dafür wirbt Bernd Lang aus Freimersheim seit 10 Jahren. Er hatte sich 2008 bei der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Als Stammzellenspender infrage zu kommen ist zwar unwahrscheinlich, falls doch wird man zum Lebensretter, denn eine Stammzellenspende ist für die Patientinnen und -Patienten die allerletzte Chance den Blutkrebs zu besiegen und zu überleben.
Seit er vor zehn Jahren der damals 25-jährigen Amanda Trybula das Leben gerettet hat, ist es Bernd Lang eine Herzensangelegenheit, mit unterschiedlichen Aktionen, mehr und mehr Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie einfach es ist, sich bei der DKMS registrieren zu lassen und eventuell zum Lebensretter zu werden.
Er lud ein nach Freimersheim zum Open House im September 2013, um gemeinsam mit Amanda Trybula von ihren Erfahrungen zu berichte. Weitere Aktionstage folgten. Einer davon fand unter dem Motto „Registrierungspatenschaft Stammzellenspende“ statt. Bereits registrierte Menschen waren aufgerufen, jemanden mitzubringen, der sich bereit erklären würde, sich ebenfalls registrieren zu lassen.

Bernd Lang erfand den Rock’n Rollator. Er baute die Gehhilfe um zu einem fahrbaren Karaoke-Gefährt. Er trat damit auf beim Seniorennachmittag in Freimersheim, war unterwegs auf Weihnachtsmärkten im Eingangsbereich vom Globusmarkt in Neustadt.
Die jüngste Aktion fand am 18. Juli, genau 10 Jahre nach der Stammzellenspende, statt, und zwar mit einer Klapprad-Tour.
Warum mit Klapprad? „Weil zwei Teile perfekt zusammenpassen müssen, um ans Ziel zu kommen“, zieht Bernd Lang den Vergleich, denn erst, wenn für ein Blutkrebspatient oder -patientin ein genetischer Zwilling gefunden ist, kann eine Heilung möglich gemacht werden.

Die Tour der Südlichen Weinstraße entlang hat Höhen und Tiefen; es geht auf und ab, ebenso wie bei einem Krankheitsverlauf mit Blutkrebs. Die Tour startete am Deutschen Weintor. Wer schon einmal beim jährlichen Erlebnistag Deutsche Weinstraße mitgeradelt ist, kennt dieses Strecke oder Teilstrecken.
Eröffnet wurde die Tour mit Grußworten von Dr. Thomas Gebhart (MdB und Parlamentarischer Staatssekretär für Gesundheit). Mit am Start war Alexander Schweitzer (MdL, Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Bundesvorstand der SPD), er trat bis nach Frankweiler fleißig in die Pedale für den guten Zweck. In Frankweiler löste ihn Christine Schneider (Europaabgeordnete für Rheinland-Pfalz und Schirmherrin der Klapprad- Spendentour) ab, die Bernd Lang bis ins Etappenziel nach Edenkoben begleitete. Wegen der Coronakrise wurde im Vorfeld nicht allzu viel öffentliches Interesse für die Radtour geweckt.
Sonntags ging die Tour mit Familie und Freunden in die zweite Etappe, von Edenkoben über Neustadt und Bad Dürkheim nach Grünstadt bis zum Weintor in Bockenheim.
Nach jeder Aktion von Bernd Lang ist das Interesse an DKMS ist gestiegen und auch die Registrierungen in der Region nahmen jeweils zu. Stolze 2006 Euro an Spendengeldern konnten mit der Klapprad-Tour generiert werden. Viel wichtiger sind Lang jedoch die Neu-Registrierungen bei DKMS: „Dank dieser Jubiläumstour haben sich 77 neue Möglichkeiten ergeben, Leben zu spenden“.
Vor etwas mehr als zehn Jahren bekam er die Nachricht, dass er genau das tun könnte; Leben spenden.
So folgte der Gang zum Hausarzt, der einen Gesundheitscheck durchführt. Des Weiteren wird das Blut auf bestimmte Infektionserreger wie z.B. HIV oder Hepatitisviren geprüft. Anhand dieser Ergebnisse wird entschieden, ob man zu hundert Prozent der passende Spender für die entsprechende Patientin, den Patienten, ist.
Dem Spender wird außerdem vor der Stammzellenspende der über fünf Tage hinweg der Wachstumsfaktor G-CSF verabreicht. Normalerweise enthält das Blut nur wenige Stammzellen, dieses Medikament steigert die Anzahl und löst eventuell ein leichtes Abgeschlagenheitsgefühl, ähnlich einer Erkältung, aus.
Bernd Lang musste dann nach bestandenen Tests zur Stammzellen-Entnahme nach Frankfurt in die Klinik fahren. Selbstverständlich auf Kosten der DKMS.
Diese Entnahme erfolgt durch eine Blutabnahme aus einer Armvene. Es wird in eine spezielle Zentrifuge geleitet. Dort werden die Stammzellen vom Blut getrennt. Dieses wird anschließend über eine Vene im anderen Arm wieder in den Körper zurückgeleitet.
„240 Milliliter Blut und dreieinhalb Stunden“, schildert Lang seinen persönlichen Einsatz, „wenn die Stammzellen ausreichen, war’s das.“
In 80 Prozent der Fälle reichen die Stammzellen bei diesem Verfahren auch aus.
Die Geschichte mit der Entnahme aus dem Rückenmark ist ein Gerücht.
Allerdings wird, falls Stammzellen nicht ausreichen sollten, eine kleine OP erforderlich. Dann müssen diese aus dem Beckenkamm entnommen. Bei der Knochenmarkspende beschränkt sich das Risiko jedoch im Wesentlichen auf die Kurznarkose.
Kurz vor der Transplantation leiten die Ärzte bei Amanda Trybula die Vorbereitungsphase für die Stammzelltransplantation ein. Innerhalb zwei bis vier Wochen gab der Anstieg der weißen Blutkörperchen erste Anhaltspunkte, dass die neuen Stammzellen ihre Aufgabe erfüllen und gesunde Blutzellen bilden.
Die Spende hat Amanda Trybula das Leben gerettet. Sie musste noch vier Monate in der Klinik verbringen, die meiste Zeit unter Quarantäne.
Zwei Jahre ist ein Kontakt über DKMS möglich, allerdings anonym, persönliche Informationen auszutauschen ist nicht erlaubt. Inhalte werden sogar während dieser Zeit von der DKMS kontrolliert und gegebenenfalls unleserlich gemacht.
Bei beidseitigem Einverständnis werden die Adressen nach dieser Zeitspanne freigegeben.
So kam es, dass Bernd Lang im Frühjahr 2013 in die USA flog, um Amanda persönlich kennenzulernen. „Es war, als ob wir uns schon ewig kennen“, berichtet er. Es sei, als ob man derselben Familie angehöre. Immerhin sind die beiden genetische Zwillinge.
Nach einem Open House und TV Reportagen in der USA, folgte dann im September der Besuch von Amanda in der Pfalz, in Freimersheim.
Bernd Lang setzt sich seither unermüdlich dafür ein, potenzielle Stammzellenspender für die DKMS zu gewinnen.
Dass jederzeit ein bedrohliches Ereignis eintreffen kann, das musste er vor einigen Jahren am eigenen Leib erfahren.
Nach überstandenem Schlaganfall und einer dadurch notwendigen Herzoperation, ist er umso mehr sensibilisiert.
Bei der Diagnose Blutkrebs besteht die Heilungschance darin, die passenden Stammzellen zu erhalten.
Die Wahrscheinlichkeit, weltweit, einen genetischen Zwilling zu finden ist sehr gering. Höchstens fünf von hundert Registrierten werden innerhalb von zehn Jahren zur Spenderin, zum Spender. Jüngere kommen zu etwa einem Prozent innerhalb des ersten Jahres nach der Typisierung infrage.
Diese erfolgt ganz einfach: auf der Homepage der DKMS kann man sich registrieren, innerhalb weniger Tage bekommt man ein Registrierungsset zugesendet. Darin enthalten sind Formulare, die auszufüllen sind und Wattestäbchen. Mit diesen wird ein Wangenabstrich gemacht. Dieses Set wird ganz einfach wieder an die DKMS zurück geschickt. Mehr ist nicht zu tun.
Die Registrierung kostet die DKMS 35 Euro. Nicht jeder kann oder muss diesen Betrag selbst bezahlen, deshalb ist die DKMS als gemeinnützige Organisation auf Geldspenden angewiesen.
Bernd Lang ist mehr als froh, dass er infrage kam. Er lobt die hervorragende Betreuung der DKMS, vor allem rund um die Stammzellenentnahme in Frankfurt. Er freut sich, dass man sich bis heute regelmäßig bei ihm erkundigt, wie es ihm gesundheitlich geht. Wohl ist er kein Unbekannter bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei und schon gar nicht in der Südpfalz.

Weitere Informationen
https://www.facebook.com/profile.php?id=100015246944257
https://www.dkms.de/de
https://www.dkms.de/de/spender-werden
Telefon: 07071 943-0

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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